2. März 2009, Frankreich

Bildhauerkunst des 16. Jahrhunderts in der Champagne

Ab dem 18. April 2009 empfängt die Stadt Troyes – nur eineinhalb Stunden weit von Paris – eine faszinierende Ausstellung über die Bildhauerei der Champagne im 15. und 16. Jh. Die Ausstellung wird vierundneunzig Meisterwerke vereinen, die gewöhnlich über die Champagne und die größten Museen der Welt verstreut sind. Die Bildwerke zählen zu den repräsentativsten Kunstschätzen der Champagne. Sie werden in der Kirche Saint Jean au Marché im Herzen des historischen Stadtkerns und des Fußgängerbereichs zu sehen sein.

Die museale Gestaltung und das durch die Kirchenfenster aus dem 16. Jh. scheinende, natürliche Licht werden die bunten Farben der Skulpturen, den weichen Champagnestein und das liebliche Lächeln der Madonnen wirkungsvoll in Szene setzen.

Das „Schöne Jahrhundert von Troyes“ durchmessen die Besucher mit einem Führer. Die vorgeschlagene Wegstrecke hilft ihnen, die Rolle der Auftraggeber und das Pantheon der Heiligen zu verstehen. Sie entdecken die Werke von Künstlern, deren Namen uns nicht überkommen sind, sowie von bekannten Meistern wie Dominique Florentin, Jacques Juliot und François Gentil. Um die Erkundungen zu ergänzen, liegt es nahe, auch die Skulpturensammlungen in den anderen Kirchen von Troyes, im Departement Aube und der Region in Augenschein zu nehmen, darunter die „Grablegung“ in Chaource und den Lettner in der Kirche von Villemaur-sur-Vanne, um nur einige zu nennen.

Die Bildhauerei der Champagne im 16. Jahrhundert
Diese Skulpturen aus der Champagne des 16. Jh.s sind auch in den größten Museen der Welt zu sehen: Cleveland Museum (Ohio), Metropolitan Museum (New York) in den USA; Musée du Louvre und Musée de Cluny in Paris; Victoria and Albert Museum in London – der Beweis für ihre hohe Wertschätzung!
Zu Beginn des 16. Jh.s erreichte die Bildhauerei von Troyes ein so hohes künstlerisches Niveau, dass die Champagne eine der Hochburgen des europäischen Kunstschaffens wurde. Inspiriert von vielen verschiedenen Kunstströmungen aus Flandern, Paris, der italienischen Renaissance usw. produzierten die in Troyes niedergelassenen Bildhauer eine große Vielfalt von Stilen.

Übrigens bietet die Ausstellung auch eine gute Gelegenheit, um fünfhundert Jahre zurück in eine Epoche einzutauchen, als das Gebiet der Champagne eine sprudelnde Betriebsamkeit entwickelte. Aus ganz Europa kamen Händler angereist, um in der Champagne Geschäfte zu machen. Menschen und Güter zirkulierten – und so auch neue Ideen und neue Vorlieben. Die Gotik klang aus zugunsten des aufkommenden Manierismus aus Italien und Flandern, und die Kunstproduktion von Troyes strahlte in vollem Glanze. Dermaßen, dass die Provinz die große Baustelle von Schloss Fontainebleau mit Künstlern belieferte. Primatice und Rosso organisierten das Know-how der Champagne, um die königliche Residenz mit Stuck und Skulpturen auszuschmücken.

Mitten in der Gegenreformation bildete die Champagne um die Stadt Troyes mit ihren aktiven Auftraggebern einen maßgeblichen und einflussreichen Brennpunkt künstlerischen Schaffens und schmückte ihre Kirchen. Unter dem Meißel erfahrener Bildhauer entstanden aus einem Block weißen, weichen Steins das Lächeln der Madonnen, kunstvolle Faltenwürfe und wohl durchdachte Körperhaltungen, welche Frömmigkeit erwecken. Der voll entfaltete Manierismus in der Champagne beseelte die Werke in einem Maße, dass man sie lebendig glaubt. Die Empfindsamkeit des Ausdrucks fasziniert.

Homepage der Ausstellung: www.sculpture-champagne.fr. (Maison de la France)



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