Dublin als „City of Literature“ ausgezeichnet
Dublin hat als vierte Stadt in der Welt den UNESCO Titel als „City of Literature“ erhalten. Und sie hat ihn verdient. Wo immer man in Dublin spaziert, begegnet man dem Schatten eines toten Schriftstellers und kreuzt wahrscheinlich ebenso den Pfad eines lebenden“, schreibt der bekannte Dubliner Autor Dermot Bolger.
Allein wie viele Wohnhäuser kann man auf solch einem Spaziergang entdecken, die ein blaues Schild mit dem Namen eines Dichters tragen. Das Schreiben spielte seit jeher eine zentrale Rolle im kulturellen Leben dieser Stadt, die allein vier Nobelpreisträger der Literatur hervorgebracht hat. Der erste ging im Jahr 1907 an W.B. Yeats, drei Jahre später gefolgt von George Bernard Shaw. Samuel Beckett erhielt ihn 1969 und Seamus Heaney, bis heute einer der großen Wortjongleure Irlands, war 1995 an der Reihe. Aus gutem Grunde also hat die UNESCO Dublin zur City of Literature ernannt.
Ihre Autoren-Schmiede ist im Trinity College zu suchen, beginnend mit Jonathan Swift und „Gullivers Reisen“ oder Oliver Goldsmith, der mit dem britischen Gelehrten Samuel Johnson 1764 den bedeutenden „Literary Club“ gründete. Selbst in den schwierigen Zeiten des 18. Jahrhunderts unter britischer Herrschaft und den Auswirkungen der großen Hungersnot blieben den Dublinern die Worte nicht aus. Da wurden Gedichte zu verschlüsselten Revolutionsaufforderungen und der Horror der Zeit ging in den Szenarien von Bram Stokers Dracula auf. Oscar Wilde stilisierte sich indessen zum Dandy des Jahrhunderts.
Und dann kommt das magische Jahr 1904. Mit der als Keltische Renaissance in die Literaturgeschichte eingegangenen Freiheitsbewegung, begründet vom Naturmystiker und Denker William Butler Yeats, wird in diesem Jahr auch das Abbey Theatre eröffnet – eine weitere Schmiede des kulturellen Wortes und großer Namen, wie der Literaturförderin Lady Gregory und den kritischen Dramatikern John Millington Synge und Sean O´Casey. Und es ist das Jahr, in dem das Werk „Ulysses“ von James Joyce mit seinem Helden Leopold Bloom spielt. An einem einzigen Tag, dem 16. Juni 1904, wird im Roman ganz Dublin zum literarischen Schauplatz. Jene Orte, wo Leopold Bloom umhergestreift ist und seine Identität neu erfahren hat, werden seit den 1950er Jahren alljährlich mit dem Bloomsday gefeiert. Zudem trägt fast jedes zweite Pub in Dublin den Namen eines der Charaktere aus Joyces‘ Kurzgeschichtenband „The Dubliners“.
Doch hört mit ihnen die große Erzählkunst der Dubliner längst nicht auf. Moderne Literaten wie Anne Enright, Roddy Doyle und John Banville sind allesamt Träger des Booker Price . Andere – auch wenn sie nicht dauerhaft in Dublin leben – heimsen stetig internationale Auszeichnungen ein, wie Colm Toibin, Emma Donoghue, Claire Keegan, Hugo Hamilton oder Colum McCann. Sie alle erschaffen „mit den Schatten der Schriftsteller im Nacken“ unermüdlich neue Entwürfe von dieser Stadt der literarischen Begegnungen. Die Spuren der Klassiker finden sich im Dublin Writers‘ Museum, im James Joyce Centre, in der National Library und nicht zu vergessen im Long Room des Trinity College. Dort wird die älteste aller Vorlagen aus dem 9. Jahrhundert aufbewahrt: das „Book of Kells“, die erste handillustrierte, kaligrafische Evangeliensammlung. www.dublincityofliterature.ie , www.writersmuseum.com , www.jamesjoyce.ie , www.nli.ie ,www.cbl.ie , www.dublinwritersfestival.com (Tourism Ireland)
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