Reiseleiter-Ausbildung für Chinesen
Das Reich der Mitte kommt immer näher! Waren vor zehn Jahren chinesische Reisegruppen auf dem Berliner Ku’damm oder dem Frankfurter Römer noch die Ausnahme, so hat deren Zahl seitdem kräftig zugelegt. Eine Steigerung um über 75 % auf rund 385.000 Gäste (in 2009) dokumentiert die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) in einer entsprechenden Statistik. Und die Chancen für ein weiteres Wachstum stehen ausgezeichnet. Schon bald, so die Schätzungen der Landeswerber, dürften die Chinesen ihren japanischen Nachbarn den Rang als wichtigster asiatischer Quellmarkt für den Deutschlandtourismus abgelaufen haben.
Eine Dynamik, die selbstredend auch Auswirkungen auf die Reiseveranstalter hat und zusätzliche Anstrengungen nötig macht. Mang Chen (49), Vorstandschef der in Deutschland mit Büros in Hamburg und München vertretenen CAISSA Touristic Group, ist sich der wachsenden Herausforderungen bewusst. Seit 1993 organisiert Chen für seine Landsleute Reisen durch Europa und Deutschland, die er über eigene chinesische Niederlassungen u.a. in Peking und Shanghai vertreibt. „Aufgrund der Sprachbarriere sind unsere Kunden auf eine umfassende Betreuung vor Ort angewiesen“, weiß Chen aus eigener Erfahrung.
Benötigt werden chinesische Reiseleiter, die in einer oder mehreren europäischen Hauptsprachen fit sind und über profunde Kenntnisse der hiesigen Geschichte, Kultur, Architektur und Landeskunde verfügen. Im Umgang mit Reisenden und Gastgebern sollen sie die Brücke schlagen zwischen europäischer und chinesischer Kultur. Eine nicht immer leichte Aufgabe.
Dem permanenten Mangel an qualifizierten Reiseleitern begegnete Chen, der auch Chef des deutschen Spezialveranstalters China Holidays ist, mit der Gründung des „Training Institute for Chinese Speaking Tour Guides in Europe“ in Hamburg. Seit 2003 werden im hohen Norden in Frage kommende Chinesen geschult und zertifiziert. In jeweils neuntägigen Kursen unterrichten ausgewiesene Fachleute und Referenten bis zu 15 Probanden. Neben der Vermittlung der bereits zuvor erwähnten berufsnotwendigen Kenntnisse stehen auch Praxisfragen und Rollenspiele auf dem Lehrplan.
Nicht fehlen darf zudem das Thema steuerfreier Einkauf. Für Chinesen spielt Shopping während der Urlaubsreise eine wichtige Rolle. So liegen sie dann auch in Deutschland mit einem Umsatzanteil von fast 17 % im Ranking der kauffreudigsten ausländischen Touristen weit vorne. Nur die Russen geben mehr aus.
Den Abschluss der Ausbildungskurse bildet schließlich eine Prüfung, deren erfolgreiches Bestehen mit einem Zertifikat des Institutes und seiner zahlreichen Kooperationspartner, vornehmlich Tourismus- und Marketingverbände deutscher Städte und Regionen, bescheinigt wird.
Derart ausgestattet finden die Absolventen – mittlerweile über 400 – schnell eine entsprechende Stelle. Entweder bei Marktführer CAISSA mit seinen über 500 Mitarbeitern oder anderen Anbietern, die wie Mang Chen vom chinesischen Tourismusmarkt auch in Zukunft zweistellige Wachstumsraten erwarten. Bei solch einer Perspektive bleibt zu hoffen, dass der Brückenschlag gelingt. (Caissa Touristic)
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