23. Februar 2010, Rügen

Swantevitstein: Trinkhorn oder Grabstein?

Als „Swantevitstein“ wird ein Bildstein im mittelalterlichen Mauerwerk der Kirche in Altenkirchen, dem ältesten dörflichen Sakralbau auf der Insel Rügen, bezeichnet. Auf dem 1,18 Meter langen und 68 Zentimeter breiten Stein ist ein Mann mit einem Trinkhorn abgebildet, der vermutlich den Priester des Slawengottes Swantevit darstellt, denn nur dieser hatte das Recht, das große verzierte Trinkhorn des Gottes zu berühren.

Es könnte sich aber auch um den Grabstein von Fürst Tezlaw handeln, dem nach der dänischen Eroberung Rügens die Halbinsel Wittow zugesprochen worden war. Das Steinrelief ist wahrscheinlich vor der 1168 einsetzenden Christianisierung der Insel entstanden und später auf der Seite liegend direkt über dem Fundamentsockel in der Ostwand der Kirche, der Innenwand der Waffenkammer, die aus dem 14. Jh.stammt, verbaut worden. Bevor die Kirche ab 1168 als dreischiffige romanische Basilika errichtet wurde, befand sich an deren Standort vermutlich ein slawischer Begräbnishügel. Das Pfarramt in Altenkirchen hatte 1792 bis 1808 der Pfarrer und Schriftsteller Ludwig Gotthard Kosegarten inne, der regelmäßig Uferpredigten für die Fischer des nahen Dorfes Vitt abhielt und diese Gottesdienste weit über Rügen hinaus bekannt machte. Heute wird diese seit der Reformationszeit bekannte Tradition in den Sommermonaten fortgesetzt.

Nach dem Kirchenbesuch lohnt sich ein Abstecher zum Kap Arkona, dem nördlichsten Punkt der Insel Rügen, wo der Burgwall der Jaromarsburg zu finden ist, einer Kultstätte, die die Slawen ebenfalls ihrem Gott Swantevit widmeten.

Weitere Informationen: www.kirche-altenkirchen.de, www.kap-arkona.de (Tourismusverband Mecklenburg Vorpommern)



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