30. Juni 2010, Fluggesellschaften

Nachfrage in der Luftfahrtbranche erreicht Vorkrisen-Niveau

Die Passagiernachfrage im internationalen Luftverkehr ist im vergangenen Monat um 11,7 Prozent gestiegen. Das ist das Ergebnis der Verkehrszahlen für den Monat Mai, welche die International Air Transport Association (IATA) heute vorgelegt hat. Gemäß der Statistik ist die Nachfrage im Frachtverkehr sogar um 34,3 Prozent gestiegen. Die Vergleiche beziehen sich jeweils auf den Vorjahresmonat Mai 2009.

Giovanni Bisignani, Director General und CEO der International Air Transport Association: „Nach dem europäischen Fiasko um die Vulkanasche hat die Nachfrage im Mai wieder stark angezogen. Die Passagierzahlen liegen nun 1 Prozent über dem Vorkrisenniveau, der Markt im Cargogeschäft ist sogar um 6 Prozent größer.“

Da der Kapazitätszuwachs (4,8 Prozent) im Mai hinter der Nachfrage zurück blieb, ist die Auslastung im internationalen Passagierverkehr auf 76 Prozent gestiegen (saisonbereinigt: 78,7 Prozent). Damit liegt die saisonbereinigte Auslastung im sechsten Monat in Folge bei nahezu 79 Prozent. Die Anpassung der Kapazitäten an die Nachfrage wird eine der Herausforderungen der kommenden Monate. Die durchschnittliche Nutzung von Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen bleibt um 5 Prozent, die von Großraumflugzeugen für Langstrecken um 8 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Die Wiederinbetriebnahme von 100 vorübergehend abgestellten Flugzeugen im Mai sowie die Auslieferung von weltweit 93 neuen Fluggeräten lassen die Kapazitäten weiter ansteigen.

Auch im Frachtgeschäft hat der Anstieg der Nachfrage den Zuwachs an Kapazitäten (12,3 Prozent) überflügelt. Dadurch ist die Auslastung auf einen Rekordwert von 55,7 Prozent (saisonbereinigt: 56,3 Prozent) gestiegen.

In den einzelnen Regionen ergibt sich bei der Passagiernachfrage folgendes Bild:

• Fluggesellschaften in Europa verzeichneten im Mai 2010 im Vergleich zum Vorjahresmonat (Mai 2009) ein Wachstum von 8,3 Prozent. Damit bleibt Europa die Region mit dem schwächsten Wachstum weltweit. Eine schwache wirtschaftliche Entwicklung, Fragen der Währungsstabilität und eine strenge Finanzpolitik werden in Europa vermutlich zu einem langsameren Wachstum führen, als es in anderen Teilen der Welt beobachtet wird.
• Bei Airlines in der asiatisch-pazifischen Region hat die Nachfrage dank des kräftigen Wirtschaftswachstums – insbesondere in China – um 13,2 Prozent zugelegt.
• Fluggesellschaften in Nordamerika melden ein Wachstum 10,9 Prozent. Die Auslastung ist bedingt durch eine Anpassung der Kapazitäten auf 82,4 Prozent gestiegen. Das ist der höchste Wert aller Regionen.
• Airlines in Lateinamerika haben mit 23,6 Prozent das höchste Wachstum bei der Nachfrage verzeichnet. Dieser Anstieg ist auf den wirtschaftlichen Aufschwung in dieser Region zurückzuführen.
• Bei Fluggesellschaften im Nahen und Mittleren Osten lag der Anstieg der Nachfrage im Passagierverkehr bei 17,5 Prozent. Die Airlines verzeichnen weiterhin ein starkes Wachstum auf Umsteigeverbindungen über ihre Drehkreuze. Dieses Wachstum, das Anfang des Jahres noch bei 20 Prozent lag, verlangsamt sich allerdings.
• Afrikanische Airlines melden ein Wachstum von 16,9 Prozent. Fluggesellschaften aus dieser Region profitieren von einem Wachstum der regionalen Wirtschaft. Sie können außerdem Marktanteile halten. Die Auslastung ist mit 66,5 Prozent die niedrigste aller Regionen.

Ein starkes Verkehrswachstum trägt maßgeblich zu einem besseren Endergebnis der Branche bei. 2010 erwarten Fluggesellschaften weltweit einen Gewinn von 2,5 Milliarden US-Dollar, ein deutlicher Unterschied zu den 9,9 Milliarden US-Dollar Verlust in 2009. „Das ist eine gute Nachricht. Aber die Gewinnspanne beträgt nur 0,5 Prozent. Von einer nachhaltigen Rentabilität sind wir noch weit entfernt“, sagte Giovanni Bisignani.

„Kurzfristig müssen Fluggesellschaften ihre Anstrengungen darauf konzentrieren, durch eine sorgsame Anpassung der Kapazitäten an die steigende Nachfrage die Erholung weiter anzukurbeln. Und alle müssen auf die Kosten achten. Das gilt für Flughäfen ebenso wie für die Flugsicherung, globale Distributionssysteme und die Belegschaften. Es gibt keine Ausnahmen“, so Bisignani weiter.

„Vor zwei Monaten hat der isländische Vulkan deutlich gemacht, dass die Luftfahrt für die globale Wirtschaft überlebensnotwendig ist. Mit dem Erlöschen des Vulkans haben die Politiker dies allerdings schon wieder vergessen. Deutschland plant eine Flugverkehrsabgabe von 1 Milliarde Euro, die die Nachfrage dämpfen wird anstatt Wachstum zu stimulieren. Die neue Regierung in Großbritannien spricht von einer Zukunft ohne Inlandsflugverkehr und ohne Kapazitätswachstum – ohne jedoch zu untersuchen, welche verheerenden Auswirkungen das auf die Wirtschaft des Landes haben wird. Und der sehnsüchtig erwartete schnellere Fortschritt hinsichtlich der geplanten 5 Milliarden Euro Einsparungen durch einen einheitlichen europäischen Luftraum wurde stufenweise zusammengestutzt. Die Reisenden und Europas schwächelnde Wirtschaft haben besseres verdient als eine solch kurzsichtige Politik“, sagte Bisignani.

Auf dem diesjährigen Annual General Meeting hat die IATA unlängst ihre „Zukunftsvision 2050“ vorgestellt. Diese ist eine wegweisende Initiative aller Akteure der Industrie, um die Grundlagen für eine nachhaltige und profitable Luftfahrtbranche zu schaffen. Die Zukunftsvision 2050 beruht auf vier Eckpfeilern: Einem neuen und nachhaltigen Treibstoff, einem Regelwerk, das es Fluggesellschaften ermöglicht wie normale Unternehmen zu agieren, einer kosten-effizienten Infrastruktur, die den Bedürfnissen der Nutzer gerecht wird, sowie Serviceleistungen, die die Erwartungen der Kunden übertreffen. (IATA)



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