Biketour durch das „Auge des Chiemgaus“

Kurz nach dem Start in der Ortsmitte von Reit im Winkl passieren wir das Schnaps-Museum samt Kupferbrennerei. Der Verkoster steht im Eingang und erkennt uns vom Vortag „Mogts no oan Schnops?!“ Wir winken lachend ab – die Gratisverkostung haben wir uns erst am Ende der Tour verdient. Stattdessen geht’s gleich zum Gletschermühlenfeld im Süden des Ortes. Die einmalige Bodenformation aus Kalkstein sieht nicht nur skurril aus, sondern eignet sich auch hervorragend für spielfreudige Mountainbiker. Danach überqueren wir den Fluss Lofer und folgen den Hinweisen Richtung Kössen. Da wir ohne GPS unterwegs sind, stellen wir erfreut fest, dass um Reit im Winkl und im Kaiserwinkl die Beschilderung für Wanderer und Fahrradfahrer sehr gut ist.

Schon bald kommt die Grenze von Bayern nach Österreich. Wer die Grenze durch das „Auge des Chiemgaus“ sehen möchte und auf ca. 500 Höhenmeter zusätzlich scharf ist, biegt kurz danach rechts ab und folgt den Wegweisern in Richtung des malerisch gelegenen Taubensees. Der beheimatet nicht Tauben, sondern „Daubbn“, wie Krebse hier genannt werden und liegt zum Teil in Deutschland und zum Teil in Österreich. Heute haben wir aber einen anderen Berg im Blick. Auf dem Anstieg zum imposanten Hotel Peternhof und durch das gepflegte „Green“ des weitläufigen Golfplatzes überholen wir zwei kleine Reiterinnen samt Hund, die uns freundlich grüßen. Kurz danach radeln wir in Kössen ein. In der Sennstube der Kaiserwinkl Sennerei sind die regionalen Käsespezialitäten aus Heumilch zu empfehlen. Als wir uns wieder in den Sattel schwingen, kreisen eine beachtliche Anzahl von Drachen- und Gleitschirmfliegern über uns – die Thermik im Kaiserwinkl ist berühmt.

Über den Panoramaweg sausen wir Richtung Walchsee mit Blick auf das ganze Tal sowie den Zahmen und den Wilden Kaiser, die von Almwiesen umgarnt werden. Den mit 24 Grad im Sommer wärmsten See Tirols umrunden wir in kurzer Zeit. Nordwestlich des Ortskerns Walchsee kann man einen lohnenswerten Abstecher in die „Schwemm“ machen. So heißt das größte Moorgebiet Nordtirols. Es ist besonders für seine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt bekannt und sieht aus wie „hingepinselt“. Am Südufer des Walchsees finden sich ruhige, traumhafte Plätzchen für eine Verschnaufpause. Das Wasser ist sehr verlockend, daher Badesachen nicht vergessen!

Durch sanfte Hügel fahren wir zurück Richtung Kössen, diesmal jedoch südlich der Lofer. Bei Kössen biegen wir Richtung Unterberghorn ab. Die Hüttenjause will verdient sein und hier haben wir Gelegenheit, 870 Höhenmeter zu bezwingen. Der Weg führt sehr steil zunächst im Wald, dann über freie Almflächen zur Bärenhütte. Old Shatterhand hätte hier sicher auch seinen Bärentöter beiseite gestellt und den Ausblick genossen: Die Chiemgauer Berge und der „Koasa“ (tirolerisch für „Kaiser“) sind ebenso atemberaubend wie die Auffahrt. Die Tiroler Schmankerln lassen nicht auf sich warten, dafür aber inzwischen die Thermik. Unzählige Drachenflieger haben ihre Fluggeräte startbereit geparkt. Wir erfreuen uns nach der Pause an der Downhillabfahrt und fühlen uns schwerelos wie beim Skifahren. Im Tal angekommen, geht’s gemütlich zurück nach Reit im Winkl. Was fehlt? Natürlich wahlweise ein Eis oder doch der Schnaps mit Blick auf den Sonnenuntergang hinter dem Zahmen Kaiser, der gar nicht so zahm aussieht. Nach etwas mehr als 50 Kilometern freuen wir uns, vom Sattel zu steigen. Aber noch mehr freuen wir uns auf die folgenden Tage: Die berühmte Winklmoos-Alm, den herrlichen Weitsee, das Hochplateau Steinplatte und unzählige Trails wollen wir noch erkunden.

Was uns besonders gefallen hat:

– Das teilweise kostenlose Kartenmaterial mit ausführlichen Tourenbeschreibungen von den Tourismusverbänden. Detailliertes Kartenmaterial mit Höhenprofilen und Kennzeichnung nach Schwierigkeitsgraden gibt es im Kaiserwinkl für 2 Euro.
– Auffällig viele Rundwege sind um Reit im Winkl und im Kaiserwinkl möglich. Das Angebot reicht von familienfreundlichen Radwanderwegen bis zu anspruchsvollen Touren in Gipfelbereichen mit spaßigen Traileinlagen.
– Die hier beschriebene Runde eignet sich hervorragend für gemütlichere Gruppen mit einem Extrem-Biker, da sich sehr viele Stellen für anstrengende Abstecher beliebiger Längen bieten.
– Die natürliche Freundlichkeit der Menschen in diesem Landstrich führt immer wieder zu netten Kontakten.
– Vor Ort können Fahrräder geliehen und geführte Touren gebucht werden. Reit im Winkl verleiht auch E-Bikes. Diese Räder unterstützen die eigene Bewegung mit einem Elektromotor in beliebiger Intensität, sodass jeder auf entspannte Art Steigungen bewältigen und auch ein unerfahrener Bergfahrer einen „Ritt“ wagen kann.
– Preise für Übernachtung und Verpflegung sind mehr als human und die Anreise über die Autobahn München-Salzburg ist sehr bequem. Mehr Informationen und Kartenmaterial: Tourist Info Reit im Winkl, Tel.: 08640/800-20, www.reitimwinkl.de und Tourismusverband Kaiserwinkl, Tel. 0043-(0)501100, www.kaiserwinkl.com. (kaiserwinkel)



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