1. August 2008, England, Wales

Musikfestivals in England

Musikfestivals sind in England schon immer Gelegenheiten gewesen, bei denen Musikfans richtig ausflippen können, und das nicht nur musikalisch. Es gibt Fangemeinden, die sich akribisch auf jeden Festivalbesuch vorbereiten – bis hin zur Wahl eines augenfälligen Kostüms. Das erleichtert es dann ungemein, sich unter Tausenden anderen Festivalbesuchern wieder zu finden. Weg vom bloßen Hörerlebnis, hin zum Event, auf dem man als Freak wahrgenommen wird. Aber auch Praktiker sind mit von der Party. Merkmal hier: Sie reisen wettervorbereitet an, vorsorglich mit Gummistiefeln und Sandalen. Insider, Praktiker und ganz normale Besucher eint die Freude an der Musik. Sie wollen Freunde und Gleichgesinnte treffen und dort schlafen, wo das Konzert stattfindet. Nicht zuletzt diese Buntheit macht englische Konzertatmosphäre aus. Meist finden die Musikevents mitten in der Natur statt, wie beim legendären Glastonbury (www.glastonburyfestivals.co.uk). Partylaune pur. Machen wir uns nichts vor, solche Ereignisse bleiben am besten im Kopf… Doch wenn die Events immer größer werden und die Tickets immer schwieriger zu ergattern sind – was tun? Die Lösung ist, nach anderen, noch nicht so bekannten Musikorten zu suchen.

In den letzten paar Jahren haben sich viele kleine aber feine Festivals auf der Insel erfolgreich etabliert. Und ausprobieren lohnt sich. Eines, das praktisch gerade jetzt läuft, ist The Big Chill (www.bigchill.net) (1.-3. 8. 2008) bei Eastnor Castle in Herefordshire. Hier spielen electronische Acts, wie Bomb the Bass und Plaid. Darüber hinaus gibt es Tanzbühnen und Top Comedy Acts. Die Atmosphäre ist locker vor kolossal beeindruckender Kulisse. Eastnor wirkt fast wie ein englisches Neuschwanstein. Schon allein wegen dieses Erlebnisses lohnt ein Festivalbesuch.

Musikfestival-Werber können einem guten Wortspiel kaum widerstehen, es bot sich auch förmlich bei diesem an. Endorse-It In-Dorset (www.lgofestivals.com/) (Dabei sein in Dorset), das dieses Jahr vom 8.-10. August dauert. Ein eher kleines Festival mit Zuschauerkapazitäten bis zu 5.000 Leuten. Zu hören und erleben sind Ska, Dub und Punk inmitten der sanften Hügel Dorsets, im ländlichen Oakley Park, in der Nähe von Sixpenny Handley. Hier geht’s eindeutig rockig zu: Bands, sind the Beat, the Buzzrocks (www.thebuzz.co.nr/) (klare, geradlinige E-Gitarrenklänge mit ehrlichen Drums, Einflüsse von van Halen, Jimmy Hendrix und Kiss sind nicht zu leugnen). Ferner sind Dreadzone (www.myspace.com/gregdread) live zu erleben. Von Multitalent Greg Dread (Songwriter, Producer, DJ, Programmierer) und Tim Bran 1992 gegründet, könnte die Musik ebenso gut den Soundtrack zum Film „Matrix“ ergänzen. Hier wären sie in erstklassiger Gesellschaft von Marilyn Manson, Propellerhead und Rob Zombie: Schnelle Beats folgen zum Teil düster-zorniger Stimmung, die ansteckend wirkt und extensives Headbanging hervorruft. Auch gut für jede Love-Parade, in jedem Fall aber gut für Endorse-It In Dorset. Außerdem auf dem Festival: Open-Air Comedy und ein bisschen Alternativ-Atmosphäre. Spezielle Beschäftigungen für Kids werden genauso geboten, wie Heil- und Entspannungsstände.

Im schönen Wales trifft Folk Musik auf psychedelischen Rock. Wer noch nicht vom Green Man Festival (www.thegreenmanfestival.co.uk/) gehört hat, sollte einfach hinfahren. Festivalatmosphäre satt gibt es im Glanusk Park in der Nähe von Crickhowell in den Brecon Beacons vom 15. bis 17. August. Die Headliners sind die britische Folk/Jazz Gruppe Pentangle (www.myspace.com/pentangle), die ihr originales Line up mit den Gitarristen Bert Jansch und John Renbourn zelebrieren. Die Band existiert schon seit 1967, hat seitdem kreativen Umgang mit musikalischen Grenzen bewiesen, neue Folkmusikstile ausprobiert und fasziniert durch die Stimme von Jacqui McShee, begleitet von den Gitarren Janschs und Renbourns. Erstmalig in diesem Jahr bei Greenman wird James Yorkston (www.myspace.com/jamesyorkston) sein mit seinen leisen Gitarrenklängen und balladenartigen Songs. Musik zum Zuhören, zum Versinken in Geschichten und Schweben in Noten, ähnlich der von Damian O. (man erinnere sich einfach an den Film Closer – Hautnah).

Am gleichen Wochenende gibt es aber auch eines der besten up und coming Festivals – Beautiful Days (www.beautifuldays.org/) (15. bis 17. August in Escot Park, Ottery St. Mary in Devon). Die Wahl, welches Festival man besucht, dürfte schwer fallen. Letztendlich entscheidet der Musikgeschmack. Dieses Festival gibt es seit 2003 und wurde von der Folk-Punker Band Levellers ins Leben gerufen. Die Band wollte mal ein altmodisches Festival kreieren mit einem starken Gemeinschaftssinn. 10.000 Leute können diesen bei einem Besuch des Mini-Glastonbury entwickeln. Vor zwei Jahren gewann Beautiful Days mit seinem Konzept sogar den Titel „Best Grassroots Festival“. In diesem Jahr treten hier neben den Levellers auch Squeeze, Supergrass, Nouvelle Vague und viele andere Gruppen auf. Die Tickets sind leider schon ausverkauft. Deshalb schon fürs nächste Jahr vormerken!

Am 23. und 24. August wird das nunmehr zehnjährige Bestehen desCreamfields (www.cream.co.uk) auf dem Daresbury Estate bei Halton in Cheshire begangen. Mit dabei Fatboy Slim (www.fatboyslim.net/start.htm), auch bekannt als Quentin Leo Cook, der in seinen frühen Jahren der Rockszene verfallen war, ihr dann aber den Rücken kehrte, um mit den Housemartins („Caravan of Love“) erfolgreich zu sein. Die Band existierte zwei Jahre, danach ging Fatboy Slim eigene Wege, mixte, legte auf und produzierte. Erfolgreich, denn 2002 wurde er in der Liste der 50 Bands von Q Magazine aufgeführt, die man unbedingt gesehen und gehört haben muss, bevor man stirbt. Weitere Acts von Creamfields sind Peter Tong, Kasabian und Ian Brown. Das Festival ist bekannt als das größte Tanz- und Elektronik Event im Vereinigten Königreich. In Sachen House Musik hat es sogar die Auszeichnung „Event of the Year“ abgeräumt. Hier mixen die besten DJs der Welt, ein Super Line-up und Klasse-Live-Acts lohnen den Besuch.

Vom 5. bis 7. September startet auf der Isle of Wight das Bestival (www.bestival.net). Partymeile ist der Robin Hill Country Park in der Nähe von Newport. Obwohl erst im fünften Jahr seines Bestehens hat sich die Qualität des Events bereits unter den Insidern herum gesprochen. Die BBC berichtet über das Event, die Tickets sind bereits ausverkauft. Dieses Jahr treten dort Gary Numan und The Human League auf, genauso wie My Bloody Valentine, Aphex Twin und Chas and Dave. Auch hier haben sich die Organisatoren an Wortspielen probiert. Ortsbezeichnungen wie das Restival bezeichnen eine ruhige Entspannungszone mit Hängematten in einer mongolischen Jurte mitten auf dem Festivalgelände. Das Breastival soll Rückzugspunkt für junge Mütter und Schwangere sein.

Wer jetzt Lust auf gute Musik auf englischem Boden bekommen hat, richte diese Seite als Favoritenseite ein: www.england-rocks.co.uk. Hier sind nicht nur Informationen über Musikorte und Musiker zu finden, sondern eine große Auswahl an weiteren Festivals – nicht nur für 2008.
(Visitbritain, Text: Regina Zibell)



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