26. November 2008, Reisereportagen

Winterzeit auf La Réunion

Winterzeit bedeutet auch die Zeit der Feste auf der französischen Insel La Réunion. Während bei uns im Herbst die Blätter welken, blühen auf dieser Insel die Flamboyantbäume und es gibt frische Litschis und Mangos. Auf La Réunion leben Menschen mit verschiedenen Hautfarben, Religionen und Kulturen friedlich und vorurteilslos Seite an Seite zusammen. Dieser „Melting Pot“ an Religionen und Kulturen hat zur Folge, dass es vor Ort sehr viele Feiertage und Festivitäten gibt: Also warum nicht einmal Weihnachten unter Palmen, oder erst im Januar, ganz nach chinesischer Tradition, ins neue Jahr feiern?

So feiert man unter anderem auch jedes Jahr am 20. Dezember das Fest der Sklavenbefreiung. Der Geschichte nach, gab es im Jahre 1818 auf der Insel rund 70.000 Sklaven und lediglich 17 000 unabhängige Leute, damit lebten zu dieser Zeit vier Mal mehr Leibeigene auf der Insel. Der Grund für diese Überbevölkerung an Sklaven war der hohe Bedarf an Arbeitskräften auf den Zuckerrohr- und Kaffeeplantagen. Im Dezember 1848 wurde schließlich auch auf La Réunion die Abschaffung der Sklaverei verkündet und dadurch über 60.000 Sklaven zu freien Menschen.

Heute wird der 20.Dezember auf La Réunion als „Tag der Sklavenbefreiung“ bezeichnet und ist auf der Insel im wahrsten Sinne des Wortes ein „Feier“-Tag. Überall hört man an diesem Tag die mitreißenden Klänge der traditionellen Sklavenrhythmen „Sega“ und „Maloya“. Es sind Rhythmen, die es fast ausschließlich auf La Réunion gibt und deren Texte vom Lebensalltag der Sklaven handeln. Heute ist diese Musik vor allem bei der Inseljugend wegen der ausdruckstarken Texte bekannt und beliebt.
Ein junger, reunionesischer Komponist, Jean-Mathieu Taristas alias Fair-Play, arbeitet derzeit an einem Sega-Album auf Deutsch. Dieses revolutionäre Album wird voraussichtlich im Jahr 2009 auf den Markt kommen und mit etwas Glück einige reunionesische Klänge nach Deutschland bringen.

Auch während der Weihnachtsfestivitäten kann man überall den Klängen der Sega – und Maloya – Musik lauschen. Weihnachten auf La Réunion ist etwas ganz Besonderes. Es beinhaltet den klassischen Teil des Weihnachtsfestes, den wir auch aus Mitteleuropa kennen: Weihnachtsschmuck, Weihnachtsbaum, Geschenke etc., dennoch haben die Reunionesen aus dem sinnlich, christlichen Fest ein buntes Volksfest gemacht. Am Abend des 24. wird kreolisch gekocht, die ganze Familie trifft sich zum Essen und später tanzen dann alle zur heimischen Musik. Viele versammeln sich nach der Kirche und dem Essen auf der Straße und feiern dort bis tief in die Nacht. Dabei werden Feuerwerkskörper angezündet, wie wir es in Deutschland eigentlich nur von Sylvester kennen. Bei diesen heißen Rhythmen und ca. 30° Temperatur an Land, kommt nicht nur der Weihnachtsmann in seinem roten Wintermantel ganz schön ins Schwitzen… (Maison de la France)



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