15. November 2010, Rheinland-Pfalz

Nibelungen-Sage kehrt an den Rhein zurück

Am vergangen Freitag feierte Hansgünther Heymes Inszenierung von Richard Wagners Oper Das Rheingold in Ludwigshafen Premiere. In einer in der Geschichte des Rings einmaligen Koproduktion bringen das Theater im Pfalzbau Ludwigshafen, die Oper Halle und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Karl-Heinz Steffens in den nächsten drei Jahren Wagners Tetralogie Der Ring des Nibelungen in Ludwigshafen am Rhein und in Halle an der Saale auf die Bühne.

„Am Rheine schlage ich dann ein Theater auf, und lade zu einem großen dramatischen Feste ein: Nach einem Jahre Vorbereitung führe ich dann im Laufe von vier Tagen mein ganzes Werk auf.“ Diese Zeilen schrieb Richard Wagner 1851 in einem Brief an Theodor Uhlig. Seiner Vorstellung nach sollte der komplette Ring und das Vorspiel Rheingold als ein großes Fest am Rhein veranstaltet werden. Diese Ankündigung Wagners wird nun zu seinem 200. Geburtstag im Jahr 2013 realisiert und der Ring zurück an seinen Originalschauplatz, den Rhein, geholt: Mit Richard Wagners Das Rheingold hob sich am 5. November 2010 zur Eröffnung der VI. Festspiele Ludwigshafen der Vorhang für dieses außergewöhnliche deutsch-deutsche Gemeinschaftsprojekt.

Karl-Heinz Steffens, Initiator und musikalischer Leiter des RING Halle Ludwigshafen, wurde als einer der weltbesten Klarinettisten bekannt. 2007 beendete er seine Karriere als Solist bei den Berliner Philharmonikern und trat, protegiert von Daniel Barenboim, eine neue Laufbahn als Dirigent an. Seit 2009 ist er nicht nur Generalmusikdirektor und künstlerischer Leiter der Oper und der Staatskapelle Halle, sondern auch Chefdirigent der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Gemeinsam erarbeiten Steffens und Heyme in den nächsten drei Jahren eine Interpretation des Mammutwerkes, die den Ring wieder an seinen Ursprung zurückholen und insbesondere für ein breites Publikum öffnen will.

Regisseur Heyme: Siegfried wurde in Ludwigshafen/Edigheim erschlagen
Zahlreiche Jäger des verlorenen Nibelungenschatzes suchen seit vielen Jahren nach dem Gold, das Zwerg Alberich in der Sage einst den Rheintöchtern raubte und das Hagen von Tronje schließlich im Rhein versenkte. Denn das Nibelungenlied ist nicht nur eine uralte germanische Sage, die Wagner zum weltbekannten Opern-Vierteiler umarbeitete, sondern handelt auch von „realen“ Ereignissen, Orten und auch Personen, die in der Sage eindeutig benannt werden.

Viele Hobby-Historiker, aber auch namhafte Wissenschaftler glauben, die tatsächlichen geographischen Gegebenheiten entschlüsselt und die Orte entdeckt zu haben, und doch herrscht immer noch eine lebhafte Diskussion über dieses Thema. In diesem Jahr beschäftige sich u.a. eine zweiteilige TV-Dokumentation mit dem Titel Der Schatz der Nibelungen – Auf den Spuren Siegfrieds auf 3sat damit. Wo das Gold tatsächlich liegt, wird wohl die Wissenschaft noch weiter beschäftigen. Regisseur und Pfalzbau-Intendant Hansgünther Heyme aus Ludwigshafen hat sich mit jüngsten Forschungen beschäftigt: „Siegfried wurde in Edigheim bei Frankenthal erschlagen, das heute zum Stadtteil Oppau von Ludwigshafen am Rhein gehört. Das ist alles ganz nah bei uns.“

Die Idee eines solchen Mammutprojektes ist einzigartig in der bisherigen Aufführungsgeschichte des Rings. Der RING Halle Ludwigshafen ist die erste Ring-Inszenierung in Ludwigshafen überhaupt und auch die erste Neuinterpretation in Rheinland Pfalz seit über 50 Jahren. In Zeiten von Budgetkürzungen und Einsparungen setzt die Entscheidung, den Ring in einer richtungsweisenden Kooperation zwischen zwei Industrie-Städten in zwei verschiedenen Bundesländern zu stemmen, ein kulturelles Ausrufezeichen. Die Zusammenarbeit des Theaters im Pfalzbau Ludwigshafen, der Oper Halle sowie der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz hat Vorbildfunktion: Das Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, fernab der Metropolen eine Neuinterpretation dieses urdeutschen Mythos’ zu wagen.

Kartenvorverkauf bis 2013 ab sofort
Die Aufführungen in Ludwigshafen waren restlos ausverkauft. Die nächsten Vorstellungen von Das Rheingold finden am 19. und 21. November 2010 in der Oper Halle statt. Anschließend werden die Premieren der anderen Teile des Rings Halle Ludwigshafen bis 2012 abwechselnd in beiden Städten stattfinden. 2013, im Wagner-Jahr, ist eine Gesamtaufführung der Tetralogie in beiden Städten geplant. Karten für die Vorstellungen in Halle gibt es an Theater- und Konzertkasse Halle unter Tel. 0345 – 20 50 222, per E-Mail an theaterkasse@buehnen-halle.de und im Internet unter www.buehnenhalle.de.

Karten für alle weiteren Teile sowie die Gesamaufführung im Jahr 2013 gibt es bereits jetzt an der Theaterkasse im Pfalzbau unter Tel. 0621/504 2558 sowie per Mail an pfalzbau.theaterkasse@ludwigshafen.de und im Internet auf der Homepage des Theaters unter www.theater-im-pfalzbau.de/service/kartenbestellung.

IV. Festspielen Ludwigshafen: Deutschlandpremiere von Preljocaj/Bolschoi
Vom 5. November bis 11. Dezember zeigen die VI. Festspiele Ludwigshafen neben einem Wagner-Schwerpunkt zum Rheingold hochkarätige Tanz- und Theaterproduktionen aus der ganzen Welt im Theater im Pfalzbau, darunter Produktionen u.a. von Armin Petras, Armin Holz und Alvin Ailey sowie die Deutschlandpremiere einer gefeierten Faust-Inszenierung von Gisli Örn Gardarsson aus Island. Auch die neueste Choreographie Und dann tausend Jahre Ruhe des französischen Starchoreographen Angelin Preljocaj mit dem Moskauer Bolschoi-Ballett feiert im Rahmen der VI. Festspiele Ludwigshafen am 27. November 2011 Deutschlandpremiere. Weitere Informationen finden Sie unter www.theater-im-pfalzbau.de. (RING Halle Ludwigshafen)



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