Algodonales feiert Jubiläum des Unabhängigkeitskrieges
Wer genauer die Geschichte und die Kultur der Route der Weißen Dörfer kennen lernen möchte, sollte dem kleinen Dorf Algodonales in der Sierra de Cádiz einen Besuch abstatten, das seit acht Jahren im Mai die Auflehnung der Bauern gegen 5.000 französische Soldaten im Spanischen Unabhängigkeitskrieg feiert. Vor 201 Jahren hielt das Dorf heroisch zwei Tage lang der Belagerung der Franzosen stand. Durch die realistische Nachstellung der historischen Ereignisse will die Gemeinde an den bewaffneten Konflikt erinnern, der die Iberische Halbinsel zwischen 1808 und 1814 erschütterte und Spanien als Folge der Expansionspolitik von Napoleon I. gegen das Erste Französische Kaiserreich stellte.
Der Konflikt, bei dem sich tausende Spanier gegen die Franzosen auflehnten, förderte die Entstehung eines Nationalgefühls. Auch Algodonales, dieser kleiner Ort in der Sierra de Cádiz, folgte dem Beispiel der Widerständler und wandte sich gegen die feindlichen Besatzer. Der Mut des Dorfes, sich dem Angriff der Franzosen entgegenzustellen, sorgte dafür, dass Ferdinand VII. von Spanien dem Ort das Stadtrecht zusprach und die Gemeinde großzügig mit Land bedachte. Zweihundert Jahre später entstand aus dem Gedenken an ein Dorf, das dem Erdboden gleichgemacht worden war, eine Kulturveranstaltung, die Einheimische und Besucher gleichermaßen anzieht.
Mit einer historischen Nachstellung feiert Algodonales den heldenhaften Widerstand der Sierra de Cádiz. Ein Bürgermeister, der eigens für den 2. Mai gewählt wird, leitet die Feierlichkeiten. Schon ab Januar erinnern viele Veranstaltungen an den einstigen Konflikt: Ausstellungen, Malwettbewerbe, Gefechte und ein einzigartiger Schießwettbewerb mit den damals verwendeten Vorladern. Die großen Feierlichkeiten beginnen am 30. April und dauern bis zum 2. Mai an. Zum Historienspiel gehören urige Tavernen, Persönlichkeiten des damaligen Alltagslebens, Schaugefechte, Paraden, Angriffe auf das Lager der Franzosen, der Einzug des Bürgermeisters und der Verwundeten aus dem Nachbardorf und der Überfall der Franzosen auf das Dorf selbst. An jenem Unheil bringenden 2. Mai des Jahres 1810 starben mehr als 300 der Einwohner von Algodonales, nachdem die Truppen Napoleons mehr als 70 Häuser niedergebrannt hatten.
200 Jahre später schlüpfen 600 Nachkommen jener Bauern in die Rolle von Landarbeitern, französischen Soldaten des 19. Jahrhunderts und sogar des spanischen Heers, das niemals zu Hilfe eilte. Sie wollen an die Geschichte erinnern, da sie in Algodonales zwar die Schlacht, jedoch nicht ihre Würde verloren.
Drei Tage lang öffnet das Dorf mit seinen 6.000 Einwohnern mittags den Theatervorhang und schließt ihn erst spät in der Nacht wieder. Am 30. April findet die Eröffnungsparade statt. Das Historienspiel greift die Angriffe auf das Lager der Franzosen, den Einzug des Bürgermeisters und der Verletzten von Montellano, Gefechte mit Schießpulver, Militärparaden, die Rolle des französischen Botschafters und der Kapitulation auf.
Die Nachstellung der großen Schlacht beginnt am Sonntag um 13.00h. Bei dem tragischen Kampf stand das zahlenmäßig weit überlegene Heer von französischen Soldaten einer kleinen Truppe von armen Bauern und Unbewaffneten gegenüber. Eine Stunde nach der nachgestellten Schlacht werden die Gefallenen im Unabhängigkeitskrieg geehrt. Am Abend findet dann die Theateraufführung: “El Pueblo dijo No” (Das Dorf sagte Nein) statt.
Am Montag kommt es zu weiteren Zusammenstößen zwischen spanischen und französischen Truppen. Die Feindseligkeiten werden jedoch mit einem gemeinsamen Festmahl, dem Höhepunkt der Feierlichkeiten, beendigt. In diesem Jahr stehen Tintenfische mit Kartoffeln und Kichererbsen auf der Speisekarte.
www.algodonales.es; www.dosdemayo.org (FVA Spanien)
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