4. Oktober 2007, Schleswig-Holstein

Eine Legende unter Segeln nimmt Kurs auf die westliche Ostsee

Die beeindruckende, russische Viermast-Bark „Krusenstern“ (ex. Padua).Die auf maritime Veranstaltungen spezialisierte Flensburger Event-Agentur Edelhoff hat das 116 m lange Schiff für die Kieler Woche 2008 (21. bis 29. Juni) gechartert und bietet Törns und komplette Charter während der Kieler Woche an. Die Charter gelang den Flensburgern aufgrund ihrer Erfahrungen mit europäischen Großseglern und Traditionsschiffen.

Zwar trägt das mächtige Segelschiff den Namen des ersten russischen Weltumseglers und Admirals Adam Johann von Krusenstern. Doch dahinter verbirgt sich ein legendäres Kapitel deutscher Segelgeschichte: Als einstige „Padua“ gehörte das Schiff zu den „Flying P-Linern“, mit ihren Schwesterschiffen Pangani, Petschili, Passat, Pommern, Peking, dem Fünfmaster Preußen, sowie der „Pamir“, an deren tragischen Untergang vor 50 Jahren gerade erst wieder mit Berichten in den Medien über die Einweihung der Pamirkapelle in Lübeck erinnert worden ist. Als letztes Exemplar dieser imposanten Flotte, die die Hamburger Reederei Laeisz einsetzte, ist die frühere „Padua“ heute noch in Fahrt zu erleben. Ursprünglich fuhr sie als Frachtsegler, transportierte Baumaterialien nach Südamerika, kehrte mit Salpeter zurück und brachte Weizen nach Australien.

Gebaut 1926 auf der Tecklenborg-Werft in Wesermünde (heute: Bremerhaven), legte sie auf ihrer Jungfernreise unter dem Kommando von Kapitän Carl Schuhberg den Weg von Hamburg nach Talcahuano, Chile, in 87 Tagen zurück. Die schnellste Reise der „Padua“ führte 1938/39 von Hamburg nach Chile und Australien zurück nach Hamburg in acht Monaten und 23 Tagen – das war Weltrekord für Rahsegler. Zu den überlieferten Begebenheiten gehört 1943 die Ausstattung mit einer Kanone. Die Mannschaft der „Padua“ brachte es fertig, ein deutsches Flugzeug abzuschießen und ein deutsches U-Boot zu rammen.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges musste das stolze Schiff, das in seiner Geschichte vier Mal Kap Hoorn umrundete, als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgegeben werden. Dort erhielt es den Namen „Krusenstern“. Ihr Kapitän, Jürgen Jürs, starb am Tag der Übergabe.

Ihre Fahrten führten die „Krusenstern“ häufig von der Ostsee ins Schwarze Meer. Im Jahr 1981 ging die Viermastbark an die Estonian Fisheries Industry. Statt Riga wurde Tallinn ihr Heimathafen. Zehn Jahre später war sie Teil der Baltic Academy of the Fisheries Fleet, Kaliningrad. Heute nutzt das russische Ministerium für Fischwirtschaft die „Krusenstern“ zur Ausbildung des Nachwuchses der Fischereiflotte.

1974 nahm die „Krusenstern“ an der „Operation Sail“ teil. Beim Transatlantik-Rennen von Kanada nach Liverpool gelang ihrer Besatzung in einem schweren Sturm der erste Platz, der zwei Jahre später erfolgreich verteidigt werden konnte. Der größte Triumph wurde für das Schiff die „Operation Columbus ´92″ zur 500-Jahr-Feier der Vereinigten Staaten. Während des Rennens von Boston nach Liverpool erreichte sie die Rekordgeschwindigkeit von 17,4 Knoten (32,3 km/h). Das bedeutete den Sieg der „Krusenstern“ bei dem Rennen.

Ein so schöner Windjammer war auch ideale Filmkulisse, etwa im Streifen „Große Freiheit Nr. 7″ mit Hans Albers, „Die Meuterei auf der Elsinore“ (1935), „Herz geht vor Anker“ (1940) und nach 1955 in einigen sowjetischen Filmen. Besonders erfreulich ist, dass die KRUSENSTERN immer „jünger“ wird. So sind in den letzten 10 Jahren zahlreiche Erneuerungen vorgenommen worden. Neben neuen Dieselmotoren, Kombüseneinrichtungen, GMDSS-Funkanlage, Sanitäreinrichtungen, Sicherheitseinrichtungen, Frischwassererzeuger und neue Stengen an allen vier Masten fällt besonders positiv das neue Wetterdeck aus fünf cm dickem Kampala auf.

Für Kenner weitere Daten des Schiffes: Länge 116,7 Meter, Breite 14 Meter, Tiefgang sieben Meter, Segelfläche 3 400 Quadratmeter, Masthöhe 55 Meter über Deck. Zwei Acht-Zylinder-SKI-Motoren leisten je 1200 kW. An Bord der „Krusenstern“ sind 110 Studenten und 75 Stammcrew inkl. Lehrern, Arzt und Krankenschwester. Heimathafen ist Kaliningrad.

„Der schönste Windjammer auf den Weltmeeren“, schwärmt Hans-Jürgen Edelhoff, der mit seiner Agentur seit Jahren Kontakt zu russischen und norwegischen Großseglern, deutschen und holländischen Traditionsseglern pflegt wie die Kooperation mit dem Verein „Tallship Friends“. Die Flensburger Agentur bietet Mitfahrten auf der „Krusenstern“ während der Kieler Woche speziell für Firmen-Veranstaltungen an. Dabei reicht die organisatorische Leistung vom Gastronomie- über das Unterhaltungs- bis zum Servicekonzept.



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