5. September 2007, Europa

Dänische Kattegatinsel Læsø

Drei Dörfchen, zwei kleine Häfen und ein kaum beschäftigter Polizist

Læsø, 29. August 2007 (vdk) Die Nachbarn schauen verdutzt: „Mein Gott, wo kommt ihr denn her?“, fragen sie die Urlaubs-Heimkehrer von nebenan. „So braungebrannt, und so entspannt?“ Man bestaunt die Urlaubsfotos mit den breiten, weißen Sandstränden und dem türkisfarbenen Wasser und dem großen, schmucken Ferienhaus – und erfährt die Herkunft der Bilder: „Norddänemark, nicht Karibik.“
Der Quell des Glücks heißt Læsø. Ein schüchternes Inselchen im Kattegat, gerade 22 Kilometer lang und stellenweise nur zwei Kilometer schmal. Ein Geheimtipp-Idyll mit Wäldern, Wiesen, Stränden, Dünen. 118 Quadratkilometer gemächliches Leben – mit drei Dörfchen, zwei kleinen Häfen und einem kaum beschäftigten Polizisten. Und (fast) immer mit einem Blick auf die Ostsee.
Hier sind neun Gründe, die für einen Urlaub auf Læsø sprechen – auch im Herbst. Oder gerade dann! Wenn die Luft besonders frisch ist, das Licht besonders schön, die Natur besonders farbig – und das Ferienhaus besonders preiswert (bis zu 70% Abschlag!):

DIE RUHE
Sie wollen tief durchatmen und relaxen? Sie wollen die Seele baumeln lassen und „hyggelige“, gemütliche Ferien machen? Sie können auf Diskos, Bars und Abenteuerparks verzichten? Dann sind sie hier richtig. Auf Læsø ticken die Uhren anders – gaaanz langsam. Selbst im Sommer, wenn 2.000 meist deutsche und dänische Urlauber da sind (so viele, wie die Insel Bewohner hat), ist Rummel ein Fremdwort – kein Gedränge an den Stränden, keine Schlangen in den Geschäftchen von Vesterø, Østerby und Byrum, keine Staus auf den Sträßchen, die ohne Ampeln auskommen. Man schwimmt, wandert, liest, angelt Scholle, Steinbutt und Lachs, schwingt sich auf einen Pferde- oder Fahrradsattel oder spielt Golf auf dem turniertauglichen 18-Loch-Platz (http://www.laesoe-golfklub.dk). „Schon wenn wir von der Fähre steigen, haben wir Lärm und Hektik hinter uns gelassen und spüren die Ruhe und Gelassenheit der Insel“, schwärmten Urlauber ins Gästebuch. „Und wenn wir wieder abfahren, ist es so, als hätten wir eine Kur oder einen Wellness-Urlaub gemacht.“

DIE NATUR
Lauschige Birken- und Kiefernwälder laden zu stundenlangen Wanderungen ein, Pilz- und Beerenjäger können hier vor allem in Spätsommer und Herbst reiche Beute machen. Nicht selten trifft man Wanderer mit Körben voller gelb leuchtender „Svamper“ (Pfifferlinge). Auf Wiesen und Heiden grasen zottelige Galloway-Rinder, Island-Pferde, Schafherden. Die kilometerlangen Dünen sind ein Paradies für Kinder, die Moore und Naturschutzgebiete für dutzende seltener Schmetterlings- und Vogelarten wie Kampfschnepfe, Säbelschnäbler und Austernfischer. Hier blühen auch seltene Orchideen und fleischfressender Sonnentau. Tipp für Blumenliebhaber: der 7.000 qm große, private Rhododendron-Park eines Ehepaares in Østerby (http://www.rhododendron-park.dk). Für zehn Kronen Eintritt bekommt man den herrlichen Garten mit seinen 2000 Büschen gezeigt.

DIE FERIENHÄUSER
Inzwischen rund 300 an der Zahl, 50 bis 150 qm groß, von schlicht-funktional bis luxuriös mit Indoor-Swimmingpool. Um Insel und Natur zu schonen, sollen es aber nicht viel mehr Häuser werden. Skandinavisch-gemütliche, voll eingerichtete Unterkünfte, meist aus Holz, alle mit Doppel- und Etagenbetten, Gartenmöbeln und Grill, die meisten mit Satelliten-TV, offenem Kamin, offener Küche, Sauna oder Whirlpool. Die Grundstücke umfassen oft mehrere tausend Quadratmeter. In Vor- und Nachsaison gibt’s Häuser zu „Schnäppchenpreisen“, z.B. ein Vier-Personen-Haus statt für 700 für nur 250 Euro/Woche.

DAS ANGEBOT FÜR KIDS
Vom Schwimmen und Plantschen an den 25 Kilometer langen, meist seichten, flachen Ostsee-Stränden abgesehen, reicht es von Reiten (Pferdehöfe wie der „Krobækgård“ bieten Ausritte für jedes Alter an, auch ganze Reitferien sind möglich, http://www.rideferie.dk) bis zum kostenlosen Besuch der Meersalzsiederei, die inzwischen 20 Leute beschäftigt und zahllose Restaurants bis nach Kopenhagen und Grönland mit Læsø-Salz beliefert. In jahrhundertealten Hütten wird in riesigen Pfannen bei 85 Grad Salz gesiedet. Man kann zuschauen, mitmachen, das Salz in kleinen Leinensäckchen kaufen. Tipp: mit den Kids zum „Nachtsieden“ (mit Lagerfeuer und Vortrag auf Deutsch).
Außerdem gibt’s auf der Insel, die flach ist wie ein Pfannkuchen, und die man unbedingt per Fahrrad erkunden sollte, zahlreiche Rad-Verleiher (Kinder ab 50 Kronen, Erwachsene ab 70 Kronen/Tag), einen Minigolf-Platz, man kann Angel-, Kanu- und Kajak-Touren buchen, Tauch- und Schnorchelkurse belegen. Angeboten werden auch kindgerechte Natur-Expeditionen. Und auf Muschelsuche haben Kids sowieso immer Lust. Tipp: Mit dem Fernglas an der Nordspitze „Danzigmann“ die Seehund-Kolonie beobachten. Der Bestand wird auf 600 bis 800 Tiere geschätzt. Oder zu einer „Seehund-Safari“ mit dem umgebauten Kutter „Seadog“ ablegen (Erwachsene 285, Kinder 175 Kronen).

DAS ANGEBOT FÜR GROßE
Ohne Kids sollte man das 2005 eröffnete Insel-Brauhaus „Bogøgård“ und seine „Ølbar“ (Bierbar) aufsuchen, wo es die 4 verschiedenen Sorten Inselbier von Erik Schollert zu kosten und in Flaschen und Fünf-Liter-Fässchen zu kaufen gibt. Die Brauerei gab’s schon von 1893 bis 1954. Der Braumeister hat sie wieder aufleben lassen und braut hier „handgemachtes Inselbier“. Und wer sein Englisch (oder auch Dänisch) schulen möchte, kann das für ein paar Kronen Eintritt im Insel-Kino tun: im „Elly Finn“, in einem 1932 erbauten Tanzsaal beheimatet, mit 36-qm-Leinwand und 125 Sitzen ausgestattet, laufen alle Filme in Englisch mit dänischen Untertiteln. Einen Ausflug und Fotomotive sind sicher die vielen mit Seegras bedeckten Häuser wert, u.a. das Heimatmuseum. Hier ist das Dach bis zu einen Meter dick! Und wer gut auf den Beinen ist und eine Extra-Portion frische Seeluft einatmen möchte, meldet sich zum Læsø-Marathon an.

DIE KÜNSTLER
Auf Læsø wohnen und arbeiten Maler, Töpfer, Weber, Pfeifenschnitzer, Kerzengießer, Glasbläser. Viele haben Werkstatt oder Galerie, lassen sich bei der Arbeit über die Schulter schauen, bei einigen kann man Kurse belegen. Auf dem großen Hof der alten Dame Ann Julie, die als Malerin und Bildhauerin ein Halbjahr auf Læsø, ein Halbjahr auf Hawaii verbringt, gibt’s zum Ausstellungs-Rundgang Kaffee und selbst gemachten Kuchen.

DIE INSEL-SPEZIALITÄTEN
Die größte wird in mehreren guten Restaurants aufgetischt, z.B. im kleinen, hübschen „Delikaten“ im Dach eines Fischerhauses im Hafen von Vesterø: der knackigfrische Jomfruhummer (Kaiserhummer), etwas kleiner als sein amerikanischer Verwandter. Læsø ist Europas größter Jomfruhummer-Lieferant! Hier gefangen landen die Tiere sogar auf Meeresfrüchte-Tellern in Italien und Spanien. Die rund 50 Fischerboote, die zur Nacht auslaufen, bringen frühmorgens auch Makrele, Dorsch, Kabeljau und Seezunge mit, verkaufen gleich ab Boot. Unbedingt auch andere Læsø-Leckereien probieren, die z.B. in schönen Bauernhof-Läden und in den vielen privaten „Verkaufsboxen“ am Wegesrand ausliegen: Honig, Obst, Käse, Öko-Kartoffeln.

DIE SONNE
Nirgendwo sonst in Dänemark fällt so wenig Regen wie hier. Und nirgendwo sonst scheint die Sonne so oft (15% über Landesdurchschnitt). Oft heißt es schon im Mai „Baden möglich“, und ist die Luft im Oktober manchmal noch über 20 Grad warm.

DER BERNSTEIN
Er wird bei starkem Wind und Wellengang (vor allem im Herbst) aus den Tiefen der Ostsee angeschwemmt, in der vor Jahrtausenden riesige Wälder verschwanden. Mal sind’s nur Splitter, mal ist der Fund groß wie ein Fingernagel. Experten fanden hier schon Bernsteine groß wie Tischtennisbälle. Also: beim Strandspaziergang Augen auf nach dem „Læsø-Gold“. Wer nichts findet: Mehrere Lädchen und Künstler bieten schöne Bernsteine und Schmuck zum Kauf an.



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