22. März 2010, Navarra

Zugarramurdi in den Pyrenäen: das „Dorf der Hexen“

Wer sich für Hexenverfolgung, Zauberei, Mythen und Legenden in Navarra interessiert, sollte in diesem Jahr die kleine Ortschaft Zugarramurdi in den Pyrenäen besuchen, das als „Dorf der Hexen“ bekannt ist. Die Autonomiegemeinschaft Navarra hat für dieses Jahr in Erinnerung an den 400. Jahrestag des Autodafé von Logroño eine Reihe von Veranstaltungen geplant, die Touristen Einblick in die Welt des Hexenglaubens und der Inquisition im 17. Jahrhundert geben soll.

Im November 1610 wurden 31 Bewohner von Zugarramurdi von der Inquisition wegen Hexerei angeklagt. Das Autodafé, die Urteilsvollstreckung des Glaubensgerichts, das den Tod von mehreren Einwohnern durch Verbrennen erwirkte, prägte das nur 250 Seelen zählende Pyrenäen-Dorf und die benachbarten Gemeinden für Jahrhunderte.

Die nahe dem Dorf gelegenen Höhlen, in denen bis ins 17. Jh. Hexentreffen, genauer gesagt heidnische Treffen von Männern und Frauen stattgefunden haben sollen, die von Zeitgenossen, der Hexerei bezichtigt wurden, strahlen eine einzigartige Atmosphäre aus. Der Legende nach sollen dort ausgelassene Feste gefeiert, um Lagerfeuer getanzt und Orgien im Mondschein veranstaltet worden sein.

Zugarramurdi selbst liegt im Norden Navarras, im westlichen Teil der Pyrenäen nahe der französischen Grenze. Die nahezu unerschöpfliche Palette der Grüntöne dieser Landschaft kontrastiert mit der weißen Farbe der Häuser. Ein kleiner Spaziergang durch die Gassen des Dorfes stimmt auf den Besuch der Höhlen ein.

Nur 400 m vom Dorf entfernt befindet man sich in einer Landschaft von überwältigender Schönheit. Der Bach Olabidea, der seinem baskischen Namen nach in der Hölle entspringt (Infernuku erreka), hat hier einen 120 m langen und stellenweise bis zu 12 m hohen Tunnel, etwas weiter oben zwei Galerien, gegraben. Hinter dem tunnelartigen Höhleneingang führt eine Treppe zum größten Saal der Höhle hinab. Dort sollen die „Akelarres“ oder Hexentreffen stattgefunden haben. Hier ist der Schauplatz der Legenden von Hexern und Hexen, heidnischen Ritualen und Banketten, deren Gastgeber der Teufel persönlich gewesen sein soll.

Es ist nicht verbrieft, ob die Tänze um das Lagerfeuer und die Rituale wirklich stattfanden oder sie sich die Inquisition nur ausmalte. Sicher ist, dass die Inquisition die Einwohner von Zugarramurdi unbarmherzig verfolgte. Im Jahr 1610 machte sie 31 Bürgern – überwiegend Frauen – aus der Gegend den Prozess. Sie wurden der Hexerei bezichtigt und ihre Namen sind auf einer Tafel am Eingang der Höhle aufgeführt. Einige überlebten, nachdem sie ihre Schuld anerkannten und um Vergebung baten, aber 13 starben an den Folgen der Folter, die sie im Gefängnis von Logroño erlitten. Die restlichen 6 wurden auf dem Marktplatz von Logroño vor 30 000 Zuschauern bei lebendigem Leib verbrannt.

Das Veranstaltungsprogramm zu Ehren der Verurteilten soll dazu beitragen, die Geschehnisse vor 400 Jahren besser zu verstehen. Für den März ist der „Tag der Höhlen“ geplant, der Besuchern den ökologischen, historischen und mythologischen Wert der Höhlen von Kantabrien und den Pyrenäen näherbringen soll. In der Osterwoche organisieren am 2. und 3. April die Bewohner von Zugarramurdi selbst theatralisierte Führungen durch die Höhle „Bete Sorgin Ilargi Larrea“.Im Mai wird in der Hauptstadt Pamplona die Ausstellung „Hexen/Sorginak. Die Archive der Inquisition und Zugarramurdi „ gezeigt.

Im Rahmen des Festivals von Olite wird in der Höhle von Zugarramurdi eine musikalische Darbietung angeboten. Die Feste, die einst in den Höhlen stattgefunden haben sollen, werden jedes Jahr nachempfunden. Am 18. August, dem letzten Tag des Patronatsfestes statt, wird das traditionelle „Zikiro jate“ abgehalten, ein Essen, an dem 800 Personen teilnehmen. Zu essen gibt es Lamm am Spieß.

Im Herbst bestreitet Gustav Henningsen, Experte für Fragen im Zusammenhang mit der Inquisition und Hexerei, eine Vortragsreihe, die mit einer Hommage an die am 7. und 8. November Verurteilten endet.

Tel. Touristeninformation Navarra: 0034-848 420 420. (Tourspain)



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