1. April 2008, Schweiz

Alphorn-Queen zwischen Pop und Funk

Eliana Burki vertritt die Schweiz musikalisch gleichzeitig auf traditionelle und auf unübliche Art: Ihr Alphorn ist aus Carbon, ihr Alpsegen Pop und mit der Tracht hat sie nichts am Hut. Das Alphorn indes gilt als Urinstrument der Schweiz.
Früh entwickelter Eigensinn führt offenbar direkt zum Schweizer Nationalinstrument: «Als ich 6 Jahre alt war, wollte meine Mutter, eine Pianolehrerin, dass ich mit Klavierstunden beginne», erzählt die junge Eliana Burki. «Doch ich stellte mich quer. Denn Alphorn wollte ich spielen, nicht Klavier – zum Entsetzen meiner musikalischen Eltern, die uns Kinder mit klassischer Musik aufwachsen liessen!»Nach dem Alpsegen begann der Wandel

Der zweite wichtige Entscheid in Elianas jungem Musikerleben fiel, als sie gerade einmal 9 Jahre alt war: «An einem Jodlerfest in der Schweiz musste ich im Trachten-Look vor einer Riege alter Männer den Alpsegen spielen – das war mir dann doch des Guten zuviel!»

Der Motivation zuliebe Jazz und Blues
Elianas Alphorn-Lehrer Jürg Sommer schwenkte darauf ein. Er spürte,dass seiner einzigen Alphorn-Schülerin bald die Motivations-Puste ausgehen würde, sollte er sie weiter auf dem konventionellen Pfad der Schweizer Volksmusik unterrichten. So driftete der Alphorn-Sound von Eliana schon bald in Richtung Blues und Jazz – zum Entsetzen einiger Musik-Fundamentalisten, die den Eltern böse Briefe schrieben, ihr Kind «verhunze» das Schweizer Nationalinstrument.
«Doch viele andere fanden das toll, sogar Folklore-Liebhaber», sagt sie rückblickend.

Reisen durch Europa mit Alphorn und Mutter
Schon bald folgten zahlreiche Reisen durch Europa, immer begleitet von der Mutter am Piano. «Wir wirkten damals äusserst modern mit unserem Alphorn-Klavier-Duo», so Eliana. Nach einem Auftritt am Basler Blues und Jazz Festival fielen die Würfel endgültig: Die 18-Jährige entschied sich, professionell ins Musik-Business einzusteigen.

Um allerdings mit dem Publikum in Kontakt treten zu können, mussten Gesangseinlagen her. Singen in Kombination mit dem Alphorn-Spielen hat seine Tücken: Beim Singen braucht es andere Muskeln als beim Horn blasen.

«Folding Alphorn light»
Das neue Alphorn von heute ist nicht mehr aus Holz, sondern besteht aus vielen federleichten und teleskopartig zusammenschiebbaren Carbon-Teilen (Kunststoff), die in einem Sportsack Platz haben. Das Horn muss vor jedem Auftritt neu gestimmt werden.

Ein Alphorn hat fünf Oktaven – je höher eine Oktave, desto mehr Töne gibt es. Deshalb und aufgrund der schwierigen Naturtonleiter müssen die Jazz-,Blues- und Funk-Arrangements fürs Alphorn umgeschrieben werden.

Chinesen und Amerikaner
«Die Chinesen sind zusammen mit den Amerikanern das dankbarste Publikum»,schwärmt Eliana. Deshalb spiele sie gerne vor chinesischem Publikum. Mit 16 Jahren hat sie 1999 erstmals die Schweiz musikalisch an einem Weltkongress vertreten, in Paris. Seither dient sie ihrem Land oft als musikalische Botschafterin. Ihre Touren führen sie 2008 von Amsterdam bis nach Hongkong. (swissinfo)



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