21. Juni 2010, Flumserberg

Hermann Schönbächler feiert am Flumserberg

Am winterlichen Flumserberg kreuzten die 14 Finalisten Äxte und Schwerter der Motorsägen und erkoren in einem dramatischen Finale den 8. Schweizer Meister im Sportholzfällen im Rahmen der Stihl Timbersports Series. Erst die letzte Disziplin – die Königsklasse Hot Saw – kürte den Kanadaschweizer Hermann Schönbächler aus Biel zu seinem 5. Schweizermeistertitel. Obwohl witterungsbedingt keine neuen Rekorde fielen, verdient die Leistung der Athleten, Helfer und Funktionäre Respekt.

Harte Qualifikation um 14 begehrte Finalplätze

Am Samstag, 19. Juni 2010 stiegen bei heftigen Regenfällen, winterlichen Temperaturen und böigen Sturmwinden 28 Qualifikanten um die begehrten 14 Finalplätze ins Rennen. Leider schafften es die St. Galler Vertreter mit dem Flumserberger Marco Brunner und Albert Kläger aus Bütschwil nicht in das Finale und konnten so die Phalanx der Berner, Zürcher und Wädtländer Athleten nicht streitig machen.

Timbersportler erstmals im Flumserbergschnee

Das Hoffen, dass die Wetterprognose mit Schafskälte und Schneefällen nicht zutreffen würde, waren schnell verflogen. Das winterliche Intermezzo aus der Wetterküche hüllte den ohnehin als schneesicher bekannten Flumserberg in eine dünne Schneeschicht. Die Sportler, Helfer aber auch viele Zuschauer liessen sich von diesen Unbillen nicht abhalten und pilgerten trotzdem auf die 1576m hohe Prodalp. Und Sie bereuten ihr Kommen zu keiner Zeit, denn Sie erlebten den sportlich spannendsten Wettkampf seit Bestehen der Schweizermeisterschaften im Sportholzfällen.

Die Spannung blieb bis zum Schluss

Titelverteidiger Christophe Geissler aus Aigle/VD startete mit dem Springboard fulminant in den Wettkampf, wo er mit sagenhaften 55.52 Sek. als Einziger deutlich unter der Minuten-Grenze blieb und so die Höchstpunktzahl schrieb. In der zweiten Disziplin – der STIHL Stock Saw heulten zum ersten Mal die Motorsägen auf. Toni Flückiger aus Grünenmatt BE sägte vor seinen Mitstreitern mit sehr guten 13.63 Sek. gefolgt von Rekordmeister Hermann Schönbächler mit 14.35 und Christophe Geissler mit 14.43 Sek, was dem Zwischenklassement erste Konturen gab.

Grosser Favoritenkreis fühlte sich auf den Zahn

In der dritten von sechs Disziplinen – dem Standing Block Chop – zeigte der Zürcher Stephan Hübscher, dass er bei der Vergabe der Timbersports Krone ein gewichtiges Wort mitsprechen wird. Mit 27.60 Sek. liess er sich vor Thomas Gerber und Hermann Schönbächler die Höchstpunktzahl notieren. Mitfavorit Christoph Geissler musste die Disqualifikation in dieser Disziplin erst verarbeiten, welche ihn im Titelrennen zurückversetzte. In der folgenden Single Buck – der Einmannzugsäge von 2 Meter Länge – fiel das Cookie bei Hermann Schönbächler bereits nach 16.13 Sek. Dicht dahinter sägten Titelverteidiger Christoph Geisseler 16.31 mit Stephan Hübscher 18.79 die besten Zeiten. Der Blick auf das Gesamtklassement zeigte, dass der Schweizermeistertitel für mehrere Athleten in Griffweite lag.

Fulminantes Finale mit vier Kronprinzen

In der zweitletzten Disziplin dem Underhand Chop wird das Ablängen eines bereits gefällten Baumes nachgeahmt. Die Athleten stehen mit der Axt bewaffnet auf einem 32cm dicken Stamm und durchtrennen diesen von zwei Seiten. Der Emmentaler Thomas Gerber schlug mit 24.08 eine bravouröse Zeit vor Stephan Hübscher 27.21 und Martin Zaugg 31.64 und setze sich damit auch an die Spitze des Zwischenklassementes. Der Blick auf dieses verriet, dass kein Krimiautor das Drehbuch für die finale Hot Saw-Show besser geschrieben hätte. Thomas Gerber führte mit nur einem Punkt vor den punktgleichen Stephan Hübscher und Hermann Schönbächler. Ebenfalls noch in Tuchfühlung lagen Vorjahressieger Christoph Geissler und Martin Zaugg.

Nervensäge brachte die Entscheidung

Spätestens jetzt, bei der sechsten und letzten Disziplin der heissen und 60 PS starken Motorsäge trat neben Kraft, Geschicklichkeit und Präzision auch noch das Nervenkostüm auf die Bühne. Galt es doch mit der 240km/h schnell rotierenden Kette auf nur 15cm Breite 3 Scheiben abzuschneiden, deren Minimaldicke nicht unterschritten werden durften. Trotz phantastischer Zeit, stand Mitfavorit Thomas Gerber mit einem Nuller da, weil seine Cookies nicht der Norm entsprachen und den Emmentaler aus dem Titelrennen warfen. Der Waltalinger Stephan Hübscher meisterte seine 3 Cookies in 9.04 Sek. was ihn ebenfalls Rangpunkte kostete. Christophe Geissler schloss den Wettkampf in ausgezeichneten 7.73 und schaffte so noch den Sprung auf das Podest. Die Bestzeit notierte sich Martin Zaugg mit starken 6.84 knapp vor Hermann Schönbächler mit 7.09.

Hermann Schönbächler triumphiert zum 5. Mal am Flumserberg

Für den aus Biel stammenden Hermann Schönbächler bedeutet dieser Sieg bereits den 5. Schweizer Meistertitel im Sportholzfällen. Die Silbermedaille geht an den Zürcher Stephan Hübscher und Bronze gewinnt der Aiglon Christophe Geissler. Seit einem Jahr lebt Schönbächler mit seiner Familie im kanadischen Terrace (BC), wo er in der Holzwirtschaft arbeitet und für das leeren seines Postfaches 40 Km zurücklegen muss. Just auf die Schweizer Meisterschaft kehrte er für ein paar Wochen in die Schweiz zurück, um den Timbersports-Nachwuchs im Grundlagencamp von letzter Woche zu trainieren. Als Besitzer des Schweizer Passes, nutzte er die Startgelegenheit an der Schweizermeisterschaft und krönte die Teilnahme mit seinem 5. Titel.

Gutes Omen für die Weltmeisterschaft in St. Johann im Tirol

Dass die Schweizer Timbersportler in Form sind und dass sich das Niveau und die Leistungsdichte weiter erhöht hat, darf auch Peter Reichmuth als Verantwortlicher der Schweizer Stihl Timbersports Series mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen. Denn am 4./5. September 2010 finden in St. Johann im Tirol die Weltmeisterschaften im Sportzholzfällen statt. Neben dem traditionellen Einzelwettkampf ist erstmals ein Teamwettkampf im Programm, wo sozusagen die Schweizer Nationalmannschaft antreten wird. Für die Schweiz werden die sechs Disziplinen-Sieger vom Flumserberg am Start stehen. (Stihl Timbersports Series)



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