5. Juli 2010, Reisereportagen

Der Elsass: Burgen und Berge unter mythischem Gesichtspunkt

Es gibt viele Möglichkeiten, die satte Natur in der Region Elsass zu entdecken: Wandern, Radfahren, eine ausgedehnte Motorradtour in den Vogesen… Eine besonders aufregende Variante ist, die elsässischen Landschaften mit ihren mehr als 500 Burgruinen unter mythischen Gesichtspunkten zu bereisen.

Die wohl bekannteste Legende aus dem Elsass dreht sich um „Die Riesen von Nideck“. Die Burg Nideck im nördlichen Elsass ist fest verankert mit der bekannten Sage, in der die Riesentochter bei ihrem Waldspaziergang Bauern bei der Bestellung der Felder antrifft und diese kurzer Hand samt Wagen und Werkzeug zu ihrem neuen Spielzeug erklärt. Schon im 19. Jahrhundert war die Umgebung um den Wasserfall von Nideck ein beliebtes Ausflugsziel für Spaziergänger. So entstanden auch die Legenden um die Riesen, die zunächst von Charlotte Engelhardt-Schweighaeuser erzählt wurden. Die Brüder Grimm schrieben diese dann auf. Doch erst durch den Dichter Adalbert de Chassimo, der die Geschichte im Gedicht “Das Riesenspielzeug” verewigte, wurde die Legende berühmt.

Ein Ort, um den sich nicht nur eine einzige Geschichte rankt, ist der Donon. Der Donon ist der höchste Berg der Niedervogesen und erreicht eine Höhe von 1009 Metern. Besonders bekannt ist dieser Ort für den unter Napoleon III. rekonstruierten romanischen Tempel. Der Donon birgt eine Vielzahl an Zeitzeugen der mystischen Vergangenheit. Die Stätte nahm schnell einen heiligen Charakter an, die aus dem Plateau des Donon eine Kultstätte werden ließ. Die Kelten erbauten hier als erstes einen Tempel zu Ehren des Hirschgotts. Die Gallo-Romanen, gleichermaßen angetan von dem Berg, errichteten einen Tempel, der höchstwahrscheinlich Merkur gewidmet war. Der Donon wurde jedoch auch bergbaulich (Eisen) genutzt. 1914 wurde der Berg Schauplatz eines heftigen Gefechts, das mehr als 200 Opfer in den deutschen und französischen Lagern forderte.

Von der Burg Haut-Barr bei Saverne, die auch als „Auge des Elsass“ bezeichnet wird, hat man einen spektakulären Blick über die elsässische Ebene und die Vogesen. Sie erstreckt sich über drei große Felsen, die durch einen Steg, die so genannte „Teufelsbrücke“, und Treppen, die den Besucher zu den höher gelegenen Teilen der Burg führen, verbunden sind. Der „Teufelsbrücke“ sagt man nach, dass sie vom Teufel höchstpersönlich erschaffen wurde. Nach gescheiterten Versuchen diverser Architekten und Brückenbauer, konstruierte er eine stabile, haltbare Verbindung der Felsen. Als Lohn dafür verlangte er die Seele desjenigen, der als erster die Brücke überquere. Der Bischof Rudolf, der für den Bau der Brücke verantwortlich war, trickste den Teufel aus und schickte zur Einweihung eine Ziege über die Brücke.

Das « Hexenauge » finden Wanderer und Kletterer noch heute am Engelbourg-Schloss. Auf einem Felsvorsprung ließ um 1224 der Graf Frederic II. von Ferrette das Schloss Engelbourg errichten. Der Dreißigjährige Krieg wurde dem Schloss zum Verhängnis. Zwischen 1633 und 1639 wechselte es siebenmal den Besitzer und wurde schließlich 1658 in schlechtem Zustand dem Kardinal Mazarin geschenkt. Nach dem Westfälischen Frieden wurde die Grenze von den Vogesen zum Rhein hin verschoben. Das Schloss war damit nicht mehr von strategischem Interesse. Deshalb befahl Ludwig XIV. im Februar 1673 die Engelbourg niederzureißen. Mit dieser Arbeit wurde der Quartiermeister Poncet de la Rivière betraut, und sie wurde von den Bergleuten aus Giromagny durchgeführt. Beim dritten Versuch hob sich der Turm empor und zerfiel in mehrere Stücke; darunter das Stück, das zum «Hexenauge» wurde. (A tout France)



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