14. Juli 2010, Flughafen Stuttgart

Flughafen Stuttgart: weniger Fluggäste wegen Vulkanausbruch

Der Flughafen Stuttgart meldet für das erste Halbjahr des Jahres ein Minus von 2,1 Prozent bei den Fluggästen. Wichtigste Ursachen hierfür waren vor allem der Vulkanausbruch in Island und Streiks bei Luftfahrtunternehmen. „Die Aschewolke hat unsere Aufwärtsbewegung buchstäblich gestoppt“, sagte Geschäftsführer Prof. Georg Fundel anlässlich der Bekanntgabe der Halbjahresbilanz. Die mittelfristige Tendenz geht weiter nach oben: Im Mai und Juni gab es mit jeweils 3,3 und 2,0 Prozent wieder ein Wachstum. „Allerdings haben wir im Südwesten einen deutlichen Nachholbedarf. In anderen Regionen Deutschlands sind die Zahlen deutlich positiver“, so Fundel weiter. Ebenfalls einen Rückgang für die ersten sechs Monate gibt es bei den Flugbewegungen (- 6,6 %). Dies beruht laut Fundel jedoch auf der Tatsache, dass die Fluggesellschaften derzeit verstärkt kleinere gegen größere Flugzeuge austauschen.

Der Trend zu größerem Fluggerät beeinflusst auch die weiteren Pläne des Flughafens. Hinsichtlich der geplanten Westerweiterung des Flughafens sagte Geschäftsführer Walter Schoefer, dass die Vorarbeiten weit fortgeschritten seien. Auf insgesamt 19 Hektar zusätzlichem Gelände sollen Parkpositionen für Flugzeuge und weitere Betriebsgebäude entstehen (z.B. für Catering, für Abfertigungsgerät und Winterdienstfahrzeuge) sowie durch die notwendige Vorfeldneuordnung verdrängte Anlagen neu gebaut werden. Zwar ginge in den letzten zwei Jahren krisenbedingt die Anzahl der in Stuttgart über Nacht abgestellten Flugzeuge zurück, was die Situation auf dem bestehenden Vorfeld zunächst einmal zu entspannen scheint. Dagegen laufe aber die Entwicklung, dass die Airlines vermehrt auf größere Flugzeugtypen umsteigen. Schoefer: „Dies ist einerseits gut für unsere Anwohner, weil mit weniger Flügen mehr Passagiere befördert werden. Das bedeutet weniger Fluglärm. Allerdings passt die Größe unserer Parkpositionen immer weniger zum Flottenmix, die vorhandenen Parkpositionen sind für die jetzt verstärkt verkehrenden größeren Flugzeuge teilweise zu klein. Deshalb beobachten wir diese Entwicklung sehr aufmerksam, weil sich mit der mittelfristig erwarteten erneuten Zunahme bei den Bewegungen diese Situation wieder zuspitzen wird.“

Walter Schoefer weiter: „Wir werden in den kommenden Monaten verfolgen, wie stabil diese Tendenz ist und dann handeln. Dies hat den Vorteil, dass wir die Westerweiterung und unser zweites großes Projekt ETHOS parallel vorantreiben können und so erhebliche Kosten sparen werden.“ Beide Projekte zusammen haben ein Kostenvolumen von über 100 Millionen Euro. Mit ETHOS (Erneuerung Thermische Prozesse) soll die Fernwärmeversorgung des Flughafens grundlegend verbessert werden: Ein erdgasbetriebenes Blockheizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Kältekopplung wird ab 2012 das bisherige Heizwerk Nord ersetzen. Die Wärmeverteilung wird dabei von Dampf auf Heißwasser umgestellt. ETHOS soll im Vergleich zum aktuellen Heizwerk 80 Prozent klimaschädigende Emissionen einsparen, was rund 4.800 Tonnen CO2 entspricht.

Deutliche Kritik äußert Georg Fundel an der durch die Bundesregierung geplanten Luftverkehrsabgabe, die ab kommenden Jahr 1 Milliarde Euro in die Staatskassen fließen lassen soll: „Dies trifft einen Wirtschaftszweig, der gerade die schlimmste Krise seit Bestehen der Luftfahrt zu bewältigen hat. Hier wird eine Branche geschädigt, die anders als andere Wirtschaftszweige sämtliche Krisen der jüngeren Vergangenheit ohne Subventionen aus eigener Kraft geschultert hat.“ Leidtragende, so Fundel, seien vor allem grenznahe Flughäfen wie Baden Airpark und Friedrichshafen. „Die Konkurrenz in Ausland freut sich. Der Luftverkehr ist mobil – der Luftverkehrsstandort Deutschland nicht. Falls die Abgabe kommt, dann wird es Fluggesellschaften geben, die ihre Standortpolitik überprüfen werden. Wo möglich, werden sie preiswertere Flughäfen im Ausland nutzen. Dorthin wandern dann auch Steueraufkommen und Arbeitsplätze.“ (Flughafen Stuttgart)



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