Neue Studie belegt: Wandern in Deutschland immer beliebter
Die vollständigen Ergebnisse der ersten nationalen Grundlagenstudie Wandern liegen erstmals als Forschungsbericht vor. Am 12. Oktober 2010 wurden die Ergebnisse durch den Parlamentarischen Staatssekretär Peter Hintze und den Präsidenten des Deutschen Wanderverbandes, Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß, gemeinsam mit Prof. Heinz-Dieter Quack vom Europäischen Tourismusinstitut (ETI) der Öffentlichkeit vorgestellt. Über die Hälfte der Deutschen bekennt sich zum Wandern: Der prozentuale Anteil der aktiven Wanderer an der Gesamtbevölkerung beträgt aktuell ca. 56%, mit leicht steigender Tendenz. Laut Studie werden 2060 ca. 61% der Deutschen wandern. Besonders wanderaffin ist dabei nicht etwa die Lebensstilgruppe der „Bodenständigen“. Im Gegenteil: Wanderer zählen überwiegend zu den „Weltoffenen“, den „Kritischen“, den „Anspruchsvollen“ und den „Realisten“. Diese von der Gesellschaft für Konsumforschung definierten Gruppen gelten als anspruchsvoll und sind besonders interessiert an „Natur- und Umwelt erleben“ und „Gesundheit“ – den beiden Hauptmotiven für das Wandern. Die hohen Anteile von Lebensstilgruppen, die nicht in Traditionen verhaftet sind sondern einen eher offenen Lebensstil pflegen, sprechen für den Imagewandel, den die Aktivität Wandern in den letzten Jahren vollzogen hat.
Gewandert wird dabei das ganze Jahr über. Selbst im Winter sind immerhin 20-25 Prozent der Wanderer unterwegs. Damit unterscheidet sich das Wandern von anderen Outdoor-Sportarten, die nur saisonal ausgeführt werden. Spezielle Winterwanderungen sind ein zukunftsträchtiges Marktsegment mit Entwicklungspotential im Aktivtourismus. Aktive Wanderer sind deutlich interessierter an Umweltthemen als Nicht-Wanderer: Naturverbundenheit als Wertvorstellung liegt bei 39% der regelmäßigen Wanderer vor, jedoch nur bei 27% der Nicht-Wanderer.
Trotzdem begeben sich die meisten Wanderer mit dem PKW zum Startpunkt ihrer Wanderung. Auf der Zufriedenheitsskala bei den Verkehrsmitteln rangieren spezielle Wanderbusse noch vor dem eigenen PKW. Das Schlusslicht in der Gunst der Wanderer bildet der ÖPNV. Nur 29% der Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel bezeichnet die Erreichbarkeit von Wanderzielen mit Bus und Bahn als „sehr gut“. Dabei sind Wanderer durchaus aufgeschlossen für die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Selbst jeder dritte der PKW-Benutzer bezeichnet Angebote zur Erreichbarkeit von Wanderwegen als wünschenswert. Hier besteht ein klarer Auftrag an Verkehrsentwickler, Touristiker und Leistungsträger. Zukunftsträchtig, da umwelt- und nutzerfreundlich sind flexible Mobilitätslösungen für die Anund Abreise zu Wanderzielen.
Ohne Ehrenamt kein Wandertourismus
„Ohne Ehrenamt im Wanderverein kein Wandertourismus – das ist eine klare Botschaft an alle Verantwortlichen“, so Dr. Rauchfuß. Die erste nationale Grundlagenstudie Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern ergibt, dass von den geschätzten 300.000 Kilometern Wanderwegen in Deutschland satte 200.000 Kilometer von den Wandervereinen gepflegt und markiert werden. Ehrenamtlich. Die Arbeitsleistung von 352.000 Ehrenamtsstunden entspricht dabei 213 Vollzeitstellen. Damit sichern die Wandervereine durch die Wegearbeit einen großen Teil der Basisinfrastruktur für den Wandertourismus.
An dieser Stelle ist jedoch noch Aufklärungsarbeit nötig, denn 54,8 % der Bevölkerung geht davon aus, dass die Wegearbeit über die Gemeinden und Landkreise erfolgt. „Diese gewaltige ehrenamtliche Leistung muss öffentlich stärker gewürdigt werden, denn nur wenn das Ehrenamt an Attraktivität gewinnt, werden sich auch dauerhaft Menschen finden, die das breite Wanderwegenetz in ihrer Freizeit zum Nutzen der Allgemeinheit erhalten“, mahnt Dr. Rauchfuß. (Deutscher Wanderverein)
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