22. Juni 2011, Reiseziele

Wilde Tiere im Urlaub: Souvenirs, Kontakt und Shows teilweise Quälerei

Ein Foto mit einem Äffchen am Strand, ein Besuch im Delfinarium, eine Schildkröte retten und eine Riesenmuschel als Reisesouvenir: Vieles, was Urlauber aus vermeintlicher Tier- und Naturliebe heraus unternehmen, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen oft als das Gegenteil. Denn für solche Urlaubserlebnisse und Souvenirs werden Tiere gequält. Beim Kauf mancher Souvenirs verstößt man sogar gegen Artenschutzbestimmungen.

Falsche Tierliebe: Affenfotos und Elefantenreiten
An spanischen, griechischen und marokkanischen Stränden werden Touristen Erinnerungsfotos mit Totenkopf- und Berberaffen angeboten. Um die oft illegal gehandelten oder gefangenen Tiere ruhig zu halten, werden sie unter Drogen gesetzt. In Thailand und Bali ist es bei Urlaubern beliebt, auf Elefanten zu reiten – für die Tiere ist das jedoch schlimme Quälerei: „Diese Elefanten werden brutal dressiert, um sie sich gefügig zu machen. In einigen asiatischen Ländern werden Jungtiere illegal aus freier Wildbahn gefangen, um als Touristenattraktion missbraucht zu werden“ sagt Daniela Freyer von Pro Wildlife. „Geben Sie für solche Urlaubsvergnügen kein Geld aus“, rät die Biologin. „Sie unterstützen damit Wilderei und illegalen Tierhandel. Und fast alle Tiere, die als Touristenattraktion herhalten müssen, werden nicht artgerecht gehalten.“

Delfinarien: Das Lächeln der Delfine trügt
Vor allem in der Türkei, den USA und der Dominikanischen Republik bieten Reiseveranstalter Ausflüge in Delfinarien an. Dort müssen die meist aus dem Meer gefangenen Delfine Tricks vorführen oder für „Schwimmen-mit-Delfinen“-Programme herhalten. „Delfine sind Wildtiere“, sagt Freyer. „In Gefangenschaft verstummen sie, weil sie ihr Echolot nicht einsetzen können.“ Gefangen werden die Meeressäuger bei grausamen Delfintreibjagden. Einzelne Tiere werden für Delfinarien in aller Welt aussortiert, in Japan wird der Rest mit Speeren brutal getötet. Delfinarien zahlen für ein dressiertes Tier bis zu 250.000 Euro. „Wer also aus vermeintlicher Tierliebe ein Delfinarium besucht, unterstützt auch das grausame Abschlachten von Delfinen“, erklärt Freyer. Stattdessen empfiehlt sie, Wale und Delfine in Freiheit zu beobachten: „Inzwischen gibt es vielerorts Anbieter von Walbeobachtungstouren, die die Tiere nicht bedrängen und Rücksicht nehmen.“

Genuss ohne Reue: Aufpassen, was auf den Teller kommt
In Island, Norwegen und den dänischen Färöer-Inseln werden weiterhin Wale gefangen, obwohl die Nachfrage nach Walfleisch stark zurückgegangen ist. Die Kühlhallen sind zum Bersten gefüllt. Um einen neuen Absatzmarkt zu finden, wird in jüngster Zeit verstärkt Walfleisch in Touristen-Restaurants angeboten. „Wer aus Neugier Walfleisch probiert, finanziert die blutige Waljagd mit“, warnt die Pro Wildlife Sprecherin. In Frankreich und Belgien sind auf vielen Speisekarten Froschschenkel zu finden. „Kaum ein Gourmet weiß, dass die Frösche in Indonesien millionenfach eingefangen werden und einen grausamen Tod sterben“, sagt Freyer.

Keine Tiere retten: Mini-Schildkröten in der Hosentasche
Kürzlich entdeckten Zöllner in München bei einer Frau eine nur wenige Zentimeter große Landschildkröte. „Bringen Sie niemals lebendige Tiere aus dem Urlaub mit“, rät die Artenschützerin Freyer. Vor allem schlecht gehaltene und auf Märkten angebotene Tiere erregen oft das Mitleid von Urlaubern. Doch die Tiere zu kaufen, um sie zu retten, ist der falsche Weg. Denn bekommen Tierhändler gutes Geld für gewilderte Tiere, plündern sie weiter die Natur – und schädigen so die Bestände. Bei der Einreise in Deutschland steht dann Ärger ins Haus, denn die Einfuhr vieler Arten ist streng verboten.

Reptilleder: Schnäppchen mit Folgen
Jedes Jahr beschlagnahmt der Zoll in Deutschland Souvenirs, die aus geschützten Tier-oder Pflanzenarten hergestellt wurden. Besonders im Trend liegen derzeit Taschen, Gürtel und Schuhe aus Reptilleder. „Glauben Sie weder Beteuerungen der Händler noch dubiosen Zertifikaten: Für Schlangen- und Waranleder werden meist wild gefangene Tiere gehäutet. Weil das Leder so beliebt ist und so viele Reptilien aus der Natur gerissen werden, drohen in manchen Gegenden Südostasiens bereits Rattenplagen, weil deren Fressfeinde fehlen“, so Freyer. (Pro Wildlife)



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