16. Dezember 2010, Vogelsberg

Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg startet in die erste Phase

Die erste Phase des Naturschutzgroßprojektes „Vogelsberg“ ist angelaufen. Heute übergaben die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz Professorin Beate Jessel und die hessische Umweltministerin Lucia Puttrich im Naturschutz-Informationszentrum Schotten-Hoherodskopf den Förderbescheid für die Planungsphase an den Verein Natur- und Lebensraum Vogelsberg e.V. als Projektträger. In der ersten Phase, die bis Oktober 2013 geht, wird zunächst ein Pflege- und Entwicklungsplan erstellt. Hier sind Gesamtkosten von rund. 790.000 Euro eingeplant.

„Es freut mich sehr, dass wir zum Ende des internationalen Jahres der biologischen Vielfalt ein so wertvolles Gebiet in die Förderung aufnehmen konnten. Damit wird die Biologische Vielfalt gestärkt, den Landwirten eine ökonomische Perspektive gegeben und der Naturtourismus gestärkt “ sagte BfN-Präsidentin Jessel. „Der Vogelsberg hat eine große Bedeutung für die biologische Vielfalt in ganz Deutschland. Das unterstreichen wir mit der heutigen Bescheidübergabe eindrucksvoll“, ergänzte Umweltministerin Lucia Puttrich. „Der Startschuss für dieses große Naturschutzprojekt ist auch ein wichtiger Schritt für die landwirtschaftlichen Betriebe. Nur gemeinsam mit den Betrieben wird es gelingen, die von der Landnutzung geprägte Kulturlandschaft langfristig zu erhalten“, so Puttrich.

BfN-Präsidentin Beate Jessel geht davon aus, dass die vorgesehenen Fördermittel nicht nur Arnika und Raubwürger zugute kommen, sondern die Buchenwälder in ihrer Attraktivität und Bedeutung aufgewertet und die blütenreichen Bergwiesen erhalten werden. „Davon wird die gesamte Region und vor allem der Tourismus profitieren“, erläuterte Jessel. Das Land Hessen würdigte das Engagement der Menschen vor Ort, die die Initiative für das Projekt ergriffen haben. „Diese Unterstützung ist ein Signal, auch in anderen Bereichen die Entwicklung des ländlichen Raums voranzubringen“, so Umweltministerin Puttrich.

Der Vogelsberg umfasst das größte zusammenhängende Basaltmassiv Mitteleuropas und ist von daher einzigartig. Er repräsentiert eine Reihe von charakteristischen Biotoptypen. Dies gilt insbesondere für die großflächig vorhandenen Buchenmischwälder und Bergmähwiesen der Hochlagen in Kombination mit Feuchtwiesen und Borstgrasrasen, die von bundesweiter Bedeutung sind. Die Vielfalt und der Wert dieser Mittelgebirgslandschaft zeigt sich insbesondere auch an der Fülle bedrohter Arten und Pflanzengesellschaften. So wurden in den ausgewiesenen sieben Kerngebieten allein 225 Arten gemäß der Roten Liste des Bundes und 36 bundesweit bedrohte Pflanzengesellschaften nachgewiesen.

Dennoch ist diese Vielfalt zunehmend bedroht. „Da die Pflege der Bergmähwiesen immer unattraktiver geworden ist, sollen über den Projektzeitraum hinaus tragfähige, innovative und beschäftigungswirksame Maßnahmen entwickelt werden. Damit soll der naturnahe Lebensraum Vogelsberg im Einvernehmen mit den Landnutzern, wie Land-, Forst- und Wasserwirtschaft langfristig erhalten und gestaltet werden,“ sagte der Vorsitzende des Vereins Natur- und Lebensraum Vogelsberg e.V., Karl-Peter Mütze. „ Insbesondere gilt es auch, im Zusammenhang mit der Erhaltung und Entwicklung des reichen Artenspektrums Arbeitsplätze zu sichern und die regionalen Wertschöpfungsketten zu verbessern,“ so der Vorsitzende des Vereins.

Bis Oktober 2013 wird zunächst ein Pflege- und Entwicklungsplan erarbeitet. Dieser wird begleitet durch die Ergebnisse einer sozio-ökonomischen Analyse, die Auskunft über die Bedingungen gibt, wie sich landwirtschaftliche Betriebe der Region an der Erhaltung des Grünlandes durch eine naturschutzor ientierte Nutzung beteiligen können und wollen.

Für die Phase I des Projektes sind Gesamtkosten von rund 790.000 Euro eingeplant. Der Bund beteiligt sich mit 65%, das Land mit 25% und der Projektträger mit 10% an den Kosten. Zur erfolgreichen Umsetzung des Projektes ist auch weiterhin die Mitarbeit aller regionalen Akteure erforderlich, um eine uneingeschränkte Akzeptanz für den Pflege- und Entwicklungsplan zu erreichen.

Das Bundesförderprogramm „chance.natur“ hat sich u.a. zum Ziel gesetzt, die herausragenden repräsentativen Landschaften Deutschlands in denjenigen Fällen zu fördern und zu sichern, wenn akute Gefährdungen vorliegen und weitere zentrale Förderkriterien wie Großflächigkeit, Naturnähe und Beispielhaftigkeit erfüllt werden. Mittlerweile konnten seit 1979 auf diese Art und Weise 76 Gebiete mit rd. 400 Mio. Euro gesichert werden. (Bundesamt für Naturschutz)



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