15. April 2010, Mittelamerika

Zertifikate für nachhaltigen Tourismus in Zentralamerika

Zentralamerika macht Ernst und vergibt Nachhaltigkeits-Zertifikate an die Tourismus-Unternehmen seiner Mitgliedstaaten. Die Regierungen arbeiten dabei mit der unabhängigen Organisation Rainforest Alliance zusammen. Mit der Maßnahme heben die Tourismus-Vertretung der zentralamerikanischen Staaten, die Central America Tourism Agency (CATA), und die Rainforest Alliance den nachhaltigen Tourismus in der Region auf eine neue Stufe. Die Vergabe der Zertifikate erfolgt durch anerkannte Agenturen, die von den Regierungen der CATA-Staaten Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Panama beauftragt wurden. Alle in Zentralamerika tätigen Zertifizierungsagenturen gehören dem Zusammenschluss „Sustainable Tourism Certification Network of the Americas“ (STCNA) an und unterliegen damit einer strengen Kontrolle. Für Touristen bringt das Großprojekt ebenfalls enorme Vorteile. Sie können künftig spielend leicht im Internet prüfen, welche touristischen Dienstleistungen über die Auszeichnungen verfügen und ihre Buchungen daran ausrichten. Die STCNA hat einen Katalog namens „Go Green!“ herausgegeben, der im Netz abrufbar ist (www.certificationnetwork.org). Er enthält alle bereits zertifizierten Hotels, Tagungshäuser, Sport- und Freizeitangebote und wird ständig um neue Mitglieder erweitert. Die Rainforest Alliance hat zudem eine Seite geschaffen (www.eco-indextourism.org), die alle ausgezeichneten Firmen vorstellt. Beide Internetauftritte informieren die Besucher der Seite auch über die Vergabepraxis. Um ein Zertifikat zu erhalten, müssen die Unternehmen strenge Auflagen erfüllen. Anbieter touristischer Dienstleistungen erhalten die begehrte Urkunde nur dann, wenn sie einen Plan vorlegen können, der einen sparsamen Verbrauch von Ressourcen aufweist. Auch obliegt es den Firmen, glaubhaft nachzuweisen, dass sich die Luft- und Bodenqualität nicht durch die Ansiedlung des Unternehmens verschlechtert und sie möglichst viele recyclebare Materialien verwenden. Dieser spezielle Öko-Business-Plan wird regelmäßig kontrolliert. Daneben müssen die Anbieter soziale Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, bevor sie die begehrte Urkunde erhalten. Die Unternehmens-Chefs gehen für das Zertifikat die Verpflichtung ein, ihre Mitarbeiter regelmäßig in Punkto Klimaschutz weiterbilden zu lassen, möglichst viele Menschen aus der Gegend einzustellen und so die gewachsenen sozialen Strukturen vor Ort zu bewahren. Dazu kommt, dass indigene Bevölkerungen von dem Unternehmen nicht in ihrer Lebensweise beeinträchtigt werden dürfen. Des Weiteren müssen die Unternehmen Maßnahmen zu ökonomischer Nachhaltigkeit treffen. Die Firmen haben realistische Zielvorgaben zu entwickeln, um das Unternehmen möglichst lange auf dem Markt zu halten und die Mitarbeiter vor der Arbeitslosigkeit zu bewahren. Darüber hinaus muss die Bezahlung den lokalen Standards und internationalen Richtlinien entsprechen. Ist die Zertifizierung einmal erreicht, unterstützen die Behörden und die Rainforest Alliance die Unternehmer dabei, das Zertifikat als Marketing-Instrument einzusetzen und sorgen selbst für dessen Verbreitung. Ziel des Projekts der CATA-Staaten ist es, die Touristen für die zertifizierten Firmen zu begeistern und so das Angebot an nachhaltig wirtschaftenden Tourismus-Anbietern in Zentralamerika möglichst rasch zu erhöhen. Im Jahr 2009 (Jan. bis Okt.) besuchten rund 5,5 Millionen Touristen die CATA-Staaten Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Nicaragua und Panama. Damit reisten elf Prozent weniger Besucher an als im Vorjahr. Die Länder Guatemala und Nicaragua verzeichneten jedoch einen Zuwachs von vier bzw. neun Prozent. Etwa 0,5 Millionen Gäste kamen aus Europa. Dies entspricht einem Rückgang von nur vier Prozent. Die Beliebtheit der Region bei Europäern im Jahr 2009 blieb also trotz Wirtschaftskrise nahezu unverändert. Als sichtbares Zeichen für den nachhaltigen Tourismus in Zentralamerika wiederholte die CATA die erfolgreiche Geschenkaktion aus dem vergangenen Jahr „Zentralamerika schenkt Ihnen einen Baum“. Jeder ITB-Besucher erhielt auch 2009 am Stand der CATA den Setzling einer Rotfichte (lat. picea abies). Die Fichte wird 200 bis 600 Jahre alt und absorbiert in 100 Jahren 1, 86 Tonnen CO2. (ARGE Lateinamerika)



» Diesen Artikel via Mail weiterempfehlen





Das könnte Sie auch interessieren:

Weitere Beiträge zum Thema: