2. Juni 2009, Nordrhein-Westfalen

Westfalens kleinstes Festival war ein voller Erfolg

Musik lag in der Luft. Petrus spielte mit, sorgte für warmen Wind in Drüggelte und ein alle Sinne ansprechendes Festival ohne Wolldecken und Windbreaker. Angesagt bei den rund 10.000 Festivalbesuchern war locker-leichte Frühlingskleidung, und die fügte sich perfekt zum kulturellen Programm voller Höhepunkte. Auch die 20sten Kunst-Stückchen beweisen, dass sie das Aushängeschild der Ferienregion Möhnesee sind. 20 Jahre sind eine durchaus respektable Wegstrecke. Während allerorts Kulturetats unter diskretem Hinweis auf die Wirtschaftskrise gestrichen werden, erfreute sich das Geburtstagskind von Jahr zu Jahr größerer Beliebtheit.

„Es ist eben diese ganz besondere Stimmung auf der Hofanlage hoch über dem Möhnesee, die Musiker, Künstler und auch die Zuschauer inspiriert“, sagt ein Gast, der seit 20 Jahren dabei ist. Leichtes Blätterrauschen unter den hohen Bäumen, aus der Ferne feine Cembaloklänge, ganz hinten leuchtende Kinderwangen beim Instrumentenbau: Das ist Drüggelte „at its best“. Kulturelle Bandbreite von Bildender Kunst, Musik, kulinarischen Genüssen und ab und an dem Mut zum Außergewöhnlichen wie Alphornbläsern – viele hundert Menschen bereiteten dem 20-jährigen Festival eine perfekte Gratulationscour.

Da ist Arbeit dahinter, viel Arbeit. Ehrenamtliche Arbeit, die die Touristik GmbH Möhnesee sich seit langem mit dem Arbeitskreis Drüggelter Kunst-Stückchen teilt. Genau das macht sie so einzigartig. Selten zuvor gab es eine solch illustre Aneinanderreihung von wunderschönen Kleinodien, Puzzlesteinen also, die erst in der Gesamtheit betrachtet das Drüggelter Festival ausmachen. Am Anfang sorgte das weltberühmte Scharoun-Ensemble der Berliner Philharmoniker für den ersten leisen Paukenschlag, interpretierte Beethoven derart eindrucksvoll, dass das Auditorium in der Drüggelschen Scheune erst einmal einige ehrfürchtige Sekunden verstreichen ließ, bis sich der Applaus seine verdiente Bahn brach.

Doch nicht nur diese technisch wie interpretatorisch ausgezeichneten Musiker sind ein Synonym für die Kunst-Stückchen. Für frischen Wind sorgen Jahr für Jahr ungewöhnliche Kunst- und Musikprojekte. Wie konzertant im Zusammenspiel zum Beispiel Alphörner klingen, erfuhren die Besucher bei einem Konzert mit dem Leipziger Horncollegium zusammen mit den Haarstrang-Alphornisten. Wer bis dato nicht wusste, welche Klangkraft hinter den archaischen Instrumenten steckt – er hätte es glatt bis zum gegenüberliegenden Südufer hören können. Oder das hier: Die aus Südkorea stammende und am Essener Folkwang lehrende Cembalistin Kaung-Ae Lee verzauberte das abendliche Publikum mit einer Tour 1. Juni 2009 d’Horizon durch die Musikgeschichte – selten so gehört wie an diesem Abend.
Fraglos ein intensives Musikerlebnis, resümierten die glücklichen Besucher, die eine Karte ergattert hatten. Zur Abrundung versammelten sich die Besucher abends dann in der Drüggelter Kapelle, einem Sakralbau aus dem 12.Jahrhundert. Dort lauschten sie den gregorianischen Klängen von Hartwig Diehls Ensemble „Lauda Sion“ – Klänge, die an einem kongenialen Platz zu gesungenem Gebet avancierten und
darüber hinaus durch die Auswahl der Stücke an einen der hohen christlichen Feiertage erinnerten.
Ob das Drüggelter Festivalorchester, die Leipziger Blechbläser, die mit Verve zu Werke gingen und Musik mit Understatement und Augenzwinkern in die Scheune brachten und in der Pause auf hundert Fragen der Hörer hundert Antworten hatten, ob die Bildenden Künstler um Leif Skogloef, Bernd Moenikes und Pater Abraham Fischer aus der Benediktinerabtei Königsmünster bis hin zu den sehr positiv angenommenen Kinder-Kunststückchen: Sie alle tragen ihren Teil dazu bei, dass Kultur in Drüggelte im wahrsten Sinne des Wortes Kultur begreif-bar macht.

Fazit: Das Festival ist vorüber, es lebe das Festival im nächsten Jahr. (schulten)



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