Weltklimagipfel 2008 in Posen
Nach Bali steht in diesem Jahr die westpolnische Stadt Poznań (Posen) im Zentrum der weltweiten Klimadebatte. Vom 1. bis 12. Dezember treffen sich dort bis zu 10.000 Vertreter aus 190 Ländern beim 14. Weltklimagipfel der Vereinten Nationen. Für Polen ist das eine einzigartige Gelegenheit, sich der Welt als perfekter Gastgeber zu präsentieren. Tomasz Kayser, der stellvertretende Stadtpräsident, erhofft sich von der Konferenz zudem, dass man überall in der Welt Poznań als eine interessante Stadt „gleich um die Ecke von Berlin“ wahrnehmen wird.
Für knapp zwei Wochen wird Poznań im Fokus der Weltöffentlichkeit stehen. Wissenschaftler und Beamte, Vertreter von UN und von Umweltverbänden, Minister und Staatschefs werden sich hier versammeln, einige Tausend Journalisten über das Geschehen berichten. Für die Stadt eine Chance, wie sie wohl nur alle 100 Jahre kommt, und die sie auch nutzen möchte. Deshalb wird in Poznań auch das größte Begleitprogramm einer UN-Klimakonferenz stattfinden. Dreimal täglich können die Konferenzteilnehmer bei Rundgängen unterschiedliche Aspekte der Stadt kennen lernen. Insgesamt acht Themenrouten wurden dafür ausgearbeitet. Daneben finden mehrere unterschiedliche Tagestouren in das Posener Umland statt, unter anderem zu den bekannten Schlössern von Kórnik und Rogalin. Rund 500 Freiwillige bieten sich als Guides an – einige von ihnen sind an festen Infoständen eingesetzt, andere ständig im Stadtgebiet unterwegs, um den Konferenzteilnehmern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Poznań ist reich an Attraktionen und möchte das den Konferenzteilnehmern und der Welt auch zeigen. Das beginnt auf der von Warthe und Cybina umflossenen Dominsel, wo vor mehr als 1.000 Jahren nicht nur die Geschichte der Stadt, sondern auch die Geschichte Polens begonnen hatte. Bis heute ruhen dort im Dom die Gebeine der beiden ersten polnischen Regenten, Mieszko I. und Bolesław Chrobry. Besonders stolz ist man auf die ab 1253 schachbrettartig angelegte Altstadt rund um den Alten Markt mit einem der schönsten Renaissance-Rathäuser Europas und der prachtvollen barocken Pfarrkirche. Hier treffen sich in den rund 200 Kneipen nicht nur die Touristen, sondern auch viele Studenten, die ein Viertel der rund 570.000 Einwohner der Messestadt bilden.
Poznań besitzt zudem das letzte Kaiserschloss, das in Europa gebaut wurde. Es entstand 1910 für den deutschen Kaiser Wilhelm II. und wurde später vom Hofarchitekten der Nationalsozialisten, Albert Speer, als Residenz für Adolf Hitler umgebaut. Heute dient das riesige Gebäude Theatergruppen und bildenden Künstlern als Auftritts- und Ausstellungsort. Zum größten Besuchermagnet entwickelte sich das auf dem Gelände einer alten Brauerei entstandene Einkaufs- und Kulturzentrum „Stary Browar“, das sich wohltuend von den standardisierten Einkaufszentren abhebt, die man inzwischen überall in Europa findet. Es heimste für sein Design und Konzept bereits mehrere internationale Auszeichnungen ein. Rund 200 Läden erwarten die Besucher dort; die gesamte Anlage ist gleichzeitig öffentlicher Ausstellungsraum für moderne Kunst, Spielort für Musik- und Theatergruppen und ein beliebter Treffpunkt zu allen Tageszeiten.
Auch mit seinem reichen Kulturleben möchte Poznań punkten. So soll es Anfang Dezember eine lange Nacht der Museen, Galerien und Theater geben, damit die Konferenzteilnehmer auch nach ihren Sitzungen noch das kulturelle Angebot der Stadt nutzen können. Bekannte Sänger aus Poznań werden – der Jahreszeit entsprechend – weihnachtliche Lieder in verschiedenen Kirchen singen. Die Jazz-Legende Herbie Hancock wird am 2. Dezember zu einem großen Konzert in der Posener Arena erwartet. Alle diese Veranstaltungen seien nicht nur für die Konferenzteilnehmer, sondern auch für die Bevölkerung der Stadt offen, betont der stellvertretende Stadtpräsident. Um die Bürger Posens auf die Konferenz vorzubereiten, hatte die Verwaltung 2008 zum Jahr des Klimas und der Umwelt erklärt. Rund 120 Diskussionsveranstaltungen, Ausstellungen und andere Aktivitäten fanden bisher statt, um auf die Bedeutung des Konferenzthemas hinzuweisen.
Doch warum wurde überhaupt Poznań, die Hauptstadt der westpolnischen Woiwodschaft Wielkopolska (Großpolen), als Austragungsort des Weltwirtschaftsgipfels ausgewählt? Die Antwort ist für Tomasz Kayser einfach. Weil turnusmäßig ein Konferenzort in Mitteleuropa an der Reihe war, fiel die Wahl auf Polen, und nur Poznań bot für ein Treffen dieser Größe die nötigen Voraussetzungen. Das in Bonn beheimatete Sekretariat der Klimakonferenz hat den Standort auf Herz und Nieren geprüft und für gut befunden. Wichtigster Pluspunkt: Das Konferenzzentrum der Posener Messe ist als einziges in Polen für bis zu 10.000 Teilnehmer ausgelegt. Zweiter wichtiger Grund: Poznań ist High-Tech-Stadt, das Breitband-Internet befindet sich auf dem höchsten europäischen Level. Hinzu kommt, dass auch die gute Unterbringung der Teilnehmer gewährleistet ist. Im Umkreis von 20 km um den Konferenz¬standort gibt es rund 8.000 kategorisierte Unterkünfte in Hotels und Pensionen sowie weitere 1.000 nicht kategorisierte, zum Beispiel in historischen Gebäuden. Zieht man den Radius noch etwas weiter, dann reicht es auch für die maximal erwarteten 10.000 Besucher.
Gerade in den vergangenen Jahren hat sich das Hotelangebot in der Messestadt deutlich verbessert. Vor zwei Jahren entstand mit dem Sheraton am Messegelände das erste 5-Sterne-Hotel, letztes Jahr öffnete im neuen Andersia-Tower das gleichnamige Hotel IBB Andersia, das ebenfalls 5-Sterne-Komfort bietet, sich aber vorerst mit vier Sternen begnügt hat. Erst vor wenigen Wochen hat die spanische NH-Gruppe ihr erstes Businesshotel in Polen mit 4-Sterne-Komfort in einem historischen Bauwerk unweit der Altstadt eröffnet. Außerhalb des Zentrums wurde gerade ein altes Kasernengelände im alten Stil neu bebaut und bietet neben hochwertigen Wohnungen mit dem Notus Residence auch eine hochklassige Apartmentanlage mit Wellnessbereich für Kurz- und Langzeitbesucher.
Um die Anreise zu sichern, sei man mit den wichtigsten Fluggesellschaften, die Poznań anfliegen, im Gespräch, damit sie während der Zeit der Konferenz größere Maschinen einsetzen. Viele Gäste werden auch per Bahn anreisen, da es nur drei Stunden nach Berlin oder Warschau sind. Um den reibungslosen Verkehr vor Ort sicher zu stellen, werden 13 zusätzliche Busrouten eingerichtet, die zwischen den wichtigsten Hotels und dem Tagungszentrum verkehren. Die reine Größe der Konferenz macht dem stellvertretenden Stadtpräsidenten keine Sorge, denn schließlich habe Poznań bereits in der Vergangenheit vergleichbare Veranstaltungen auf die Beine gestellt. Eher ist es die besondere Bedeutung aufgrund des Teilnehmerkreises. Eine Frage von vielen, die sich Tomasz Kayser dieser Tage stellen muss: Welche Staatschefs werden kommen und ist vielleicht auch der neu gewählte US-Präsident unter ihnen?
Erfahrungsgemäß geben sich hochrangige Regierungsvertreter erst an den Abschlusstagen die Ehre, wenn die Vereinbarungen der Konferenz unter Dach und Fach gebracht werden. Dabei geht es um Maßnahmen gegen die Erderwärmung und über die neuen Klimarichtlinien, die ab 2012 gelten sollen. Die zweiwöchige Konferenz in Polen gilt als wichtiger Meilenstein auf dem Weg nach Kopenhagen, wo 2009 das Nachfolgeprotokoll von Kyoto unterzeichnet werden soll.
Infos: Poznań liegt auf halber Strecke zwischen Berlin und Warszawa (Warschau). Per Bahn sind es jeweils drei Stunden in beide Metropolen. Die letzten Teilstücke der Autobahnverbindung sollen spätestens zur Fußball-EM 2012 geschlossen sein, bei der Poznań einer der Austragungsorte sein wird. Der Flughafen Ławica liegt zentrumsnah und wird unter anderem aus Berlin, Dortmund, Frankfurt und München angeflogen. Informationen über die Stadt, das kulturelle Angebot und das Programm der Klimakonferenz unter www.poznan.pl. (FVA Polen)
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