Expertenkreis soll bundesweit für die Umsetzung inklusiver Bildung sorgen
Die Deutsche Unesco-Kommission hat einen Expertenkreis „Inklusive Bildung“ gegründet. Er soll die Umsetzung inklusiver Bildung bundesweit durch gemeinsame Initiativen vorantreiben. Der Kreis wird Kompetenz und Erfahrungen, die in der Wissenschaft, Praxis und Politik bereits bestehen, stärker miteinander vernetzen. Inklusion soll allen Kindern eine qualitativ hochwertige Bildung ermöglichen, unabhängig von Lernbedürfnissen, Geschlecht oder Herkunft. Der Sprecherrat des Expertenkreises tagt erstmals am 13. Juli 2010 in Berlin.
Vorsitzende des Sprecherrates ist Ministerin a.D. Ute Erdsiek-Rave, die sich als Bildungsministerin Schleswig-Holsteins (1998-2009) intensiv für die inklusive Bildung eingesetzt hat. Weitere Mitglieder des Sprecherrats sind der Bundesbeauftragte für Menschen mit Behinderung, ein Vertreter der Kultusministerkonferenz, der Wissenschaft, der Schule, der Robert Bosch Stiftung und in beratender Funktion ein Vertreter des Deutschen Instituts für Menschenrechte.
„Inklusive Bildung bietet einen entscheidenden Vorteil: Sie begreift Vielfalt und individuelle Unterschiede als Ressource. Kein Kind wird ausgesondert, jedes wird individuell gefördert, Lernschwache, Migranten, Hochbegabte, das Kind mit Behinderung. Und alle lernen voneinander, gerade in sozialer Hinsicht“, sagt Ministerin a.D Ute Erdsiek-Rave, Vorsitzende des Expertenkreises „Inklusive Bildung“.
Seit 2009 gilt in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention. Danach haben alle behinderten Kinder das Recht auf gemeinsamen Unterricht in einer allgemeinen Schule. In Europa werden 85 Prozent der Kinder mit sonderpädagogischem Bedarf in Regelschulen unterrichtet, in Deutschland sind es etwa 16 Prozent aller Kinder mit Behinderung. Auch Kinder mit Migrationshintergrund besuchen in Deutschland überdurchschnittlich häufig Förderschulen, in denen sie oft keinen qualifizierenden Schulabschluss erwerben.
„Die Unesco-Weltkonferenz der Bildungsminister hat 2008 klar Position bezogen: Bildungssysteme müssen inklusiv gestaltet werden“, sagt Christoph Wulf, Vizepräsident der Deutschen Unesco-Kommission. Deutschland ist im internationalen Vergleich noch nicht weit genug. Erst wenn unser Bildungssystem allen Kindern ermöglicht, in einem gemeinsamen Unterricht am Schulalltag teilzuhaben, können wir von umfassender Bildungsgerechtigkeit sprechen.“
Inklusive Bildung ist ein zentrales Anliegen der Unesco. Es wurde bereits in der Salamanca-Erklärung 1994 festgelegt und 2008 auf der Unesco-Weltbildungsministerkonferenz erneut bestätigt. Inklusion fordert, dass allen Menschen die gleichen Möglichkeiten offen stehen, an qualitativ hochwertiger Bildung teilzuhaben und ihre Potenziale zu entwickeln – unabhängig von Lernbedürfnissen, Geschlecht und sozio-ökonomischen Vorrausetzungen. Nicht der oder die Lernende muss sich in ein bestehendes System integrieren, sondern das Bildungssystem muss sich an die Bedürfnisse aller Lernenden anpassen. (Deutsche Unesco-Kommission e.V.)
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