19. Januar 2009, Masuren, Reisereportagen

Eissegeln in Masuren

Im Sommer ist Masuren ein beliebtes Ziel für Radfahrer, Kanuten oder Segler. Doch auch in den strengen Wintermonaten hat der Nordosten Polens seine besonderen Reize. Unter einer Schicht von frischem Schnee oder Raureif wirkt die Landschaft noch weiter, die Stille wird nur vom eigentümlichen Knarzen der tief gefrorenen Seen durchbrochen. Je mehr die Temperaturen sinken, desto mehr steigt die Laune der Eissegler, die auf den Großen Masurischen Seen ideale Bedingungen für ihren Sport vorfinden.

Schon in den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts war Eissegeln in Masuren populär. Der Schriftsteller Siegfried Lenz erinnert sich noch gerne daran, wie er als Jugendlicher aus Sperrholz, Bast und Leinwand einen Eissegler baute. Als Kufen nagelte er seine Schlittschuhe an die Unterseite des wackeligen Gefährts. Heutige Eissegler nutzen hingegen Hightech-Geräte, die teilweise mehr als 10.000 Euro kosten und Spitzengeschwindigkeiten von 150 km/h erreichen.

Eissegeln ist im Nordosten Polens in den letzten Jahren immer populärer geworden. Dazu trugen besonders die Erfolge des Lokalmatadors Karoł Jabłoński bei, der in den vergangenen Jahren mehrere Weltmeistertitel in dieser Sportart errang. Mehr als 500 aktive Eissegler gibt es heute in Masuren. Dort werden regelmäßig internationale Wettkämpfe ausgetragen. So treffen sich die besten Eissegler der Welt in der Klasse Monotype XV vom 22. bis 27. Februar 2009 zu den Welt- und Europameisterschaften auf dem Niegocin-See bei Giżycko (Lötzen).

Der ungewöhnliche Sport zieht auch immer mehr ausländische Touristen an. Mehrere deutsche und polnische Veranstalter bieten inzwischen Programme im Eissegeln an. Der Sport sei leicht zu erlernen, meint Hendrick Fichtner, Chef des deutschen Online-Veranstalters welcome2poland. Schon nach einer kurzen Einführung könne man sich mit dem wendigen Gleiter gut auf dem Eis bewegen. Fichtner vermittelt verschiedene Programme für Anfänger und Fortgeschrittene, darunter auch Aufenthalte im exklusiven Ferienzentrum Ognisti Ptak (Feuervogel) bei Węgorzewo (Angerburg), wo man sich nach der eisigen Tour im Wellnessbereich gut aufwärmen kann. Der Sport sei sehr witterungsabhängig, deshalb müsse man die Reise eher spontan planen, betont Fichtner. Die Eisfläche soll dick genug und möglichst glatt sein und es darf nicht zu viel Schnee liegen. Seine Gäste informiert er regelmäßig per E-Mail über die aktuelle Wetterlage.

Jurek Zakrzewski, Chef des kleinen Hotels Caligula im masurischen Ferienort Mikołajki (Nikolaiken), organisiert bereits seit mehr als zehn Jahren Eissegel-Kurse und verfügt über die größte Segler-Flotte in der Region. Er führt seine Gäste in die Technik des Eissegelns ein und versorgt sie auf dem See mit heißem Tee, Sandwiches oder Gegrilltem. Auf seiner Website kann man sich aktuell über den Zustand der Eisflächen informieren. 350 Złoty, umgerechnet etwa 85 Euro pro Tag, kostet die Übernachtung mit Vollpension, Ausrüstung und Unterricht.

Verleihe von Eisseglern und Unterricht in dieser Sportart bietet auch das traditionelle Gasthaus Gospoda pod Czarnym Łabędziem (Zum schwarzen Schwan) in der Nähe des Ferienzentrums Giżycko (Lötzen) an. In den Wintermonaten kann man dort auch Schneemobile und Langlaufskier ausleihen oder sich im Eisangeln üben. Das für seine regionaltypischen Gerichte bekannte Gasthaus verfügt über 17 Zimmer und Appartements.

Neben den Eisseglern bevölkern zunehmend auch Snowkiter die masurischen Seen. Sie kommen selbst dann zum Zuge, wenn eine dicke Schneedecke auf dem Eis das Segeln dort unmöglich macht. Snowkiter bewegen sich auf einem Snowboard und lassen sich von einem Lenkdrachen ziehen. Die passende Ausrüstung verleiht zum Beispiel die Firma Mazurwind in Wilkasy bei Giżycko, die auch Unterricht in dieser Sportart anbietet. Zu den ungewöhnlichen Wintersportarten in der Region gehört das Tauchen unter Eis, das zum Beispiel verschiedene Tauchschulen in Giżycko organisieren. Wer hingegen traditionelle Wintersportarten bevorzugt, findet kleinere Skigebiete zum Beispiel in Wydminy bei Giżycko sowie bei Gołdap. Als eher geruhsame Alternative bieten sich Fahrten mit dem Pferdeschlitten durch die wie verzaubert wirkende Landschaft an. (FVA Polen)



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