6. Februar 2010, Serbien

Jüdisch-Historisches Museum in Belgrad

Bis in die 1930er Jahre und zu ihrer europaweite Verfolgung durch die Nationalsozialisten lebten insgesamt über 10.000 Juden in der Hauptstadt Serbiens, von denen allerdings nur wenige den Holocaust überlebten. Besucher Belgrads, die sich für die jüdische Kultur und Geschichte der Stadt interessieren, sollten daher das ehemalige jüdische Viertel Dorćol besuchen, in dem zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert ein reges jüdisches Leben in all seinen Facetten herrschte. Daneben dokumentieren die Sammlungen des Jüdischen Historischen Museums, dem „Jevrejski istorijski muzej“, in herausragender Weise die vielen unbekannte, aber Jahrhunderte alte serbisch-jüdische Geschichte. Das Museum liegt in der Kralja Petra 7 – nahe des ältesten und wohl berühmtesten Restaurants der Stadt, dem „?“-Café – und ist montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Informationen zu Museum und Ausstellungsprogramm unter www.jimbeograd.org.

Bereits seit dem Jahr 1969 bietet das Museum eine ständige historische Ausstellung zur jüdischen Kulturgeschichte und zum Leben der Juden in Belgrad und Serbien – vom Beginn ihrer Migration über den Holocaust bis zur Gegenwart im 21. Jahrhundert. Bemerkenswert und von hohem regionalhistorischem Werte sind vor allem die Dokumente und Artefakte über die Verfolgung der Juden im Zweiten Weltkrieg sowie deren aktive Teilnahme an der von Tito geführten Widerstandsbewegung gegen die Nationalsozialisten. Die beeindruckende Judaica-Sammlung illustriert den Besuchern die jüdische Religion und Alltagskultur.

Das Jüdische Historische Museum befindet sich im einstigen jüdischen Gemeindehaus, einem Gründerzeitpalais im Zentrum der Innenstadt. Das 1928 erbaute Haus diente der jüdisch-sephardischen Gemeinde Belgrads als Treffpunkt und Veranstaltungsort, wobei das Museum erst zwei Jahrzehnte gegründet wurde und dort einzog. 2008 feierte es sein 60-jähriges Jubiläum. In diesen Jahrzehnten haben über fünfzig große Ausstellungen stattgefunden, wie zum Beispiel „Juden aus Dorćol – Die Geschichte verlorener Nachbarn“ im Jahr 1997, „Jüdische Bräuche – Der Lebenszyklus“ im Jahr 1998 oder die im Jahr 2004 gezeigte Ausstellung „Von deutschen Militärstützpunkten“.

Gegenwärtig leben etwa 2.000 Juden in Belgrad, von den ehemals zehn Synago-gen ist nur noch eine einzige erhalten und in Gebrauch. Bis heute hat sich auch der 1879 gegründete jüdische Chor der „Baruh Brüder“ erhalten, der unter anderem auf den jährlich stattfinden Musikfestivals des Landes das musikalische Erbe der jüdischen Serben zu Gehör bringt. (NTOS)



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