23. April 2010, Bangkok

Eskalation in Bangkok: Thailand vor dem Bürgerkrieg?

Die politischen Konflikte in Thailand eskalieren zusehends. Bei einem Granatenanschlag in einem Geschäftsviertel Bangkoks, das seit Wochen von Demonstranten besetzt wird, kamen drei Menschen ums Leben, darunter auch ein Ausländer. Wer die Granaten abgefeuert hat, ist noch unklar. Die Regierung brachte gegen die oppositionellen Rothemden hunderte Soldaten und Polizisten in Stellung. Sicherheitskräfte verhandelten mit den Demonstranten, die den Rücktritt von Regierungschef Abhisit Vejjajiva fordern, erfolglos über einen Abbau der Barrikaden aus Autoreifen und spitzen Bambusstangen.

Die Granaten schlugen am Donnerstag, 22. April 2010 unweit eines Camps ein, in dem sich tausende Rothemden versammelt hatten. Unter den Todesopfern ist auch ein Australier, der an der Skytrain-Station „Sala Daeng“ auf einen Zug wartetet. Es handelt sich vermutlich um denselben Waffentyp, der vor einigen Wochen bereits gegen Soldaten eingesetzt wurde, die eine Demonstration auflösen wollten. Wechselseitig schieben sich Regierung und Rothemden jetzt die Verantwortung für die Schüsse zu und bezichtigen jeweils die Gegenpartei, durch diese gezielte Provokation eine Eskalation der Situation herauszufordern.

Droht in Thailand ein Bürgerkrieg? Von einer weiteren Zuspitzung der Lage ist auszugehen. Am heutigen Freitag wollen die Bewohner und Geschäftsleute des Viertels, dass von den Rothemden besetzt wird, eine Großkundgebung initiieren, auf der sie gegen die Oppositionellen demonstrieren. Laut eigenen Angaben verzeichnen die Anwohner durch die seit Wochen andauernden Proteste Umsatzverluste in zweistelliger Millionenhöhe. Das Auswärtige Amt gibt, trotz des noch immer ausgerufenen Ausnahmezustands in Bangkok, noch keine Reisewarnung für Thailand heraus, rät Touristen in der Hauptstadt aber, sich unbedingt von größeren Menschenansammlungen fern zu halten. (RNO)



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