28. Juli 2010, Polen

Lehm-Menschen auf dem Keramikfest von Boleslawiec

Sie sind von Kopf bis Fuß in Lehm getaucht, ihre weiße Kleidung ist mit phantasievollen Mustern gestaltet. Der Umzug von einigen Hundert Lehm-Menschen ist einer der Höhepunkte des Keramikfestes, das vom 18. bis 22. August 2010 in der westpolnischen Kleinstadt Bolesławiec veranstaltet wird. Das ehemalige Bunzlau ist seit Jahrhunderten für seine Töpferkunst berühmt.

Bereits zum 16. Mal findet in Bolesławiec das Keramikfest statt, bei dem Künstler aus Polen und der ganzen Welt ihre Arbeiten präsentieren. Zahlreiche Workshops ermöglichen es Jung und Alt Hand an die kühle Masse zu legen und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Mehrere Keramikmanufakturen haben in dieser Zeit ihre Pforten geöffnet, zeigen ihre Produktion und bieten die berühmte Bunzlauer Keramik zum Verkauf an. Begleitend dazu gibt es in der Stadt zahlreiche Konzerte, Kunst- und Fotoausstellungen sowie Theateraufführungen und Performances.

Eine besondere Attraktion ist die sogenannte Keramikparade, die seit vier Jahren veranstaltet wird. Sie findet am 20. August von 17 bis 18 Uhr statt. Hunderte von Teilnehmern ziehen dabei in fantasievollen Kostümen durch die Straßen der Altstadt. Aufgabe der organisierten Gruppen ist es, ihre Kostüme im Stil der Bunzlauer Keramik zu entwerfen. Sei es mit dem berühmten Pfauenaugen-Muster, das auch in Deutschland fast jeder noch aus Omas Anrichte kennt, oder ganz in silbergrau als modernes Porzellanservice. Die originellste Gruppe wird mit einem Preis des Stadtpräsidenten ausgezeichnet.

In der niederschlesischen Kreisstadt wird schon seit Jahrhunderten Ton abgebaut und verarbeitet. Davon zeugen die zahlreichen Arbeiten im hiesigen Keramikmuseum. Deren bekanntestes Exponat, der Große Topf des Meisters Joppe, stammt aus dem Jahre 1753. Der mehr als zwei Meter hohe Topf war 1945 von sowjetischen Soldaten zerstört und erst vor Kurzem rekonstruiert worden.

Weltweit berühmt wurde die Bunzlauer Keramik im 19. Jahrhundert, als der Töpfermeister Johann Gottlieb Altmann erstmals eine bleifreie Feldspatglasur anstelle der bis dahin verwendeten gesundheitsschädlichen Bleiglasuren verwendete. Nach 1945 setzte man im polnischen Bolesławiec die Keramikproduktion fort, die bis heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt ist. (FVA Polen)



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