9. Juli 2009, Polen

Waldoper von Sopot feiert den 100. Geburtstag

Als „Bayreuth des Nordens“ wurde der Badeort Zoppot in den 1920er Jahren international bekannt. Wagner-Fans aus ganz Europa trafen sich zu den sommerlichen Aufführungen in der Waldoper. Später brachte das Sopot-Festival ein wenig Glamour ins sozialistische Nachkriegs-Polen. Der legendäre Veranstaltungsort wird in diesem Sommer 100 Jahre alt.

Mit der romantischen Oper „Das Nachtlager in Granada“ von Conradin Kreutzer wurde die neue Spielstätte am Abend des 11. August 1909 eröffnet. Paul Walter Schäffer, der Direktor des Städtischen Theaters in Danzig, dem heutigen Gdańsk, hatte wenige Monate zuvor die Stadtverwaltung von Zoppot für seinen kühnen Plan gewinnen können. Die Menschen drängte es zu der Zeit in die Natur, und so wollte ihnen Schäffer dort auch höchsten Kulturgenuss ermöglichen. In wenigen Monaten war die Freilichtbühne im Wald von Zoppot fertiggestellt.

Der Ansturm gab den Veranstaltern recht, und so planten sie im nächsten Jahr bereits zwei Aufführungen, darunter mit dem „Tannhäuser“ auch die erste Wagner-Inszenierung. Trotz des ersten Weltkriegs wurde 1915 noch der „Jedermann“ in Zoppot aufgeführt, danach war für drei Jahre Pause. Mit dem „Fidelio“ von Ludwig van Beethoven endete 1921 die Ära von Paul Walter Schäffer. Sein Nachfolger Hermann Merz setzte ganz auf Wagner. Mit „Siegfried“ begann er 1922 seine Inszenierungen, die Zoppot international berühmt machten. Grandiose Kulissen und die besten Künstler aus den deutschsprachigen Opernhäusern garantierten den Erfolg. Mit dem Beginn des Nationalsozialismus wurde die Kunst immer mehr in den Dienst der Propaganda gestellt. Bis 1942 gingen die Wagner-Aufführungen im Wald von Zoppot weiter.

Schon kurz nach Kriegsende – aus Zoppot war inzwischen Sopot geworden – fanden bereits wieder die ersten Aufführungen statt. Aber erst ab 1961 knüpfte die Waldoper wieder an ihre frühere Bedeutung an. Władysław Szpilman, der von Roman Polański später porträtierte Pianist aus dem Warschauer Getto, rief das Internationale Liederfestival von Sopot ins Leben. Die ersten drei Jahre fand das Festival freilich noch auf der Danziger Werft statt, während die Bühne von Grund auf saniert und überdacht wurde. Danach traten hier die bekanntesten polnischen Musiker und Bands bei den sommerlichen Festivals auf, seit den 1970er Jahren auch immer mehr internationale Stars.

Boney M. sorgten 1979 für einen Skandal; ihr „Rasputin“ musste aus politischen Gründen aus der Aufzeichnung für die Fernsehzuschauer herausgeschnitten werden. Mit dem Kriegsrecht begann bald darauf für das gesamte Sopot-Festival eine längere Sendepause. Erst 1984 feierte man mit Charles Aznavour einen Neustart. Whitney Houston, Bryan Adams, Elton John und Norah Jones fanden in den folgenden Jahren den Weg zum Sopot-Festival, das traditionell im August veranstaltet wird und einen Songwettbewerb mit Auftritten polnischer und internationaler Stars verbindet.

Zahlreiche weitere Veranstaltungen sind hinzugekommen. Seit 1997 gibt es neben der Open-Air-Bühne eine Konzerthalle für das Kammerorchester von Sopot. Die Waldoper gilt mit ihren knapp 4.500 Plätzen bis heute als einer der schönsten Festivalorte in Europa. Ab dem Herbst 2009 soll sie für rund 17 Millionen Euro modernisiert werden. Doch zuvor wird im Jubiläumsjahr gefeiert. Höhepunkt ist das Sopot-Festival vom 22. bis 23. August. Es ist in diesem Jahr dem legendären polnischen Sänger Czesław Niemen gewidmet, der lange Jahre das Festival mitprägte. Zahlreiche polnische Stars von heute werden ihm in Sopot die Ehre erweisen. (FVA Polen)



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