Mit dem Heide-Shuttle in den Naturpark Lüneburger Heide
Der „Heide-Shuttle“-Bus beweist im fünften Jahr, dass er gleich auf mehrfache Weise attraktiv ist: Die Mitfahrt inklusive Fahrrad ist kostenlos – das macht Autofahrern den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel schmackhaft. Er kann auch von Einheimischen genutzt werden – sie erkunden damit jetzt die eigene Heimat. Er trägt zur besseren Erschließung der Region mit öffentlichem Nahverkehr bei und dient damit der Wirtschaftsförderung. Er leistet einen Beitrag zum Klimaschutz und damit zum Erhalt der einmaligen Naturlandschaft. Die Jury des Fahrtziel Natur-Award 2010 verlieh dem Naturpark Lüneburger Heide jetzt für das „attraktive Angebot des kostenlosen Transports in einer vom motorisierten Individualverkehr geprägten Region“ eine Auszeichnung.
Über Mangel an Bewegungsausgleich kann sich Busfahrer Tim Zeising (34) wahrlich nicht beklagen. Etwa an jeder dritten Haltestelle schwingt er sich aus dem Sitz, streift die Schutzhandschuhe über und läuft zum Anhänger. Bis zu 14 Räder haben zwischen den Querstangen Platz. Mal muss er nur ein oder zwei Räder auf- oder abladen, mal wartet gleich eine große Radlergruppe an der Haltestelle auf seine Hilfe.
Tim Zeising ist von Mitte Juli bis Mitte Oktober auf einer der drei „Heide-Shuttle“-Ringlinien im Einsatz. Zwischen ca. 8.30 Uhr und 19.30 Uhr fahren die Busse sechs- bis achtmal einen Rundkurs, halten an den interessantesten Plätzen, Sehenswürdigkeiten und Wanderwegen. In einigen Abschnitten bieten sie Umsteigemöglichkeiten untereinander. Zeising: „Viele Gäste steigen an einem attraktiven Wanderweg aus, gehen quer durch das Naturschutzgebiet und fahren dann mit einer anderen Linie wieder heim.“ Andere radeln oder lassen sich mit der Kutsche in jene Heidegebiete bringen, die für den Autoverkehr gesperrt sind – auch für den Heide-Shuttle.
Hilke Feddersen, Geschäftsführerin des Naturparks Lüneburger Heide, sieht in der Verknüpfung der Buslinien untereinander und mit dem Regional- und Fernverkehr der Bahn einen wichtigen Beitrag zur Attraktivitätssteigerung der ganzen Region: „Die Gäste sind so auch ohne Auto mobil und erreichen mit dem Bus zum Nulltarif die landschaftlich schönsten Heidegebiete, aber auch beliebte Freizeitparks. Über 54.000 Nutzer und 15.000 transportierte Räder im vergangenen Jahr zeigen klar, dass das Angebot akzeptiert wird.“ Die Lüneburger bewarb sich als Schutzgebiet um den Fahrtziel Natur-Award, obwohl sie nicht zu den Fahrtziel Natur-Destinationen gehört.
Von den rund fünf Millionen Besuchern der Lüneburger Heide kommen immer noch fast 80 Prozent mit dem Auto. Insbesondere während der Heideblüte im August und September leiden Mensch und Tier unter langen Staus, stinkenden Autokolonnen und überfüllten Parkplätzen. Hilke Feddersen: „Wir brauchten dringend Lösungen, um Gäste und Einheimische aus ihren Autos herauszuholen.“ Die Landkreise Harburg, Soltau-Fallingbostel und Lüneburg sowie elf weitere Gemeinden suchten gemeinsam nach einem neuen touristischen Konzept. Im Mittelpunkt sollten die Vernetzung der bestehenden Angebote und die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs stehen.
Es war die Geburtsstunde des „Heide-Shuttle“. Nach einer erfolgreichen Testphase 2006 wurde er fest etabliert – mit jährlich wachsenden Fahrgastzahlen und neuen Anforderungen. Zusätzliche Haltestellen, die Anbindung weiterer Attraktionen an das Netz, mehr Verbindungen in den Spitzenzeiten und Verknüpfungen mit anderen Angeboten wie dem ebenfalls kostenlosen „Lüneburger Heide-Radbus“ – auch in Zukunft soll die Attraktivität des „Heide-Shuttle“ verbessert werden. Voraussetzung allerdings ist, dass die Finanzierung in Zeiten knapper werdender Kassen stimmt. „Auch 2011 fährt der Bus noch kostenlos“, verspricht Hilke Feddersen, „inwieweit wir in Zukunft die Fahrgäste beteiligen sollten – etwa mit einem Gutschein-System – wird derzeit diskutiert.“
Freiwillig werden die Urlauber wohl kaum zahlen. Denn die gut sichtbaren Spendenbüchsen am Bus-Einstieg bleiben trotz entsprechender Hinweisschilder meistens leer.
Die Kooperation Fahrtziel Natur wird getragen von den drei großen
Umweltverbänden BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.), NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.),VCD (Verkehrsclub Deutschland e.V.) und der Deutschen Bahn. Die Partner engagieren sich seit 2001 erfolgreich dafür, das Naturerbe und die Biodiversität durch aktive Förderung des nachhaltigen Tourismus langfristig zu sichern.
Ziel ist es, Nationalparke, Biosphärenreservate und Naturparke in Deutschland und der Schweiz als attraktive Reiseziele bekannter zu machen und gleichzeitig die Reisenden für das Thema Umweltschutz zu sensibilisieren. Sie sollen möglichst ökologisch verträgliches Verkehrsverhalten mit aktivem Naturerlebnis zu verbinden. Ziel ist eine Verlagerung des Freizeitverkehrs auf die umweltfreundliche Schiene und den Nahverkehr in den Regionen. Weitere Informationen unter www.fahrtziel-natur.de (TMN)
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