14. November 2010, Kastilien-La Mancha

Die Schwarzen Dörfer von Guadalajara

Nur eine Stunde von Madrid entfernt befinden sich in der Provinz Guadalajara, nahe der Grenze zur Provinz Segovia, die sogenannten Schwarzen Dörfer, die von dem 2.048 Meter hohen Gipfel des Ocejón überragt werden. Sie liegen in der Nähe der südlichsten Buchenwälder Spaniens, zu denen die Hayedos de Cantalojas und der Hayedo de Montejo gehören. In dem landschaftlich außergewöhnlich schönen Gebiet wechseln sich die verschiedenen Grüntöne von Eichen, Kiefern, Wacholder und Stechpalmen ab. Unzählige Pilzsorten, Heidelbeeren, Preiselbeeren, Thymian, Lavendel, Rosen und Rosmarin betören mit ihrem Duft. Wildschweine, Füchse, Luchse, Marder, Dachse, Hasen, Kaninchen, Rehe und Eichhörnchen sind im Dickicht der weitläufigen Wälder heimisch, über die Adler, Geier und Falken kreisen. Am Oberlauf der Flüsse tummeln sich Fischottern, ein Beleg für die Reinheit und Qualität des Wassers.

Das gemeinsame Merkmal der Schwarzen Dörfer ist, dass ihre Häuser vollkommen aus schwarzem Schiefer bestehen ist, der in dieser Gegend reichlich vorkommt. Die volkstümliche Architektur vermischt sich fast vollständig mit der Natur. Dadurch entsteht eine einzigartige Landschaft von großer, ungewöhnlicher Schönheit, in der Dörfer wie Campillejo, El Espino, Campillo de Ranas, Roblelacasa, Robleluengo, Majaelrayo, Valverde de los Arroyos, Zarzuela de Galve, Tamajón oder Almiruete verwurzelt sind.

Für den Bau der Schieferhäuser spielen die Boden-und Klimaverhältnisse eine besondere Rolle. Die Erde liefert das Baumaterial, den Schiefer, die Steine, Lehm und die Eichenbalken. Die hermetischen Häuser halten den harten Wintern stand, indem ihre Nordseite nahezu fensterlos gehalten wird und sich die Fensteröffnungen auf die Südseite konzentrieren. Das harte Klima ist auch verantwortlich für Mauerstärken zwischen 50 bis 60 Zentimeter. Sie bewahren die Wärme im Haus für Menschen und Tiere. Die Aufteilung der Innenräume wie auch die äußerst steilen Dächer sind so konstruiert, dass sie das Gewicht des Schnees aushalten. Die Häuser und die verschiedenen Nebengebäude erzielen durch ihre verschachtelte Gruppierung eine große plastische Qualität. Die Bautechniken bestanden in der Gewinnung von Schieferblöcken unterschiedlicher Dicke, die mit sehr einfachen Werkzeugen wie Äxten, Keilen und Spitzhacken herausgebrochen wurden.

Diese Techniken wurden über Generationen vom Vater auf den Sohn weitergegeben, was zu einer großen Einheitlichkeit der Dorfkerne führte. Nicht nur Häuser, sondern auch Stallungen, Zäune, kommunale Waschräume, Öfen, Mühlen und Kirchen wie im Fall von Tamajon wurden errichtet. Die Abgelegenheit wie auch die Landflucht hat dazu beigetragen, dass sich zahlreiche gut erhaltene und interessante Beispiele der ländlichen Architektur finden lassen. Das Gebiet hat eine bemerkenswerte Hotel-Infrastruktur, die auf dem ländlichen Tourismus beruht. Als Freizeitaktivitäten bieten sich Wandern, Reiten, Radfahren, Kanufahren, Jagen, Fischen oder Pilze suchen an.

Besondere Erwähnung verdienen die traditionellen Feste der Schwarzen Dörfer. Bei den „botargas“ wird nach althergebrachten Riten, die möglicherweise keltiberischen Ursprungs sind, gefeiert. Anfang Februar, in der kältesten Zeit des Jahres, ziehen sich die Einwohner der Schwarzen Dörfer bunt an, bedecken ihre Gesichter mit Masken und laufen lärmend mit um die Taille gebundenen Glocken durch die Gassen des Dorfes. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die Dorfbewohner mit ihren Feierlichkeiten an den länger werdenden Tagen um eine fruchtbare Ernte, Felder und Tiere baten. Sicher ist nur, dass die botargas von Guadalajara keiner wissenschaftlichen Erklärungen bedürfen, sondern gefeiert und erlebt werden müssen. (Tourspain)



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