8. August 2009, Polen

Polen feiert 200. Geburtstag von Fryderyk Chopin

Polen erwartet im nächsten Jahr Musikliebhaber aus aller Welt. Denn am 1. März 2010 feiert man dort den 200. Geburtstag von Fryderyk Chopin. Polens Regierung rief zu diesem Anlass das Chopin-Jahr 2010 aus; überall im Land erinnert man mit Konzerten und Veranstaltungen an das Musikgenie. Einen Vorgeschmack auf das Chopin-Jahr kann man bereits dieser Tage in Warschau erleben – beim Internationalen Festival „Chopin und sein Europa“, das vom 16. bis 31. August in Polens Hauptstadt veranstaltet wird.

Als Sohn eines französischen Lehrers und einer polnischen Adeligen wurde Fryderyk am 1. März 1810 in Żelazowa Wola unweit der Hauptstadt Warszawa (Warschau) geboren. Seine ersten Polonaisen komponierte das musikalische Wunderkind schon mit Sieben, ein Jahr später hatte er seinen ersten öffentlichen Auftritt. Chopin, der bereits mit 39 Jahren in Paris starb, hinterließ ein reiches musikalisches Werk aus Walzern, Mazurken, Nocturnes oder Etüden.

Obwohl Chopin seine damals von der politischen Landkarte verschwundene Heimat 1831 verlassen hatte, blieb er ihr bis zu seinem Tod verbunden. Es war sein Wunsch, dass sein Herz in Warschau ruhen sollte. Während sein Leichnam auf dem Pariser Friedhof Pere Lachaise begraben wurde, ruht sein Herz bis heute in einem Pfeiler der Heiligkreuzkirche am Warschauer Königsweg. Es ist heute eine der Stationen von Musikliebhabern, die auf den Spuren Chopins durch Warschau wandeln.

Nicht weit von der Kirche entfernt liegt zwischen Königsweg und Weichselufer das Ostrogski-Schloss. Das ursprünglich von Tylman van Gameren entworfene barocke Gebäude in der Okólnik-Straße ist heute Sitz des Chopin-Museums. Es soll pünktlich zum 200. Geburtstag nach umfangreicher Sanierung mit einer neuen Ausstellung wieder eröffnet werden. Das Chopin-Museum besitzt die größte Sammlung von persönlichen Gegenständen, Dokumenten Handschriften und Porträts des Musikgenies. Unter anderem ist hier auch sein letzte Flügel zu sehen. Die Organisatoren versprechen ab 1. März 2010 eine moderne Ausstellung für alle Sinne zum Leben und Werk des Musikers.

Gleich neben dem Museum befindet sich die nach Chopin benannte Musikhochschule, deren Anfänge bis ins Geburtsjahr Chopins zurückreichen und die einige der bekanntesten Musiker des Landes hervorbrachte. Józef Elsner, der das frühere Konservatorium lange Zeit leitete, war von 1826 bis 1829 auch der Lehrer von Fryderyk Chopin und nannte ihn schon damals ein „musikalisches Genie“.

Nicht weit vom Ostrogski-Schloss entfernt liegt in der Straße Krakowskie Przedmieście Nr. 5 die Wohnung, in der der Musiker seine letzten Jahre in Polen verbrachte. Sie gehört heute zum Chopin-Museum und vermittelt einen Eindruck davon, wie die Familie Chopin zur damaligen Zeit lebte. Zu sehen sind dort auch zahlreiche Porträts der Familienmitglieder sowie Grafiken aus dem Warschau des frühen 19. Jahrhunderts.

Folgt man von dort dem Königsweg nach Süden, gelangt man zum Łazienki-Park, einer der schönsten Parkanlage Polens. Dort versammeln sich in den Sommermonaten jeden Sonntag viele Bürger und Besucher der Stadt unter dem Denkmal Chopins, um bei kostenlosen Konzerten seiner Klaviermusik zu lauschen. Das von Władysław Szymanowski entworfene Denkmal wurde 1926 aufgestellt und während der deutschen Okkupationszeit zerstört. 1958 wurde eine Kopie des Jugendstil-Denkmals am alten Standort enthüllt.

Klaviermusik erklingt sonntags auch vor dem Geburtshaus von Fryderyk Chopin in Żelazowa Wola. Dorthin verkehren vom Warschauer Zentrum aus regelmäßig Busse. Das von einem Park umgebene Landhaus wurde gerade erst erneuert und um ein Touristenzentrum mit Restaurant, Café und Buchladen ergänzt. Das Haus gehörte zum Besitz der Familie Skarbek, bei der Fryderyks Vater als Hauslehrer arbeitete. Um 1930 wurde es restauriert, um den Park ergänzt und wird seitdem als Museum zum Andenken an Chopin genutzt. Das Innere des Gebäudes wurde im Stil des frühen 19. Jahrhunderts möbliert.

Musikfreunde dürfen sich im nächsten Jahr auf zahlreiche Musikereignisse in der Heimat Chopins freuen. Eine Reihe von Geburtstagskonzerten findet bereits vom 21. Februar bis 1. März 2010 in der Nationalen Philharmonie in Warschau statt. Ein Ständchen gibt dort unter anderem der Komponist Daniel Barenboim. Mit dabei ist auch die weltberühmte argentinische Pianistin
Martha Argerich.

Das sechste Internationale Musikfestival „Chopin und sein Europa“ wird vom 1. bis 31. August in Warschau veranstaltet. Geplant sind rund 50 Konzerte mit mehr als 1000 Mitwirkenden. Ein weiterer Höhepunkt ist der Chopin gewidmete internationale Pianistenwettbewerb mit zahlreichen öffentlichen Auftritten vom 2. bis 23. Oktober 2010. Der Wettbewerb wird alle fünf Jahre zu Ehren Chopins in Warschau veranstaltet.

Auch in vielen anderen Städten Polens wird mit Veranstaltungen, Konzerten und Ausstellungen an den Geburtstag des berühmten Landsmanns erinnert. In der Krakauer Wawelkathedrale findet am Vorabend des 200. Geburtstags eine Messe für Chopin statt. Anschließend werden im Collegium Maius der Jagiellonen-Universität Original-Partituren von Chopin ausgestellt. In der Philharmonie von Bydgoszcz (Bromberg) findet eine Reihe von Konzerten zum Chopinjahr statt. Auch andere philharmonische Orchester erinnern mit Sonderkonzerten an den großen polnischen Musiker.

Einen besonderen Stellenwert nimmt das Festival im niederschlesischen Kurort Duszniki Zdrój (Bad Reinerz) ein. Im August 2010 wird es bereits zum 65. Mal veranstaltet und erinnert an einen Kuraufenthalt des jungen Fryderyk im Jahre 1826. Eine lange Tradition hat auch das Festival „Chopin in den Farben des Herbstes“, das Mitte September im Jagdschloss von Antonin in der Woiwodschaft Wielkopolska veranstaltet wird. Chopin hatte sich 1829 für einige Tage in dem von Karl-Friedrich Schinkel errichteten hölzernen Jagdschloss auf Einladung des Grafen Antonin von Radziwiłł aufgehalten und die Tochter des Hauses unterrichtet.

Mit dem Festival „Chopin und sein Europa“ stimmt man sich bereits seit fünf Jahren auf den großen Geburtstag ein. Jedes Jahr im August treten dazu in Warschau international bekannte Musiker auf. Das diesjährige Festival wird am 16. August in der Nationalen Philharmonie eröffnet. Täglich finden Konzerte statt. Zu den Beteiligten gehört in diesem Jahr der mehrfach ausgezeichnete deutsche Pianist Andreas Staier.

Informationen zum Chopin-Jahr in Polen bietet die englischsprachige Website www.chopin2010.pl Dort findet sich auch ein umfangreicher Veranstaltungskalender. Informationen zum Festival „Chopin und sein Europa“ auch unter www.chopin.nifc.pl. (FVA Polen)



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