18. Februar 2012, Breslau (Wrocław)

Toleranzviertel von Breslau soll Touristenattraktion werden

Als Toleranzviertel oder als „Stadtteil der vier Konfessionen“ bezeichnet man den südwestlichen Teil der Altstadt von Wrocław (Breslau). Heute gehört das Viertel zu den beliebtesten Adressen des Breslauer Nachtlebens. Über Jahrhunderte lebten hier Vertreter unterschiedlicher Religionen friedlich zusammen. Die Stadtverwaltung möchte das Viertel nun verstärkt als Touristenattraktion vermarkten.

Auf kleinstem Raum befinden sich hier eine katholische, eine evangelische und eine orthodoxe Kirche sowie eine jüdische Synagoge. Sie erhielten durch teils aufwändige Restaurierungsarbeiten in den vergangenen Jahren ihren einstigen Glanz zurück. Vor drei Jahren begann man mithilfe eines umfangreichen Instandsetzungsprogramms das gesamte Viertel aufzuwerten.

Nun soll es auch als Touristenziel besser vermarktet werden. Dafür wurden die wichtigsten Sehenswürdigkeiten bereits mit Hinweistafeln in polnischer und englischer Sprache versehen und eine Touristenroute wurde ausgearbeitet. Eine ebenfalls zweisprachige Broschüre dazu soll noch in diesem Jahr erscheinen.

Die Route verbindet das ehemalige Breslauer Arsenal, das heutige Militärmuseum, mit dem einstigen preußischen Königsschloss, in dem sich heute das Historische Museum der Stadt befindet. Sie führt vorbei an den vier Gotteshäusern, darunter der evangelischen Hofkirche, und durch einige die schönsten Straßen und Höfe des Viertels.

Eine der Stationen ist die Pokoyhof-Passage, die mit ihren Gebäuden aus der Mitte des 19. und dem frühen 20. Jahrhundert originalgetreu restauriert wurde. Hier haben sich Szene-Cafés, Klubs und junge Start-up-Unternehmen ebenso angesiedelt wie Restaurants, Galerien und renommierte Firmen. Größtenteils wiederhergestellt ist das architektonische Ensemble der ul. Włodkowica, der früheren Wallstraße. Dort befanden sich zahlreiche Einrichtungen der einstigen jüdischen Gemeinde, wie beispielsweise das Jüdisch-Theologische Seminar.

Von der ehemaligen Wallstraße erreicht man auch die in einem Hinterhof gelegene Synagoge zum Weißen Storch. Das Innere des 1827-1829 nach Plänen von Carl Ferdinand Langhans erbauten klassizistischen Gotteshauses wurde 1938 während der Reichspogromnacht zerstört und das Gebäude selbst verfiel nach dem Zweiten Weltkrieg zusehends. 1995 kaufte das Kulturministerium die Immobilie und übereignete sie der Jüdischen Gemeinde. Die aufwändigen Instandsetzungsarbeiten wurden im Mai 2010 abgeschlossen. Seitdem bildet die Synagoge wieder einen kulturellen Mittelpunkt des Viertels. Ringsum haben sich zahlreiche Cafés und Restaurants angesiedelt. (FVA Polen)



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