Deutsche Nationalmannschaft verliert WM-Spiel gegen Serbien
So schnell kann’s gehen im internationalen Fußball: gestern noch über alle Maßen hochgelobt und von allen Gegnern gefürchtet – heute verspottet und verlacht. Die internationale Presse hält nicht hinterm Berg mit einer gewissen Häme und vieleicht auch etwas Erleichterung nach der gestrigen Niederlage der DFB-Elf bei der Fußball WM gegen Serbien.
Verdenken kann man die Erleichterung den ausländischen Medien sicher nicht – zu beeindruckend war das Auftreten der deutschen Elf in ihrem ersten Spiel bei dieser WM gegen Australien. Halb Deutschland wähnte nach dem Auftakterfolg das deutsche Team schon im Endspiel und Trainer und Spieler der anderen teilnehmenden Mannschaften zollten der deutschen Mannschaft höchsten Respekt. Trotz aller Warnungen vor dem zweiten Gegner Serbien hatten sich sicher auch die Spieler und Nationaltrainer Joachim Löw die Partie gegen die Serben anders vorgestellt – zu schwach war deren erstes Auftreten gegen den dritten Gruppengegner Ghana gewesen.
Vielleicht kommt diese Niederlage jedoch genau im richtigen Augenblick, um die deutschen Nationalkicker nicht zu selbstsicher werden zu lassen und die Konzentration gegen jeden einzelnen Gegner hochzuhalten. Jeder Gegner – auch die vermeintlich schwächeren – muß erst einmal geschagen werden, davon können mittlerweile auch einige der anderen favorisierten Teams ein Lied singen. Egal ob die Engländer, die als klare Favoriten weder gegen die USA noch gegen Algerien gewinnen konnten, die Franzosen mit ihren kläglichen Leistungen gegen Uruguay und Mexiko, die Italiener mit einem schmeichelhaften Unentschieden gegen Paraguay oder gar der Topfavorit Spanien mit einer Niederlage gegen die Schweiz – wirklich überzeugen konnte bisher kaum eine Mannschaft.
Alle Mannschaftsteile (den Trainer eingeschlossen) sahen gestern nicht wirklich gut aus. In der Abwehr wirkte Holger Badstuber dieses Mal völlig überfordert (wurde allerdings auf der linken Seiten von seinen Vorderleuten ein ums andere Mal im Stich gelassen), aus dem Mittelfeld kamen dieses Mal viel zu wenig Ideen und Überraschungsmomente und in der Spitze leistete sich Miroslav Klose einen ziemlich unnötigen Platzverweis. Auch das Gemeckere über das kleinliche Gepfeife von Schiedsrichter aus Spanien, der sehr großzügig im Verteilen von Gelben Karten war, kann man als Erklärung für die Niederlage nicht gelten lassen. Denn benachteiligt wurde dabei keine Mannschaft, der Schiedsrichter blieb das ganze Spiel über seiner Linie treu. Fouls der Serben wurden gleichermaßen geahndet wie die der Deutschen. Immerhin war die gesamte Abwehrreihe der Serben im Laufe des Spiels mit dem gelben Karton verwarnt worden und gingen danach häufig nur noch sehr halbherzig in die Zweikämpfe, was die deutschen Spieler jedoch nicht für sich zu nutzen wußten. Der verschossene Elfmeter von Lukas Podolski und die Auswechslung von Mesut Özil, gerade als dieser seine besten Szenen im Spiel hatte, rundeten das Bild von einem ziemlich mißglückten Auftritt ab.
Man sollte die Niederlage gegen die Serben jetzt dennoch nicht überbewerten, sondern lieber wieder schnellstmöglich zu den Tugenden des ersten Spiels gegen Australien zurückfinden. Auch wenn das dritte Vorrundenspiel gegen Ghana nun einen gewissen Endspielcharakter für das Weiterkommen ins Achtelfinale hat, sollte die deutsche Mannschaft stark genug sein, diese Hürde zu meistern. Dass sie gewillt ist, sich zu zerreißen, wurde trotz der Niederlage auch im Spiel gegen Serbien deutlich, denn immerhin erspielte sie sich trotz über 50minütiger zahlenmäßiger Unterlegenheit noch einige gute Chancen auf den Ausgleich und wehrte sich gegen die Niederlage. Mit diesem erkennbaren Willen unterscheidet sich das deutsche Team von einigen der anderen hochgelobten, aber äußerst enttäuschend auftretenden, Teams aus Europa. (RNO)

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