30. Oktober 2009, Reisereportagen, USA

Weinlese in den Vineyards von Washington

Während in unseren Breiten allenfalls noch Eisweine geerntet werden, ist die Weinlese im Staat Washington an der amerikanischen Pazifikküste noch in vollem Gange – eine gute Gelegenheit, dem zweitgrößten Weinproduzenten der USA einen Besuch abzustatten. Die vielfach preisgekrönten Weine sind – buchstäblich – von ausgezeichneter Qualität, und die Metropole Seattle wird täglich von Frankfurt aus angeflogen.

Der Anbau von Weintrauben begann in Washington bereits in der Pionierzeit vor fast zweihundert Jahren. Trotzdem zeigen sich Besucher oft überrascht, dass der Staat als Weinproduzent unter allen Bundesstaaten der USA hinter Kalifornien an zweiter Stelle rangiert. Die Gründe sind aber leicht nachvollziehbar: Das Klima ist mild und die Weinberge liegen auf der gleichen geographischen Breite wie die legendären Weinbauregionen Bordeaux und Burgund in Frankreich.

Weingüter
Die meisten der mehr als 600 Weingüter in Washington sind mittelständische Betriebe, die nicht mehr als 5.000 Kisten Wein pro Jahr produzieren. Hier steht vor allem Qualität, nicht Masse im Vordergrund. Zudem hat sich die Weinindustrie des Staates zu einer nachhaltigen Nutzung des Bodens und zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Wasser verpflichtet. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Erst im September belegten Rieslingweine aus Washington die ersten drei Plätze in einer Rangliste der renommierten New York Times für erschwingliche Weine dieser Rebsorte.

Fast alle Weingüter können besichtigt werden. Oft werden sachkundige Führungen zum kleinen Preis oder sogar kostenlos angeboten. Natürlich kann man die edlen Tropfen bei dieser Gelegenheit auch kosten und gleich beim Erzeuger ein köstliches Mitbringsel aus Washington erstehen.

Weinvielfalt
Washingtons Winzer bauen auf einer Gesamtfläche von über 12.000 Hektar neben exotischen Neuschöpfungen vertraute Rebsorten wie Chardonnay (2.425 ha Anbaufläche), Cabernet Sauvignon (2.412 ha), Merlot (2.369 ha), Riesling (1.782 ha), Spät- und Grauburgender oder Semillon an, aber auch „Neulinge“ wie Shiraz (Syrah), der bereits 1.146 Hektar Anbaufläche „erobert“ hat – insgesamt über dreißig Rebsorten, etwa hälftig verteilt auf weiß (52%) und rot (48%). Liebhaber deutscher Sorten finden hier übrigens auch Klassiker aus hiesigen Landen wie Gewürztraminer oder Müller-Thurgau.

Weinanbau
Es gibt im Staat Washington elf offizielle Herkunftsbezeichnungen (AVAs). Weil die Anbaugebiete sehr nahe beieinander liegen, kann man leicht mehrtägige Weintouren durch die einzelnen Regionen planen und die ganze Bandbreite des Angebots kennenlernen. Von der Metropole Seattle, die Lufthansa täglich von Frankfurt aus anfliegt, ist das großflächige Weinbaugebiet „Puget Sound“ besonders leicht zu erreichen. Es erstreckt sich über das Land und die Inseln rund um den Sund bis zu den westlichen Ausläufern des Kaskadengebirges. Die Region wird im Winter kaum von Bodenfrost betroffen und genießt lange und milde Sommer.

Alle übrigen Weinbauregionen bilden eine zusammenhängende Fläche auf der Ostseite der Kaskaden im Südosten des Staates. Das mit fast 41/2 Millionen Hektar größte Anbaugebiet des gesamten Staates ist das „Columbia Valley“, das sich über ein Drittel der Landfläche Washingtons ausdehnt. In diesem Gebiet liegt auch die Drei-Städte-Region Kennewick, Pasco und Richland. Mit Hunderten verschiedener Sorten und guter Vulkangesteinerde ist das Tal des Columbia-Flusses Heimat von über hundert Weingütern mit mehr als 2.700 ha Anbaufläche. Vorwiegend an den Südhängen werden hier hauptsächlich Merlot-Reben gezüchtet. Die Saison erstreckt sich hier über 190 Tage, während im Jahr lediglich 20 cm Niederschlag fallen.

Das an zwei Seiten an das Columbia Valley grenzende Gebiet „Yakima Valley“ ist die älteste anerkannte Weinbauregion des Staates und umfasst knapp 5.000 Hektar Anbaufläche, verteilt auf mehr als sechzig Weingüter. Mittelpunkt der Region ist die Stadt Prosser, deren Weingüter pro Jahr über 30.000 Besucher anlocken.

Unmittelbar südlich schließt die Region „Horse Heaven Hills“ am Nordufer des Columbia an, der hier die Südgrenze des Staates bildet. Von den mehr als 230.000 Hektar der Region werden 3.400 für den Weinanbau genutzt – ein gutes Viertel der gesamten Anbaufläche des Staates. Die steilen Südhänge am Rand der Schlucht bieten ideale Wachstumsbedingungen für einige der besten Weine des Staates. Die Gebiete „Walla Walla Valley“ im Osten und „Columbia Gorge“ im Westen liegen ebenfalls am Columbia und reichen jeweils bis in den Nachbarstaat Oregon.

Weintherapie
Luftige 275 m über dem rauschenden Columbia River kann man sich übrigens bei SageCliffe im Cave B Inn (www.CaveBInn.com) einquartieren, einem Weingut auf halber Strecke zwischen Seattle und Spokane. Dort kann sich der stressgeplagte Gast nach allen Regeln der Kunst verwöhnen lassen: nach Herzenslust schmausen, nach Lust und Laune frühstücken, edelste Weine genießen und vieles mehr. Natürlich erhält man auch eine Führung durch das Weingut und kann sich sogar einer „Vinotherapy“ zur Entspannung unterziehen. Die Preise für derartige Verwöhnpakete liegen zwischen $159 und $1260 (ca. Euro105-850). Da kann man nur sagen: Zum Wohl! (Washington State Tourism)



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