Räubertanz und Schlittenrennen: traditioneller Karneval in Polen
Wenn es im Rheinischen wieder einmal Alaaf und Helau heißt und in Venedig die Masken tanzen, feiern auch die Polen nach altem Brauch die Karnevalszeit. In unserem überwiegend katholisch geprägten Nachbarland geht es dabei zwar genauso bunt, dafür aber nicht ganz so laut zu. Neben Sternsinger-Wettbewerben treffen sich Groß und Klein vor allem in den Wochen vor dem Aschermittwoch zu Kostümpartys.
Besonders in den Gebirgsregionen des Südens werden aber auch heute noch ländliche Faschingstraditionen gepflegt. Wer Polen zur fünften Jahreszeit besucht, sollte sich auf keinen Fall den Góralen-Karneval entgehen lassen.
Fünf Tage lang dauern die Karnevalsfeierlichkeiten in der Gemeinde Bukowina Tatrzańska. Unweit von Polens Winterhauptstadt Zakopane wird hier in der Hohen Tatra alljährlich ein Karneval gefeiert, der durch urige Formen und Figuren sowie althergebrachte Traditionen fasziniert. Vom 9. bis 13. Februar 2011 können Gäste aus nah und fern Volkstümliches hautnah miterleben. Einen öffentlichen Narrenumzug gibt es gleich zu Beginn des Karnevals. Mit seinen bizarren Masken und Kostümen erinnert er ein wenig an die schwäbisch-allemannische Fastnacht. Im Mittelpunkt stehen in Bukowina Tatrzańska aber vor allem Wettbewerbe von traditionellen Sänger- und Tanzgruppen.
Auf ihre Tanz- und Gesangsensembles sind die Góralen, die Bergbewohner Südpolens, besonders stolz, heben sie sich doch damit stark vom übrigen Land ab. Ihren Willen zur Unabhängigkeit bewiesen die Góralen in den vergangenen Jahrhunderten auch immer wieder und brachten eine Vielzahl an Anführern hervor, die gegen die unliebsame Obrigkeit kämpften. Räuberhauptmänner wie Janosik, Ondraszek oder Marcin Portas kennt hier auch heute noch jedes Kind. Diese Vergangenheit spiegelt sich ebenfalls im Namen für den Góralen-Tanzstil wider: Taniec Zbójnicki heißt auf Deutsch Räubertanz.
Ein wichtiges Element des Karnevals ist der Sternsinger-Wettstreit, der über mehrere Tage andauert. Tod und Teufel, Engel und Jesuskind, Bauer, Jude und Edelmann werden hier lebendig und vermischen vorchristliche Überlieferungen voll Magie und Hexerei mit der christlichen Freude über die Geburt des Heilands. Den krönenden Abschluss bilden dann am 13. Februar mehrere sportliche Wettbewerbe. Neben einem Wettschießen findet das Wettrennen der Kumoterki statt. Diese zweisitzigen Pferdeschlitten werden in der Bergregion seit Jahrhunderten gebraucht. Spektakulär werden auch die Wettkämpfe im Skiring anzusehen sein. Die Teilnehmer dieses Geschicklichkeitswettbewerbes lassen sich auf ihren Skiern von Pferden mit und ohne Reiter ziehen.
Der Góralen-Karneval wird seit 1973 vom Kulturzentrum „Dom Ludowy“ in Bukowina Tatrzańska organisiert. Jährlich nehmen rund 60 Sternsingergruppen, 70 Tanzpaare und 50 Tanzgruppen an den Wettbewerben teil.
Informationen:
Bukowina Tatrzańska liegt in der Wojewodschaft Małopolska etwa 15 km östlich von Zakopane und gut 100 km südlich von Kraków (Krakau). Die Gemeinde hat sich zum größten Wintersportzentrum der polnischen Tatra entwickelt. Sie verfügt zugleich über das größte Thermalbad des Landes. Direkt neben der Terma Bukowina hat erst im Dezember 2010 das 4-Sterne-Wellnesshotel Bukovina eröffnet. www.visit.malopolska.pl (Infos in deutscher Sprache), www.bukowinatatrzanska.pl (Infos in polnischer Sprache), www.hotelbukovina.pl (Polnisches Fremdenverkehrsamt)

» Diesen Artikel via Mail weiterempfehlen