14. April 2009, Pitztal, Reisereportagen

Mit dem Mountainbike durchs Pitztal

Kurz nach Tourbeginn die erste Schrecksekunde: Im Anschluss an eine Steigung zückt ein Kölner verstohlen ein kleines Fläschchen und träufelt einige Tropfen dessen Inhalts auf seine Zunge. Etwa ein Dopingversuch? Den wachsamen Augen von Tourguide Andy entgeht nichts. „Ist das Epo?“ fragt er misstrauisch. Aber falscher Alarm. Anstelle des berüchtigten Blutdopingmittels handelt es sich lediglich um Meditonsin – eine pflanzliche Arznei gegen Erkältung. „Glück gehabt, dann kann´s ja weiter gehen“, scherzt Andy und setzt seine weiße Sportbrille wieder auf.

An die 30 Pedaleros sind es, die sich die Reize des Pitztals aus der Drahtesel-Perspektive erstrampeln wollen. Besonders stechen zwei Belgier hervor. Die beiden trainieren für eine 500-Kilometer-Tour durch Nordspanien, erzählen sie. Und dabei wird nichts dem Zufall überlassen: Vom Pulsfrequenzmesser bis zum speziellen Rucksack mit eingebauten Trinksystem haben die fitten Flamen an alles gedacht. Bei der heutigen Strecke sind solche Vorsichtsmaßnahmen aber nicht nötig: Die 30-Kilometer-Etappe von Mandarfen im hinteren Pitztal bis nach Jerzens ist für durchschnittlich trainierte Biker ab 12 Jahren locker zu bewältigen.

Abwärts geht die wilde Hatz, einen schmalen Waldpfad entlang. Verirrten Blindgängern gleich knallen uns Insekten ins Gesicht, deren Flugbahn sich versehentlich mit unserem Weg kreuzt. Als ob sich unter uns ein grüner Teppich ausrollen würde, gleiten die Reifen über Wiesengrund. Es folgt eine Rutschpartie über Kies und Geröll. Während das Hinterrad gefährlich schlingert und die Hände verzweifelt den Lenker umklammern, gellen uns die Worte von Andy in den Ohren. „Dass ihr mir nicht zu sehr in die Vorderbremse greift, sonst gibt´s einen japanischen Abgang!“. Obwohl der Weg durch Weideland führt, müssen Mountainbiker kein Gas wegnehmen. Auf der gut ausgeschilderten Pitztal Bike-Route sorgen über 30 Elektro-Viehschranken dafür, dass der Radler nicht absteigen muss. Die Schranken schließen sich automatisch. Insgesamt gibt es in der Tiroler Ferienregion 380 Kilometer Radwege zu erkunden. „Seit vor fünf Jahren der Pitztal-Trail eröffnet wurde, hat ein regelrechter Radelboom eingesetzt“, sagt Joachim Eiter. Der Wirt des Hotels Jerzner Hof ist mit von der Partie und selbst Wadltreter aus Leidenschaft. Vor allem die abwechslungsreiche Naturlandschaft, die von schroffen Felsen im hinteren bis zu blühenden Wiesen im vorderen Pitztal reicht, lockt den Original-Pitztaler immer wieder in den Sattel.

Entlang geht es am Fuße des Kaunergrats, begleitet von den schäumenden Wassern der Pitz. Wer auch immer dem „Stillen Bach“ seinen Namen gab, muss Sinn für Humor gehabt haben. Mit lautem Gebrüll stürzt sich der Wasserfall den Geigenkamm hinab. Nach einer ausgiebigen Mittagspause im Gasthof „Wiese“ rauscht der Rest der Tour beinahe wie im Flug vorüber. Ein Wechselspiel aus Licht und Schatten verzaubert die Radler im dichten Kiefernwald, die Stollenreifen fressen sich durch Matsch und Pfützen, sausen über schmale Holzbrücken und einen Gebirgstobel hinab. Am Ende starren alle vor Dreck, sind erschöpft, aber glücklich. Noch leicht staksig auf den Beinen spazieren wir mit brennenden Oberschenkeln in den Sonnenuntergang. Wahre Westernhelden sehen anders aus.

Mountainbike-Touren und viele weitere Action-Angebote veranstaltet das Alpin Center Pitztal, www.alpincenter-pitztal.com. Ein spezielles Bike-Arrangement im Hotel Jerzner Hof gibt es ab 322 Euro/Person. Das Vier-Sterne-Hotel bietet für sportlich Aktive umfassende Angebote, ein modernes Spa zum Relaxen sowie Equipment zum kostenlosen Verleih. Weitere Informationen: Jerzner Hof Sonne Wonne Hotel, www.jerznerhof.at, info@jerznerhof.at, A-6474 Jerzens 170, Telefon 0043 (0)5414-85100, Fax Telefon 0043 (0)5414-851012. (Jerzner Hof)



» Diesen Artikel via Mail weiterempfehlen





Das könnte Sie auch interessieren:

Weitere Beiträge zum Thema: