30. September 2010, Washington

Leavenworth feiert Oktoberfest am Pazifik

Kein Platz im Festzelt? Kein Hotel mehr frei? Alles recht teuer? Trotzdem große Lust auf Dirndl, Lederhosen und Volksfeststimmung wie auf der Münchener Wies’n? Dann nichts wie auf nach Leavenworth im US-Bundesstaat Washington State. Leavenworth hat mit der Idee, Bayern an den Pazifik zu transferieren eine zündende Geschäftsidee, mit durchaus vorhandener Nachfrage am Markt – und das schon seit Jahrzehnten. Leavenworth ist heute wahrscheinlich der bayerischste Ort außerhalb des deutschen Freistaates. Bis Mitte Oktober dauert die Gaudi und wer es dieses Jahr nicht schafft, sollte schon mal für 2011 planen: www.leavenworthoktoberfest.com

Der Bundesstaat Washington an der Pazifikküste der USA ist immer für eine Überraschung gut – und so verwundert es auch nicht, dass es gerade hier ein urbayerisches Dorf gibt: Leavenworth, in der Gebirgskette der Cascades gelegen, ist weder Filmattrappe noch Domizil bayerischer Immigranten, sondern das Resultat findiger Einwohner, die einen Weg aus der drohenden Arbeitslosigkeit suchten. Denn während Leavenworth Ende des 19. Jahrhunderts durch Eisenbahn, Holzfällerei und Sägewerk einen wirtschaftlichen Boom erlebte, von dem die Einwohner des Ortes viele Jahre lang gut leben konnten, sahen sie mit Beginn der 30er Jahre plötzlich einer Flaute entgegen – die Great Northern Railway Company bediente die Strecke nach Leavenworth nicht mehr, wodurch es mit der Holzfällerei in der Gegend den Bach hinunter ging und das Sägewerk letztendlich geschlossen wurde.

Dreißig Jahre war Leavenworth nahe daran, zu einer Geisterstadt zu werden… bis die noch verbliebenen Einwohner in den 60er Jahren den richtigen Entschluss gefasst hatten: Leavenworth sollte bis ins kleinste Detail bayerisch werden, damit man beruflich von Holzfällerei auf Tourismus umsatteln konnte. Denn die Leavenworther kannten schließlich die Vorliebe der Amerikaner für einen Urlaub in Bayern – was lag da näher, als Bayern in die Vereinigten Staaten zu verlegen? Mit gemeinsamen Kräften machten die Bewohner aus ihrem Ort ein vollkommen bayerisches Dorf, in dem äußerlich seither nichts mehr an die USA erinnert. Die Authentizität der bayrischen Szenerie wird durch die Cascade Mountains abgerundet und lässt die Häuser im Fachwerk-Stil täuschend echt wirken.

Selbst die Niederlassung einer weltweiten Fast-Food-Kette, der örtliche Supermarkt sowie die Tankstelle bekamen eine bayerische Fassade mit Holzverzierung, großem Balkon und Blumenkästen. Restaurants und Hotels mit deutsch klingenden Namen wie „Alpenrose Inn“, „The Enzian Falls Hütte“, „King Ludwig’s“, „Cafe Christa“ oder „Best of the Wurst“ schossen in Leavenworth wie Pilze im bayerischen Wald aus dem Boden… und sorgen dafür, dass heute jährlich mehr als eine Million Besucher aus aller Welt in Leavenworth bestens beherbergt werden.

Zu einem rundum perfekten Bayern-Feeling gehören selbstverständlich auch bayerische Festivals. Und die gibt es in Leavenworth zuhauf. Nach Mai-, Sausage- und Christkindelmarkt steht nun, im Herbst, die Wiesn vor der Tür – natürlich, wie es sich für Leavenworth versteht, mit Live Musik, deutschem Essen, bayrischer Trachtenmode und jeder Menge frisch gezapftem Bier vom Fass. (www.leavenworthoktoberfest.com)
Selbstverständlich bietet die Umgebung rund um Seattle noch einiges mehr und ist in jedem Fall auch im Sommer wie Winter eine Reise wert. (FVA Washington State)



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