21. April 2009, Reisereportagen, Wallis

Kuhkämpfe im Wallis

Im Wallis gibt es eine weltweit einzigartige Rinderrasse: die Eringer Rasse. Dieses robuste Tier zeichnet sich durch die Besonderheit aus, für die Hierarchie in der Herde zu kämpfen. Diese Kämpfe wickeln sich auf natürliche Weise ab. Wenn die Kühe im Frühling beim Alpaufzug den Stall verlassen, treffen sie mit den Hörnern aufeinander.

Das Duell
Im Kampf stoßen die Kühe einfach mit der Stirn gegeneinander. Dabei setzen sie auch ihre Hörner mittels verschiedenen Techniken ein. So können sie ihren Feind etwa mit der Spitze ihres Horns stechen. Oder sie drücken eine Torsionsbewegung auf den Hals ihres Gegners auf; eine Technik, die von den Spezialisten „Maillage“ genannt wird. Dasjenige Tier, das sich am schwächsten fühlt, verlässt den Kampf. Es geschieht auch häufig, dass sich ein Tier kampflos ergibt und so die Überlegenheit des Gegners akzeptiert. Diese Kämpfe, die von weiblichen Tieren ausgetragen werden, verursachen nur äußerst selten oberflächliche Verletzungen.

Entstehung der Kämpfe
Man sieht Eringer Kühe bei verschiedenen Gelegenheiten kämpfen. Nachdem sie den Winter in ihren Ställen verbracht haben, werden sie im Frühling hinaus geführt. Die Besitzer „mischen“ die Tiere ihrer Betriebe. Obwohl sie viele Wintermonate miteinander verbracht haben, liefern sich die Kühe nun hitzige Kämpfe, um die Königin der Herde zu bestimmen. Dann – gegen Ende des Frühlings – werden die Tiere auf die Alpweiden geführt. Am ersten Tag findet der Alpaufzug statt. Die Tiere der verschiedenen Herden werden gemischt; es finden intensive Kämpfe statt. Diese Alpaufzüge sind bei den Freunden der Kuhkämpfe und den Walliser Feriengästen gleichermaßen beliebt. Oft werden bei der Gelegenheit gleichzeitig wahre Alpenfeste durchgeführt. Es gibt so viele Alpaufzüge im Kanton wie es Alpen mit Eringer Kühen gibt. Diese Aufstiege in die Alpen finden zwischen Ende Mai und während den Junimonaten statt. Im Herbst werden die Kühe in die Ebene zurückgeführt: Alpabzug. Bei den herbstlichen Veranstaltungen wird die Königin jeder Alpe ausgezeichnet.

Organisierte Kämpfe
Die Menschen haben die Kampflust der Eringer Rasse zur Durchführung von Wettkämpfen genutzt: die Kuhkämpfe. Sie finden seit 1922 im Wallis statt. Andere werden im Aostatal und in Ober-Savoyen durchgeführt, und wieder andere werden in weiteren Regionen wie im Kanton Waadt ausgetragen. Im Wallis gibt es, zusätzlich zum grossen Finale, rund 12 Kämpfe im Jahr, während es im Aostatal und in Ober-Savoyen deren 20 sind. Im Verlauf der Jahre sind die Kuhkämpfe strikten Regeln unterzogen worden. Aus Gründen der Gerechtigkeit werden die Tiere in fünf verschiedene Kategorien eingeteilt:

Kategorien
Die 5. Kategorie ist den Jungtieren vorbehalten. Sie umfasst Tiere von zweieinhalb Jahren, die noch nicht trächtig sind. In die 4. Kategorie gehören erstkälbige Kühe, die von den Experten Erstmelken genannt werden; also Tiere, die bereits gekalbt haben. Kühe, die bereits mindestens zwei Kälber geboren haben, werden nach Gewicht in die ersten drei Kategorien eingeteilt. All diese Kühe werden gewogen. Das Drittel der schwersten Tiere, die im allgemeinen mehr als 600 Kilos auf die Waage bringen, bildet die erste Kategorie. Die leichtesten Tiere gehören der dritten Kategorie an, der Rest, der zweiten Kategorie.

Doping-Kontrollen
Alle Kühe, die sich in der Arena präsentieren, müssen trächtig sein. Während mehreren Jahren wurden an den Kämpfen Doping-Kontrollen durchgeführt. Da sich keine einzige Kuh jemals als positiv erwiesen hat, wurden diese Kontrollen eingestellt.

Ablauf der Kämpfe
Zur Festlegung der Klassifizierung beobachtet und zählt eine Jury die Zusammenstösse. Ein Tier, das dreimal nacheinander verloren hat, wird ausgeschieden. Als Verliererin wird ein Tier betrachtet, das vor der Rivalin die Flucht ergreift.

Ein Kuhkampf beginnt mit den Ausscheidungen. Die Tiere jeder Kategorie werden in mehrere Gruppen zwischen 12 und 20 Tiere eingeteilt (je nach Anzahl Teilnehmerinnen). Die Gruppenbesten sind für das Finale qualifiziert, das jeweils Nachmittags stattfindet. Die Tiere, die am Finale teilnehmen, werden nach und nach ausgeschieden, bis schließlich nur noch sechs Tiere in der Arena bleiben. Jetzt kämpft jedes Tier gegen jeden einzelnen seiner Gegner. Die Jury klassifiziert diese sechs Tiere. Die Gewinnerin – jene, die all ihre Rivalinnen besiegt hat – wird Königin ihrer Kategorie.

In der Arena sind nur befugte Personen zugelassen: die so genannten „Rabatteure“ (deutsch: „Treiber“). Sie sind verantwortlich dafür, dass die Kämpfe loyal ausgetragen werden. Durch ihre Interventionen vermeiden sie, dass ein dritter Eindringling die beiden Kämpferinnen stört. Sie stellen auch Tiere einander gegenüber, die noch keine Gelegenheit zur Konfrontation gehabt haben.

Ablauf der Kampfsaison
Mehrere Ausscheidungskämpfe finden im Lauf des Jahres statt. Die sechs besten Tiere jeder Kategorie sind für das große Finale qualifiziert, namentlich für das kantonale Finale in Aproz in der Nähe von Sion. Für das Finale gelten die selben Regeln wie für die Ausscheidungskämpfe. Am Ende des Tages werden die Königinnen der Kategorien 1,2,3 und 4 in die Arena zum Endfinale zugelassen. Das Tier, das alle Rivalinnen besiegt hat, wird kantonale Königin.

Termine der Kuhkämpfe 2009:
22.03.2009 St-Maurice
29.03.2009 Raron
05.04.2009 Fey
13.04.2009 Raron, VIFRA-Kuhkampf
18/19.04.2009 Chermignon
25/26.04.2009 Vollèges
03.05.2009 Les Haudères
10.05.2009 Aproz, Kantonales Finale
09.08.2009 Saas-Fee
27.09.2009 Staldenried
04.10.2009 Martigny, Foire du Valais
(Wallis Tourismus)



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