15. Dezember 2010, Reisebranche

Deutscher ReiseVerband lehnt Bettensteuer ab

Zuerst Köln, dann Dortmund, Duisburg, Trier und Osnabrück – und jetzt auch noch Rom. Immer mehr Städte und Kommunen in Deutschland und Europa führen eine Kulturabgabe, die sogenannte Bettensteuer, für Touristen und Geschäftsreisende ein. Die deutschen Kommunalpolitiker haben die Reisenden als neue Einnahmequelle entdeckt, um die leeren Haushaltskassen aufzufüllen.

„Die Bettensteuer ist inakzeptabel. Nach der Verteuerung von Flugreisen durch die Luftverkehrsteuer ab kommendem Jahr ist dies ein weiterer Schritt, Reisende zu schröpfen“, findet der vor kurzem neugewählte Präsident des Deutschen ReiseVerbands (DRV), Jürgen Büchy, deutliche Worte. „Die oft kurzfristig eingeführte Abgabe erschwert die Kalkulation der Reiseanbieter und belastet ihr Budget ebenso wie die Urlaubskasse der Reisenden“, bemängelt er. Die teilweise recht kurzfristige Einführung der Bettensteuer für einzelne Städte bereitet insbesondere Reiseveranstaltern Schwierigkeiten. „Eine wirtschaftliche Preiskalkulation von Reisepaketen ist unmöglich, da die Kataloge bereits seit Monaten gedruckt sind. Die Veranstalter bleiben also auf den Extrakosten sitzen“, verdeutlicht Büchy das Dilemma.

Aber nicht nur in Deutschland setzen immer mehr Städte auf die Bettensteuer, auch im Ausland werden Städtereisende immer öfter zur Kasse gebeten. Für das Reiseziel Italien befürchtet der Vorsitzende des DRV-Ausschusses für Bus- und Gruppentouristik, Rainer Nuyken, einen Rückgang der Besucherzahlen. „Die Zusatzkosten durch Bettensteuer, Einfahrts- und Parkgebühren machen Italien zunehmend unattraktiver und unbezahlbar“, so Nuyken.

„Darüber hinaus ist die Bettensteuer für die weitere Entwicklung des Deutschlandtourismus kontraproduktiv“, ergänzt Martin Katz, Vorsitzender des Deutschland-Ausschusses im DRV. Der Deutschlandurlaub leide noch immer unter dem Ruf teuer zu sein. Zusätzliche Kosten für Übernachtungen würden dieses Image weiter fördern, ist der Deutschlandexperte sicher. „Das wird nicht nur hierzulande weiterhin Negativ-Schlagzeilen verursachen. Das Reiseland Deutschland wird zugleich im Wettbewerb mit anderen Urlaubszielen verlieren. Zumal die Argumentation für die Erhebung der Bettensteuer nicht nachvollziehbar ist. Es ist nicht erkennbar, dass die Mehreinnahmen auch tatsächlich der Tourismusförderung zu Gute kommen“, kritisiert Katz.

Darüber hinaus wird bei der Bettensteuer in Deutschland oftmals nicht zwischen Tages- und Übernachtungsgästen unterschieden. So müssen Flusskreuzfahrtgäste die Abgabe entrichten, sobald ihr Schiff in Köln Anker wirft – unabhängig davon, ob sie nur den Tag dort verbringen oder das Schiff über Nacht im Hafen bleibt. Dieses Vorgehen der Stadt Köln wird vom DRV-Ausschuss Schifffahrt scharf kritisiert. Denn die Passagiere eines Flusskreuzfahrtschiffs geben in Köln durchschnittlich 100 Euro pro Person und Tag aus und tragen damit erheblich zu den Einnahmen der Stadt bei. Der DRV-Schifffahrtsauschuss hat sich daher in einem Schreiben an den Bürgermeister der Stadt gewandt und ihn zur Rücknahme dieser Regelung aufgefordert. Denn gerade Flusskreuzfahrten- aber auch Busreisenveranstalter sind kleine und mittelständische Unternehmen, die durch die Bettensteuer erheblich finanziell belastet werden. (DRV)



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