25. April 2012, Föhr

Föhr zeichnet Tracht des Jahres 2012 aus

Vom 27. bis 29. April 2012 wird die Nordseeinsel Föhr Austragungsort des „Deutschen Trachtentages“ sein. Über einhundert Delegierte und Gäste aus allen Teilen Deutschlands werden nicht nur an den Sitzungen des Deutschen Trachtenverbandes (DTV) teilnehmen, miteinander ins Gespräch kommen, Beschlüsse fassen und Wahlen vornehmen, sondern auch dabei sein, wenn die Föhrer Tracht mit dem besonderen Prädikat „Tracht des Jahres“ ausgezeichnet wird.

Neben der friesischen Sprache, dem Fering, besitzt vor allem die inselfriesische Tracht für viele Föhrer einen hohen Identität stiftenden Charakter. Sie ist eine lebendige Tracht, die auch heute noch im Alltagsleben eine zentrale Bedeutung hat. Zudem fungieren die Föhrer Trachtenträgerinnen als weithin sichtbare Botschafterinnen ihrer Insel, ihrer Kultur und ihrer Traditionen. Auch, dass es keine dazugehörige Männertracht gibt, hat seine historischen Gründe, die eine Besonderheit im deutschen Trachtenwesen darstellt.

In der bunten Vielfalt der schleswig-holsteinischen Trachten ist das dunkle Gewand der Föhrer Friesinnen mit dem reichhaltigen Silberschmuck einzigartig. Nicht nur, dass die Föhrerinnen besonders würdevoll wirken – sie haben auch niemals aufgehört, Trachten zu tragen. Viele der von Generation zu Generation weitergebenen Trachtenteile können deshalb Familiengeschichten erzählen, und auch das ist einzigartig an der Inseltracht. Rund 150 Frauen allen Alters sind auf Föhr auch heute noch aktive Trachtenträgerinnen.
Jutta Kürtz, Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes, zeigte sich begeistert von der Auszeichnung der Föhrer Tracht. „Trachten sind gelebte Tradition. Sie machen die kulturelle und regionale Vielfalt unseres Landes sichtbar und werden als buntes und wunderschönes Symbol für Heimatbewusstsein und Identität wahrgenommen. Ich bin sehr glücklich über die hohe Wertschätzung, die die Föhrer Tracht in diesem Jahr bundesweit erfährt. Was für eine Anerkennung für die nimmermüden Trachtenleute, die mit so viel persönlichem Einsatz ihre Leidenschaft pflegen – und uns alle immer wieder mit ihrer Tracht und mit ihren Tänzen erfreuen. Möge die Begeisterung anhalten, damit Trachten ein lebendiger Teil unserer Zukunft bleiben“, so die SHHB-Präsidentin.

Die „Tracht des Jahres“ repräsentiert ihren Herkunftsort und dessen regionale Besonderheiten ein ganzes Jahr lang bei allen Ereignissen des Deutschen Trachtenverbandes mit seinen über 1,5 Millionen Mitgliedern. Und mit der Föhrer Tracht wird so auch ein Stück Schleswig-Holstein in der ganzen Bundesrepublik vertreten sein.

„Der Landestrachtenverband, wie auch die vier bestehenden Föhrer Trachtengruppen, freuen sich sehr, in diesem Jahr Gastgeber des „Deutschen Trachtentages“ zu sein und dem Deutschen Trachtenverband die kulturellen Besonderheiten der Insel Föhr vorstellen zu dürfen. Dass Schleswig-Holstein so eine ganz besondere, historisch gewachsene Trachtenlandschaft mit wirklich wunderschönen Trachten besitzt, wird sicher nicht nur unsere bayerischen Gäste in Staunen versetzen“, so der Vorsitzende des Verbandes, Uwe Carstensen, für den mit der Ausrichtung des „Deutschen Trachtentages“ eine monatelange Zeit der Vorbereitung zu Ende geht, an der auch viele Vertreter der Insel Föhr mit großer Unterstützung mitgewirkt haben.

Helga Wögens, Leiterin der Trachtengruppe Utersum, freute sich sehr, als sie von der Auszeichnung „ihrer“ Tracht durch den Deutschen Trachtenverband erfuhr. „In den auch auf Föhr immer schnelllebiger werdenden Zeiten bedeutet Tracht ein ganz großes Stück Kontinuität. Für mich persönlich drückt unsere Tracht vor allem auch das Wesen unserer Insel aus: sie erinnert mit ihrem Silberschmuck und den wertvollen Stoffen an die große Zeit des Walfangs, steht aber durch ihre vielen, auch jungen Trägerinnen genauso für ein Stück Föhrer Zukunft. Dabei hat sie auch ein stark verbindendes Element, denn egal, ob Ärztin oder Bäuerin, wenn wir tanzen, singen oder Friesisch miteinander sprechen, in unserer Tracht sind wir alle gleich“, so Helga Wögens, die als gebürtige Wykerin ihre Tracht – nicht ohne Stolz – zum ersten Mal am Tag ihrer Konfirmation trug, wie es auf der Insel üblich ist.

Der schleswig-holsteinische Landestrachtenverband, in dessen Hände die Organisation und Durchführung des „Deutschen Trachtentages“ vom Deutschen Trachtenverband gelegt wurde, hat ein umfangreiches Rahmenprogramm zusammengestellt, das mit einer gemeinsamen Überfahrt von Dagebüll nach Föhr und einem großen Empfang am Fähranleger beginnt, über eine mehrstündige Inselrundfahrt und einen Friesenabend reicht und mit einem gemeinsamen Gottesdienst in der St. Laurentii-Kirche in Süderende ausklingt. Am Gottesdienst wird auch der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Peter Harry Carstensen, als Zeichen seiner besonderen Wertschätzung gegenüber den vielen hundert schleswig-holsteinischen Trachtenträgern teilnehmen, die das nördlichste Bundesland immer wieder neu als farbenfrohen Blickfang repräsentieren und dabei ein Stück schleswig-holsteinische Identität, Kultur und Geschichte vermitteln. (Schleswig-Holsteinischer Heimatbund e.V.)



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