13. Februar 2010, Menorca

Wandern auf der historischen Camí de Cavalls

Das Meer ist schon seit jeher der Überbringer von guten und schlechten Neuigkeiten gewesen. So gelangten Händler und Krankheiten ebenso wie Piraten und Eroberer stets über das Meer auf die Insel. Der Weg ‚Camí de Cavalls’ war eine lebenswichtige Route zur Überwachung der Küste, denn dieser Weg verband die verschiedenen Wach- und Verteidigungstürme miteinander, um im Notfall entsprechend schnell handeln zu können. Heute kann man knapp 200 Kilometer dieses ehemaligen Wegs entlang wandern und sich an der herrlichen landschaftlichen Umgebung erfreuen. Es ist eine der schönsten Wanderungen, die Menorca zu bieten hat.

Die Küstenlinie Menorcas umfasst nahezu 220 km. Das Gestade bietet auf seiner beachtlichen Länge viel Abwechslung für Wanderer, die hier unzählige Fleckchen überwältigender Schönheit finden, in Ruhe die Aussicht auf das Meer genießen und sich an den Stränden erholen können. Diese Küste war aber nicht immer so stimmungsvoll friedlich. Es ist noch nicht lange her, dass viele, wenn nicht die meisten Menorquiner, dem Meer lieber den Rücken zukehrten. Wer im Innern der Insel lebte, bekam das Meer das ganze Jahr über nicht zu Gesicht. Die Küste war feindliches Gebiet, in dem jederzeit Angriffe von Feinden drohten. Sie musste sorgfältig überwacht werden, besonders im Frühjahr und Sommer, wenn Angriffe von außen wahrscheinlicher wurden. Für die Inselbewohner war das Meer einerseits die Nabelschnur, durch die die Insel mit dem Festland verbunden war, andererseits aber auch das Einfallstor für Feinde.

Zur Überwachung des Gestades wurden vorübergehende oder dauerhafte Wehrtürme auf den Erhebungen im Gelände errichtet, von denen aus man den Horizont überwachen konnte. Alle diese Kontrollstellen mussten natürlich über geeignete Wege erreichbar sein, um an einer Gefahrenstelle schnell die Küste gegen einen Angriff verteidigen, den Schmuggel unterbinden und die Reste einer Strandung retten zu können, oder im Allgemeinen die Möglichkeiten zu nutzen, die eine Küste bietet. So entstand eine der bedeutendsten landschaftlichen Touren auf Menorca, der Camí de Cavalls oder Pferdeweg.

Die Ursprünge des Camí de Cavalls sind nicht ganz geklärt. Möglicherweise ist der Ursprung im Mittelalter nach der christlichen Eroberung der Insel zu suchen. Auf jeden Fall ist bekannt, dass im 16. und 17. Jahrhundert, als die Angriffe der Berberkorsaren bedrohlich zunahmen, die bewaffneten Trupps sich entlang der Küste zu den Stellen bewegten, an denen die Turmwächter verdächtige Schiffe gemeldet hatten.

Ab dem 18. Jahrhundert war der Camí de Cavalls ein für das Heer lebenswichtiger Weg zur Überwachung der Küsten. Bei dem Weg handelte es sich jedoch nicht um einen genau abgegrenzten Pfad zwischen Steinmauern, wie es auf Menorca üblich ist, wenngleich auf manchen Streckenabschnitten auch dies vorkam. Es handelte sich eher um ein Wegerecht, dessen Verlauf sich häufig, je nach den Bedürfnissen der Landwirtschaft oder sonstigen Anforderungen der Bauernhöfe, änderte. Heute wird der freie Zugang durch ein Gesetz der autonomen Region aus dem Jahre 2000 gewährleistet und geregelt, in dem der Camí de Cavalls als eine „historische und kulturelle Realität der Bevölkerung Menorcas“ anerkannt wird.

Der untenstehende Streckenvorschlag erschöpft bei Weitem nicht alle Möglichkeiten des Camí de Cavalls, sondern bietet eine Auswahl der interessantesten Abschnitte:

01. Von S‘Albufera des Grau bis Kap Favàritx (8,5 km)
02. Von Sanitja bis Cala Pregonda (4 km)
03. Von Cala Pilar bis Morell (12,5 km)
04. Von Cala Blanca bis Kap Artrutx (4 km)
05. Von Cala Turqueta bis Cala Galdana (4,6 km)
06. Von Sant Adeodat nach Cala Porter (10,8 km)
07. Von Punta Prima bis Cala Sant Esteve (6,4 km). (spanien.info)



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