2. Januar 2010, Leipzig

Luther-Dekade in Leipzig

Am 21.9.2008 fiel der Startschuss für die sogenannte „Luther-Dekade“, die mit dem 500-jährigen Reformationsjubiläum im Jahr 2017 ihren Höhepunkt findet. Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe sowie historischen Gedenkjahren wie dem 450. Todestag Melanchthons 2010 und 800 Jahre Thomanerchor 2012 wird das weite Themenspektrum der Reformation beleuchtet (www.luther2017.de).

Luther entstammte einem thüringischem Bauerngeschlecht und wurde am 10.11.1483 in Eisleben als ältestes von wahrscheinlich neun Kindern geboren. Aufgrund eines in Todesnot ausgesprochenen Gelübdes verzichtete er auf eine weltliche Karriere und trat am 17.7.1505 in das Kloster der Augustinereremiten in Erfurt ein. Er wurde 1507 Priester und studierte danach Theologie in Erfurt und Wittenberg. Im Verlauf eines längeren Erkenntnisprozesses kam Luther zur Einsicht, dass sich die herrschende scholastische Theologie von den Grundlagen des Christentums weit entfernt habe. Nur der Glaube an das biblische Verheißungswort, nicht dagegen das Vertrauen in “eigene” Werke, könne den Menschen retten. Diese Gewissheit vertrat Luther während des Ablassstreits. Dazu schlug er am 31.10.1517 seine 95 Thesen gegen den Ablass in lateinischer Sprache an die Wittenberger Schlosskirche.

Der Leipziger Drucker Melchior Lotter druckte 1519 als Erster Luthers 95 Thesen als Plakatdruck und gab insgesamt mehr als 160 Schriften Luthers heraus. Dadurch wurde Luthers Lehre in kurzer Zeit im ganzen Land verbreitet. Ende 1519 waren etwa 250.000 Schriften auf dem Markt.

Die Verfechter des Ablasshandels Johann Tetzel und Albrecht von Mainz und Magdeburg wiesen Luther scharf zurück und veranlassten ein Streitgespräch. So kam es zu Luthers bedeutendstem Besuch in Leipzig, der vom 24.6. bis 16./17.7.1519 stattfand. In der Hofstube der Pleißenburg hielt er seine Disputation – bekannt auch als “Leipziger Kirchenschlacht” – gegen den Papisten Johannes Eck. Das Streitgespräch bestätigte den Bruch des Reformators mit der römisch-katholischen Kirche. Ein Jahr später fielen dann die Entscheidungen. Der Prozess in Rom wurde gegen Luther am 15.6.1520 mit der Bannandrohungsbulle und am 3.1.1521 mit der Bannbulle abgeschlossen. Trotzdem bildete sich vor allem in den Städten bald eine “evangelische Bewegung”. Auf der Wartburg bei Eisenach vollbrachte Luther 1521/22 eine enorme Arbeitsleistung: er übersetzte das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Zurückgekehrt nach Wittenberg, wurde der Neuaufbau eines an der Bibel orientierten Kirchenwesens zu Luthers zweiter großer Lebensaufgabe. Der Reformator stellte die volkssprachliche Predigt in den Mittelpunkt des Gottesdienstes und bildete Landeskirchen.

Am 13.6.1525 heiratete Luther die ehemalige Nonne Katharina von Bora und richtete damit auch im Bereich der Familie die gesellschaftlichen Normen neu aus. Sein Gönner Kurfürst Johann der Beständige schenkte ihm zur Hochzeit 100 Gulden und das ehemalige Augustiner-Domizil “Schwarzes Kloster” in Wittenberg. Dieses wurde somit zum Wohnhaus der ersten Pfarrfamilie Deutschlands.

Der Reformator hielt sich sehr oft, fast bei jeder Reise nach Süden, in Leipzig auf. Historisch nachweisbar sind sieben Besuche von ihm. Am 9.10.1512 kam er erstmals in die Stadt um 50 Gulden abzuholen, die ihm der Kurfürst Friedrich der Weiße für seine Promotion bewilligt hatte. Den Weg Wittenberg-Leipzig und zurück musste Luther zu Fuß zurücklegen, ca. 150 Kilometer. Die bereits erwähnte “Leipziger Disputation” mit Johannes Eck fand im Zeitraum 24.6. bis 16./17.7.1519 in der Pleißenburg statt. Dreimal predigte Luther in Leipzig; erstmals am 24.5.1539 in der Kapelle der Pleißenburg bei der Einführung der Reformation durch Heinrich den Frommen. Am 25.5.1539 sprach Luther in der Thomaskirche die Festrede zur Einführung der Reformation.

Im „Thüringer Hof“ – dem ältesten Restaurant Leipzigs – war Martin Luther oft zu Gast. Dies belegt ein Lutherbrief von 1520, dessen Kopie dort ausgestellt ist. Martin Luther teilte darin seinem Freund Spalatin mit, dass ihm Dr. Heinrich Schmiedeberg, der die Gaststätte bis 1515 besaß, in seinem Testament 100 Gulden vermacht hat.

Auch kulinarisch kann man im „Thüringer Hof“ auf Luthers Spuren wandeln und das „Luthermenü“ bestellen. Es besteht aus vier Gängen: deftige Schlachtfestsuppe mit Fadennudeln, Eisbein mit Sauerkraut und Erbspüree sowie Bratapfel in Weißwein gedünstet. Zur Verdauung wird ein Lutherbecher Kräuterbitter gereicht.

Während der Jahre 1515, 1516, 1518 und 1521 weilte Luther ebenfalls in Leipzig. Danach folgte eine lange Pause. Erst 1539, nach dem Tod von Herzog Georg dem Bärtigen, der die Reformation rigoros bekämpft hatte, kam Luther wieder nach Leipzig. Weitere Besuche 1540 und 1542 folgten. Bei seinem letzten Aufenthalt im August 1545 war Luther bei Joachim Camerarius in der Universitätsstraße 7-9 zu Gast. Letztmals weilte er am 12.8.1545 in Leipzig zur Weihe der Universitätskirche als evangelische Kirche. Am 18.2.1546 verstarb der bedeutende Reformator in Eisleben.

Sündiges Leipzig

Perfekt getarnt als Junker Jörg kam Luther am 3.12.1521 nach Leipzig in die „Höhle des Löwen“. Dort speiste er in einer Kutscherkneipe am Brühl. Obwohl er Bart und Barett trug, erkannte ihn eine Prostituierte, die in der Schenke bei einem Bier auf Freier wartete. Dies ärgerte Luther noch Jahre später. So schimpfte er bei einem Tischgespräch in Wittenberg: „Leipzig ist wie Sodom und Gomorra. Mit Hurerei und Wucher überschüttet, darum kann`s ihnen nicht wohl ergehen. Oh Leipzig, du bist ein böser Wurm. Über dich wird ein großes Unglück gehen. Im Jahr 47 wird ein Unglück über die Stadt ergehen, im Jahr 52 wird sie Not leiden, im Jahr 54 wird Leipzig eine Stadt gewesen sein“. Tatsächlich wurde Leipzig 1547 belagert und teilweise zerstört. (Leipzig Tourismus und Marketing GmbH)



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