6. August 2010, Reiseziele

Welterbe in Gefahr: vier neue Stätten bedroht

Das UNESCO-Welterbekomitee hat auf seiner 34. Tagung im Juli 2010 in Brasilia vier Stätten auf die „Liste des Welterbes in Gefahr“ gesetzt: die Bagrati-Kathedrale in Kutaissi und das Kloster Gelati in Georgien, die Regenwälder von Atsinanana in Madagaskar, die Gräber der Buganda-Könige in Kasubi, Uganda, und den Nationalpark Everglades in den USA. Nur eine Stätte konnte von der Liste des bedrohten Welterbes wieder gestrichen werden: die Galapagos-Inseln in Ecuador.

Die Bagrati-Kathedrale in Kutaissi und das Kloster Gelati in Georgien sind durch ein Bauprojekt gefährdet. Das Komitee bewertete die Baumaßnahmen als irreversiblen Eingriff, der die Authentizität und Integrität der Kulturerbestätte beeinträchtige. Es forderte einen sofortigen Stopp des Bauprojektes. Die Kathedrale und das Kloster sind einzigartige Zeugnisse aus der Blütezeit der mittelalterlichen Architektur in Georgien und gehören seit 1994 zum Weltkulturerbe.

Die Regenwälder von Atsinanana in Madagaskar wurden wegen illegaler Eingriffe in die Naturerbestätte als besonders gefährdet eingestuft. Das Komitee stellte fest, dass trotz eines Dekrets zum Verbot der Abholzung und des Exports von Palisander und Ebenholz weiterhin Raubbau in den Regenwäldern betrieben wird. Es forderte die Regierung Madagaskars auf, alle erforderlichen Maßnahmen zu treffen, um das Dekret durchzusetzen und den illegalen Holzeinschlag zu stoppen. Der Holzhandel zwischen Madagaskar und den Abnehmerländern müsse besser kontrolliert werden.

Ein weiterer Grund für die Einschreibung in die Liste des gefährdeten Welterbes ist die illegale Jagd auf die vom Aussterben bedrohten Lemuren. 25 Arten aus der Familie der Feuchtnasenaffen kommen nur auf Madagaskar vor. Für ihr Überleben ist die Erhaltung der Regenwälder von entscheidender Bedeutung. Die UNESCO hat die Regenwälder von Atsinanana 2007 zum Weltnaturerbe erklärt.

Die Gräber der Buganda-Könige in Kasubi, Uganda, sind teilweise zerstört. Im März 2010 wurde das Hauptgrab Muzibu Azaala Mpanga durch einen Brand fast vollständig vernichtet. Das Gebäude, das vier Grabstätten der Buganda-Könige beherbergt, soll rekonstruiert werden. Die Grabmäler aus dem 13. Jahrhundert sind außergewöhnliche Beispiele für den Architekturstil des Königreichs Buganda. Sie sind seit 2001 auf der Welterbeliste verzeichnet.

Als besonders gefährdet gilt auch der Nationalpark Everglades, weil sich die Wasserqualität des Ökosystems fortlaufend verschlechtert. Die Einschreibung in die Liste des gefährdeten Welterbes erfolgte auf ausdrücklichen Wunsch der Vereinigten Staaten. Die Everglades stehen damit bereits zum zweiten Mal auf der Liste. Erstmals wurde der Park 1993 wegen der Zerstörungen, die der Hurrikan „Andrew“ 1992 angerichtet hatte, als gefährdet eingestuft. Ein weiterer Grund war schon damals eine deutliche Verschlechterung der Wasserqualität durch Umweltverschmutzung. Die USA ergriffen daraufhin umfangreiche Schutzmaßnahmen, 2007 konnte der Nationalpark von der Liste des gefährdeten Welterbes wieder gestrichen werden.

Doch der Zustand des Ökosystems hat sich erneut dramatisch verschlechtert. Der Wasserzufluss hat sich um fast 60 Prozent vermindert, während die Schadstoffbelastung stark angestiegen ist. Die zunehmende Eutrophierung bedroht das Wasserökosystem und stellt eine Gefahr für Tiere und Pflanzen dar. Die USA baten um Unterstützung der Weltnaturschutzunion (IUCN), die das Welterbekomitee bei der Erhaltung der Naturerbestätten berät. Experten der IUCN sollen die Gefahren für den Nationalpark Everglades untersuchen und Rettungsmaßnahmen vorschlagen.

Der Nationalpark Everglades an der Südspitze von Florida umfasst eines der größten Mangrovenwaldgebiete der westlichen Hemisphäre. Die Sumpflandschaft der Everglades ist eine der wichtigsten Brutstätten für Watvögel in Nordamerika. Für die Wiederherstellung des natürlichen Ökosystems sind umfangreiche Maßnahmen erforderlich. Die Everglades gehören seit 1979 zum UNESCO-Weltnaturerbe.

Gute Nachrichten für Ecuador: Die Galapagos-Inseln konnten von der Liste des gefährdeten Welterbes wieder gestrichen werden. Das Welterbekomitee lobte die erfolgreichen Maßnahmen, die Ecuador zur Erhaltung der Naturerbestätte eingeleitet hat. Das Eindringen fremder Tierarten, Überfischung und unkontrollierter Tourismus hatten im Jahr 2007 zur Eintragung der Galapagos-Inseln auf die Liste des gefährdeten Welterbes geführt. Die Galapagos-Inseln gelten als „Schaukasten der Evolution“ und gehörten zu den ersten zwölf Stätten, die von der UNESCO 1978 als Welterbe anerkannt wurden. 2001 wurde die Naturerbestätte um ein großflächiges Meeresschutzgebiet erweitert. Die Liste des gefährdeten Welterbes verzeichnet damit jetzt 34 Kultur- und Naturerbestätten. (UNESCO)



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