18. Dezember 2008, Andalusien

Mit dem Bus zur Medina Azahara

Die geheimnis- und prunkvolle Stadt Medinat al-Zahara, die Abd-al Raman III. am Fuß der Sierra Morena acht Kilometer von der Hauptstadt Cordoba entfernt errichten ließ, ist heute nur noch als Ruine erhalten, doch selbst ihre Reste und rekonstruierten Teile lassen eine Ahnung von ihrem einstigen Glanz aufkommen. Die Palaststadt birgt schon in ihrem Namen eine Legende. Nach der volkstümlichen Überlieferung soll sich Kalif Abd al-Rahmann III. im Jahr 929 n.C. nach achtjähriger Regierungszeit entschlossen haben, für seine Geliebte Azahara einen der beeindruckendsten Orte der damaligen Welt bauen zu lassen. Neue Studien kommen jedoch zu dem Schluss, dass das neu erschaffene mächtige, vom Westen unabhängige Kalifat, im Mittelalter eines der größten Reiche in Europa, der Ursprung für die neue Medina war.

Die von einer Mauer umgebene Stadt ist terrassenförmig auf drei Ebenen angelegt. Auf den beiden oberen befindet sich der königliche Alcázar und eigentliche Herrscherbereich. Die untere Ebene war den Wohnungen der Bediensteten und der Mezquita vorbehalten. 10.000 Menschen sollen täglich an dem Bau der Stadt beteiligt gewesen sein. Abd al-Rahman sparte nicht an Material, um die Bedeutung des mächtigen Reiches, über das er herrschte, nach außen hin sichtbar zu machen. Roter und violetter Marmor, Gold und wertvolle Steine, sowie die kunstvolle Arbeit der besten Steinmetze wurden bei der Realisierung des ehrgeizigen Projekts verwandt.

Der Teil des Alcázar, in dem die offiziellen Besuche stattfanden, war öffentlich. Im höchst gelegenen Teil befand sich der fünfschiffige, mit Arkaden versehene „Salón Alto“. Etwas weiter unten der Salón Rico, der aus drei mit roten und bläulichen Marmorbögen getrennten Längsschiffen bestand. Die unteren Wände des zum Garten hin geöffneten Salons waren mit marmornen Pflanzenmotiven verziert, worauf unterschiedliche Motive folgten. Der Garten selbst war viergeteilt. Auf seinem Schnittpunkt befanden sich ein Pavillon und vier Zisternen. Die Zisterne gegenüber des Salón Rico soll nach der Legende im Inneren mit Quecksilber ausgekleidet gewesen sein, um die grandiose Anlage in tausend Farben glitzern zu lassen. Ein Straßenverbund auf einer steilen Rampe führte zum großen Osttor, durch das die Gesandtschaften schritten, die der Kalif empfang. Vor dem Tor erstreckte sich ein großer Platz, auf dem sich die Truppen und das Personal für die protokollarischen Zeremonien sammelten. Außerhalb der Mauern erhob sich die Mezquita, die in wenig mehr als einem Monat gebaut worden war.

Diese majestätische Anlage war großen Zerstörungen in den aufeinander folgenden Kriegen ausgesetzt, die Al-Andalus im 11. Jh. heimsuchten und Medinat al-Zahara in Ruinen verwandelten. Die Anstrengung, eine ideale Stadt zu schaffen, war nicht von Langlebigkeit gekrönt. Trotz der qualitativ hochwertigen und dauerhaften Materialien hatte die Palaststadt nur sechzig Jahre Bestand, ein kurzes Leben für diejenige, die die „Geliebte“ des ersten Kalifen war.

Täglich verkehrt ein Autobus von Córdoba zum archäologischen Ensemble von Madinat Al-Zahara, einem der schönsten historischen Zeugnisse Córdobas. Der Bus fährt an der Haltestelle Av. Alcázar gegenüber des Flusses und am Paseo de la Victoria gegenüber des Römischen Mausoleums ab. Die Tickets zum Preis von 6,50 € können nicht im Bus gekauft werden, sondern müssen in den touristischen Informationsbüros oder online unter infomacion@turismodecordoba.org erworben werden.

Fahrplan 1. Mai bis 15. September:
Dienstags bis freitags um 11:00 und um 18:00 h.
Samstags um 10:00, um 11:00 und um 18:00 h.
Sonn- und feiertags um 10:00 und um 11:00 h.

Fahrplan 16. September bis 30. April:
Dienstags bis freitags um 11:00 und um 16:30 h.
Samstags um 10h00, um 11:00 und um 16:30 h.
Sonn- und feiertags um 10:00 und um 11:00 h.
www.turismodecordoba.org (Tourspain)



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