3. Oktober 2007, Ungarn

Porzellan mit Vergangenheit – Die Zsolnay-Manufaktur in Pécs

Sie hinterlässt Spuren. An der Nationalbank und an der Kunsthalle in Budapest, am Museum der Schönen Künste in Mexiko-Stadt und in unzähligen Haushalten in der ganzen Welt: die Keramik-Manufaktur Zsolnay im südwestungarischen Pécs. Bis ins Jahr 1853 reicht die Geschichte des Familienbetriebs zurück. Aus der ehemaligen Steingutfabrik wurde damals eine Manufaktur, die heute international mit ihren Fa-yencen und sezessionistisch-geprägten Motiven Erfolg hat. Mehr noch: Das Fabrik-gelände ist ein Schlüsselprojekt ihm Rahmen der Aktivitäten zur „Kulturhauptstadt Europas 2010 Pécs“. Hier entsteht bis zum Kulturjahr das Zsolnay-Kulturviertel.

Die handgefertigten Zierflaschen, Krüge, Vasen, Geschirrserien und Porzellanfigu-ren können interessierte Ungarn-Reisende in der Zsolnay-Ausstellung des Janus-Pannonius-Museums, dem städtischen Museum von Pécs, besichtigen. Die Ausstel-lung vermittelt ein eindrucksvolles Bild von den technischen Errungenschaften des Unternehmens und spiegelt den Stil- und Geschmackswandel des europäischen Kunsthandwerks im ausgehenden 19. Jahrhundert wider. Die Ausstellung befindet sich im ältesten Wohnhaus der Stadt Pécs in der Káptalan utca 2 und ist normalerweise von April bis Oktober jeweils dienstags bis samstags zwischen 10 und 18 Uhr, sonntags bis 16 Uhr geöffnet. In der kalten Jahreszeit zwischen November und März öffnet das Museum von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 16 Uhr. Erste Eindrücke auch unter www.jpm.hu – und dann einfach auf der Liste in der deutschen Version Zsolnay Museum anklicken.
Einen noch tieferen Einblick in die Welt des Zsolnay-Porzellans gewährt eine Führung durch die eigentliche Manufaktur, die bis zum heutigen Tag an ihrem ursprüng-lichen Standort zu finden ist. Wie wird das Porzellan gefertigt? Was ist Pyrogranit? Und was hat die Pariser Weltausstellung im Jahre 1878 mit dem Ganzen zu tun? Diese und andere Fragen werden hier beantwortet. Ganz nebenbei lassen sich die farbenfrohen Kunstwerke bestaunen – sowohl im Betrieb als auch im denkmalge-schützten Fabrikhof. Besichtigungen sind montags bis freitags am Vormittag mög-lich – jedoch nur in Gruppen und nach Voranmeldung unter Telefon 0036/72/507652, per Fax 0036/72/313645 oder per E-Mail solya@zsolnay.hu. Eine deutschsprachige Führung kostet 1.000 Forint (circa vier Euro) pro Person. Informationen rund um die Geschichte des Familienbetriebs sind im Internet unter www.zsolnay.hu auch in deutscher Sprache abrufbar.

Der internationale Erfolg der Manufaktur ist eng mit Vilmos Zsolnay verbunden, der die technische Entwicklung im Jahre 1865 von seinem Bruder Miklós übernahm. Vilmos experimentierte mit verschiedenen Ton- beziehungsweise Glasurarten und entwickelte den kleinen Betrieb bald zum Kunstkeramikbetrieb Nr. 1 in Ungarn. Die Auszeichnung mit dem Grand Prix bei der Weltausstellung in Paris 1878 brachte ihm schließlich den Weltruhm. Abgesehen von bekannten Künstlern, entwarf Vilmos Zsolnay auch selbst Motive für seine Keramikgegenstände: Zunächst historisch, orientalisch oder volkstümlich, waren sie später stark vom Jugendstil geprägt. Auch der Architekt Ödön Lechner, der Meister des spezifisch ungarischen Jugendstils, arbeitete im Bereich Baukeramik mit Zsolnay zusammen. So kommt es, dass Un-garn-Reisende beim Bummel durch Budapest und Co. auch heute noch zahlreichen Beispielen aus dem Hause Zsolnay begegnen.



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