Ein Jahr „Fishing-for-Litter“: NABU zieht Bilanz
Ein Jahr nach dem Start des ersten „Fishing-for-Litter“-Projektes in Deutschland hat der NABU eine erste Auswertung „gefischter Abfälle“ aus dem Ostseeraum vorliegen. Metall, aber auch Kunststoffe, Textilien, Holz und Glas landen immer wieder in den Netzen der Fischer. Unterstützt von zahlreichen Partnern, stellt der NABU sicher, dass auf See gefischte Abfälle an Land gebracht und dort entsorgt und nicht zurück ins Meer geworfen werden. Inzwischen beteiligen sich in drei Ostseehäfen mehr als 30 Fischer.
„Wir freuen uns über die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Fischern, Abfallentsorgern und Kommunen. Die positiven Erfahrungen des ersten Jahres wollen wir nutzen und das Projekt weiter ausbauen“, so NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Startschuss in Burgstaaken und Heiligenhafen war am 5. Mai 2011, am 19. April dieses Jahres kam mit Sassnitz der dritte Ostseehafen hinzu. Die Idee hinter dem Projekt ist dabei so einfach wie effektiv. Den Fischern wird eine kostenlose Logistik zur Verfügung gestellt. Große Industriesäcke dienen der Müllsammlung an Bord, in den Häfen stehen Container bereit, die regelmäßig ausgetauscht werden. Die „gefischten“ Abfälle aber werden nicht einfach entsorgt, sondern in einer speziellen Sortieranlage auf ihre Zusammensetzung untersucht. So wollen die Projektpartner mehr über den Müll in der Ostsee erfahren. Denn Daten zur Belastung der Ostsee durch Abfälle sind bisher rar.
Anfang 2012 wurde der erste Müll untersucht. Die Ergebnisse bestätigen die vermutete heterogene Zusammensetzung der Abfälle. Viele der Fundstücke geben auch Hinweise auf ihre Herkunft. Während bei NABU-eigenen Untersuchungen im Bereich des Spülsaums überwiegend Abfälle von Touristen und Wassersportlern gefunden werden, handelt es sich bei den „gefischten“ Abfällen in erster Linie um industrielle Abfälle aus der Berufs- oder auch der Sportschifffahrt. „Es scheint immer noch gängige Praxis zu sein, alte, teilweise noch gefüllte Fässer, Dosen mit Farb- und Lackresten, Tauwerk oder ausgedientes Ölzeug von den Schiffen einfach über Bord zu werfen. Nur so erklärt sich deren hoher Anteil in unseren Containern. Das ist zwar verboten, aber Kontrollen und Strafen scheinen nicht ausreichend“, so NABU-Meeresschutzexperte und Projektleiter Kim Detloff.
Noch reicht die Stichprobe nicht, um abschließende Aussagen zum Müll am Grund der Ostsee treffen zu können. Daher verständigten sich die Projektpartner darauf, die Abfälle auch zukünftig auf ihre Zusammensetzung zu untersuchen. Darüber hinaus soll eine Studie Auskunft darüber geben, ob die Kunststoffabfälle noch wiederverwertbar sind.
Die Allianz gegen die Müllkippe Meer wird durch das Engagement des NABU-Projekts immer größer. Partner in Schleswig-Holstein sind die Fischergenossenschaften Fehmarn und Heiligenhafen, der Landesfischereiverband Schleswig-Holstein, die ZVO Entsorgung sowie die Städte Fehmarn und Heiligenhafen. Auf Rügen unterstützen die Kutter- und Küstenfisch Rügen GmbH, die Nehlsen GmbH & Co. KG sowie der Stadthafen Sassnitz. Überregionaler Projektpartner ist Der Grüne Punkt Duales System Deutschland GmbH.
Im Sommer 2010 startete das NABU-Projekt „Meere ohne Plastik“. Neben dem „Fishing for Litter“ initiierte der NABU seit dem Sammelaktionen an Stränden, beteiligt sich am wissenschaftlichen Umwelt-Monitoring, erarbeitet verschiedene Informationsmaterialien und führte Informations- und Bildungsveranstaltungen zum Thema durch. (NABU)
Tweet» Diesen Artikel via Mail weiterempfehlen