Polen feiert Fryderyk Chopin
Am 1. Januar 2010 um Null Uhr wird das polnische Radio und Fernsehen Neujahrsgrüße aus dem kleinen masowischen Dorf Żelazowa Wola ins ganze Land schicken. Es ist der Auftakt für ein ganz besonderes Jahr im Nachbarland – das Chopin-Jahr 2010. In Żelazowa Wola, keine Autostunde von Warschau entfernt, wurde vor 200 Jahren Fryderyk Chopin geboren, im Rest der Welt eher unter seinem französischen Vornamen Fréderic bekannt, aber dennoch ein waschechter Pole. Seinen Geburtstag möchte man mit Gästen aus aller Welt und mit viel Musik feiern. Als Sohn eines französischen Lehrers und einer polnischen Adeligen wurde Fryderyk Chopin 1810 in Dorf Żelazowa Wola geboren. Er war ein musikalisches Wunderkind, das seine ersten Polonaisen bereits mit sieben Jahren komponierte. Ein Jahr später hatte er seinen ersten öffentlichen Auftritt. Chopin, der bereits mit 39 Jahren in Paris starb, hinterließ ein reiches musikalisches Werk aus Walzern, Mazurken, Nocturnes oder Etüden. Viele seiner Musikstücke sind von seiner masowischen Heimat geprägt.
Obwohl Chopin seine damals von der politischen Landkarte verschwundene Heimat 1831 verlassen hatte, blieb er ihr bis zu seinem Tod verbunden. Es war sein Wunsch, dass sein Herz in Warschau ruhen sollte. Während sein Leichnam auf dem Pariser Friedhof P`ere Lachaise begraben wurde, befindet sich sein Herz bis heute in einem Pfeiler der Heiligkreuzkirche am Warschauer Königsweg. Seine Schwester hatte es – versteckt in einer Flasche Cognac – nach Polen geschmuggelt.
Polen feiert ein Jahr lang sein musikalisches Wunderkind. Zahlreiche Festivals, Konzerte und Ausstellungen werden im ganzen Land organisiert, weltberühmte Musiker geben ein Ständchen. Nach den Neujahrsgrüßen aus seinem Geburtshaus bildet ein symphonisches Konzert in der Warschauer Nationalen Philharmonie am 7. Januar den musikalischen Auftakt zum Chopin-Jahr 2010. Andere polnische Städte ziehen nach. So beginnt die Philharmonie in Częstochowa (Tschenstochau) am 15. Januar einen Reigen von Chopin-Konzerten, am gleichen Tag startet auch Poznań (Posen) mit einem Konzert in der Aula der Universität. Konzertreihen finden auch in zahlreichen anderen Städten wie Wrocław (Breslau) oder Kraków (Krakau) statt.
Zum Geburtsdatum gibt es unterschiedliche Angaben, mal ist vom 22. Februar die Rede, mal vom 1. März 1810. Um den richtigen Termin nicht zu verpassen, feiert gleich acht Tage lang Geburtstag. Weltberühmte Kollegen wie der Dirigent Daniel Barenboim und die argentinische Pianistin Martha Argerich werden in dieser Zeit in Warschau ein Ständchen geben. Am 1. März wird im Warschauer Ostrogski-Schloss das Chopin-Museum nach umfangreicher Sanierung wieder eröffnet. Es besitzt die größte Sammlung von persönlichen Gegenständen, Dokumenten, Handschriften und Porträts des Musikgenies. Unter anderem ist hier auch sein letzter Flügel zu sehen.
Im Geburtshaus in Żelazowa Wola findet am 1. März ebenfalls ein feierliches Konzert statt. Das Haus gehörte der Familie Skarbek, bei der Fryderyks Vater als Hauslehrer arbeitete. Das von einem Park umgebene Anwesen wird gerade erneuert und um ein Touristenzentrum sowie einen neuen Konzertsaal ergänzt. Das Innere des Gebäudes wurde im Stil des frühen 19. Jahrhunderts möbliert und soll an die Atmosphäre zu Zeiten Chopins erinnern. Jeden Sonntag kann man hier bei freiem Eintritt Klavierstücke des Meisters live erleben.
Musik von Chopin bildet 2010 auch einen Schwerpunkt beim Beethoven-Festival, das traditionell während der Ostertage in Warschau veranstaltet wird. Die 14. Auflage des Musikklassikers findet vom 21. März bis 3. April statt, steht unter dem Motto „Beethoven. Musik und das Phänomen des Klaviers“ und spannt den Bogen zum Chopin- und dem Robert-Schumann-Jahr.
Einen weiteren Höhepunkt im Chopin-Jahr bildet das sechste Internationale Musikfestival „Chopin und sein Europa“. Es wird vom 1. bis 31. August in Warschau veranstaltet. Geplant sind rund 50 Konzerte mit mehr als 1000 Mitwirkenden. Ein anderes bedeutendes Musikereignis ist der Chopin gewidmete internationale Pianistenwettbewerb mit zahlreichen öffentlichen Auftritten vom 1. bis 23. Oktober 2010. Der Wettbewerb wird alle fünf Jahre zu Ehren Chopins in Warschau veranstaltet.
Einen besonderen Stellenwert nimmt das Festival im niederschlesischen Kurort Duszniki Zdrój (Bad Reinerz) ein. Anfang August 2010 wird es bereits zum 65. Mal veranstaltet und erinnert an einen Kuraufenthalt des jungen Fryderyk im Jahre 1826. Eine lange Tradition hat auch das Festival „Chopin in den Farben des Herbstes“, das vom 10. bis 19. September in Antonin in der Woiwodschaft Wielkopolska stattfindet. Chopin hatte sich 1829 für einige Tage in dem von Karl-Friedrich Schinkel errichteten hölzernen Jagdschloss auf Einladung des Grafen Antonin von Radziwiłł aufgehalten.
Auch mehrere Kunstausstellungen sind dem Leben und der Zeit Chopins gewidmet. So wird von September bis November im Warschauer Nationalmuseum eine Ausstellung zum Thema „Chopins Polen“ zu sehen sein. Den musikalischen Abschluss des Chopinjahres bildet ein Konzert in der Warschauer Nationalen Philharmonie am 21. Dezember. (Fremdenverkehrsamt Polen)
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