19. Februar 2010, Hannover Region

Nördliche Seebären im Zoo Hannover

Die nördlichen Seebären für Yukon Bay sind im Zoo Hannover eingetroffen. Die Neuen sind beim besten Willen nicht zu überhören. Klingen ein bisschen heiser verstimmt, als hätten sie die ganze Nacht durchgesungen. Und nicht nur die Stimme trägt Pelz: Auf einem Quadratzentimeter Haut versammeln die Neuen bis zu 45.000 Haare. Kein Wunder, dass sie sich ständig putzen und mit ihren langen Flossen kämmen. Dass sie dabei aussehen wie ein rückenschwimmender Otter beim Fischverzehr, kann einen echten Seebären nicht erschüttern. Wer einen spöttischen Spruch macht, wird böse angeröhrt. Das klingt dann wie ein ungemein missgestimmter Bär, der versehentlich im Winterschlaf gestört wurde.

Die röhrenden Robben sind die neuesten Zugänge für die Kanadalandschaft Yukon Bay. Die zweijährigen Bruce, Roger, Donna, Diva, Kelly und Smilla stammen aus dem Ishewskij Zoopark in Russland und sind die einzigen Nördlichen Seebären in Europa! In Yukon Bay werden sie gemeinsam mit den Kegelrobben und Seelöwen im großen Hafenbecken die Stars der neuen Robbenshow sein.

Jetzt gewöhnen sich die sechs Seebären erst einmal an ihre neuen Kollegen, bevor sie nach Yukon Bay umziehen und mit dem Training beginnen. Was genau ihr Part bei der Show wird, steht noch nicht fest: „Im Moment sind wir froh, wenn sie uns nicht beißen“, meint Tiertrainer Andreas Pohl schmunzelnd. Welche Talente in den Robben mit den Riesenaugen und der Rockröhre stecken, werde man sehen.

Bruce und Roger brauchen sich in einigen Jahren eigentlich nur zu zeigen, um alle Augen auf sich zu richten. Männliche Seebären werden über zwei Meter groß, bis zu 275 kg schwer und tragen eine stattliche Mähne.

Der nördliche Seebär

Herkunft: Arktis, Alaska, Kanada, Russland
Größe: Weibchen 1,50m
Männchen 2,10m
Gewicht: Weibchen 40-60 Kg
Männchen über 275 Kg
Nahrung: Fisch, Tintenfisch
Tragzeit: 51 Wochen
Lebensdauer: ca. 25 Jahre

Perfekt angepasst
Seebären sind nahezu perfekt an ihre kalte Umgebung angepasst. Auf einem Quadratzentimeter Haut trägt der Seebär bis zu 45.000 Haare. Sein enorm dichter Pelz ist vollkommen wasserundurchlässig. Zudem schützt eine zusätzliche Fettschicht unter der Haut vor der Kälte. Diese Isolierung funktioniert so gut, dass in der Sonne liegende Seebären wie Hunde hecheln müssen, um sich abzukühlen. Im 8-12 C° kalten Wasser fühlen sie sich am wohlsten. Sind sie erst einmal in ihrem Element, können Seebären eine Geschwindigkeit von 27 km/h erreichen und 80 m tief tauchen.

Warten auf die Richtige

Es ist jedes Jahr das gleiche Schauspiel. Mitte Mai treffen unzählige stattliche Seebärenbullen an einer bestimmten Küste ein. Sie robben sich an Land und streiten mit ihren Artgenossen um das beste Grundstück. Ist es gefunden, verzichten die mächtigen Seebären auf Futter und Wasser. Sie warten nur noch auf ihre Weibchen. Wenn es sein muss, monatelang. Die Gefahr, dass sie sich verpassen besteht nicht. Denn Seebären treffen sich immer dort wieder, wo sie selbst geboren worden sind.

Mit Anhang
Wenn endlich alle versammelt sind, müssen sich die Männchen immer noch gedulden. Nur wenige Stunden nach ihrer Ankunft bringen die Weibchen zunächst ihr Jungtier der letzten Paarung zur Welt. Dann aber, kurz nach der Geburt, verpaart sich die Seebärenmutter erneut und wird wieder trächtig. Der winzige Keimling beginnt jedoch erst nach ca. vier Monaten zu wachsen. Und genau 51 Wochen später wird das Seebärenweibchen ihren fünf Kilogramm schweren Nachwuchs genau dort zur Welt bringen, wo sie es schon immer getan hat. An ihrer eigenen Geburtsstätte, mit Hunderten von Artgenossen.

Kindergarten

Seebärenmütter versorgen ausschließlich ihren eigenen Nachwuchs. Fremde Sprösslinge, auch wenn sie noch so hungrig sind, haben nicht die kleinste Chance. Eine Woche lang kümmert sich die Mutter aufopferungsvoll um ihr Baby, dann geht sie wieder zur Jagd ins Meer. Die Jungen schließen sich zu Gruppen zusammen und werden einmal in der Woche von ihren Müttern gesäugt. Obwohl kleine Seebären von Geburt an schwimmen können, gehen sie erst ab der vierten Woche ins Wasser. Wirklich groß sind die Kleinen erst ab vier Monaten.

Jäger und Gejagter

Die innige Verbindung zwischen Mutter und Kind wurde dem Seebären zum Verhängnis. Um 1870 wurden die Tiere auf dem offenen Meer erbarmungslos gejagt. Meist traf es die Weibchen, denn ihre männlichen Artgenossen waren während der Paarungszeit an Land. So verdammte jeder Treffer der Jäger ein Junges zum Hungertod. 1909 sank die Zahl der Seebären auf einen Tiefstand von 130.000 Tieren. Heute hat sich der Bestand zwar erholt, geht aber wieder zurück. Nördliche Seebären werden daher als bedroht eingestuft. (TM Niedersachsen)



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