30. Dezember 2007, La Palma

Karneval auf La Palma

Denkt man an den Karneval auf den Kanaren, fallen einem zunächst die brasilianisch anmutenden Faschingsumzüge und -Veranstaltungen von Sta. Cruz de Tenerife ein. Wesentlich unbekannter ist, wie Karneval auf der kleinen Kanareninsel La Palma gefeiert wird. Dort empfängt am Rosenmontag eine kuriose Puderschlacht die „indianos“, die Heimkehrer aus Amerika mit ihren Papageienkäfigen und Schrankkoffern, riesigen Havannas, Sklaven, dicken Uhrketten und espejuelos (Brillen mit kleinen, runden Gläsern). Dazu tobt pausenlos karibische Musik. Die ehemaligen Hauptstraßen O‘Daly und Pérez de Brito ertragen die Puderwolken mit stoischer Gelassenheit, und das Straßenpflaster wird noch tagelang schneeweiß sein. Anfang der sechziger Jahre begannen einige Palmeros die Indianos zu parodieren: Jene reich gewordenen Emigranten, die nach La Palma zurückkehrten, elegant gekleidet in Spitze und Anzügen aus makellosem, weißem Leinen, mit ihren offenen Wagen und Kindern in Matrosenanzügen. Anfangs hatte das Talkumpuder mit dieser Persiflage auf das 19. Jahrhundert nichts zu tun. Aber zu Beginn der achtziger Jahre wurden die Indianos in das offizielle Programm der Stadtverwaltung integriert, und so weitete sich die Karnevalstradition des Puderwerfens auch auf sie aus.In Los Llanos de Aridane wirft man – genauso wie auf der übrigen Insel – Talkumpuder spontan und überraschend, ob man den leidgeprüften Zuschauer nun kennt oder nicht. Das offizielle Festprogramm präsentiert seit 1993 die althergebrachte Tradition der Alten (las Viejas), Doppelfiguren, eine davon unecht, halb alte Frau, halb Mann, der vorgibt, auf der Frau Huckepack zu reiten. Sie tanzen eine groteske Polka, komponiert von dem Palmero Juan García.



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